"Menschen, die sich lieben und wirklich gut zusammenpassen, haben fast immer ähnliche Bedürfnisse."
Ist da was dran oder nicht?!
Schaut man sich Liebespaare bei Social Media oder Getty Images & Co an, könnte man tatsächlich denken, dass wahres Beziehungsglück absoluten Gleichklang bedeutet. Und dass Konflikte, Alleingänge und Kompromisse nur etwas für Zweite-Klasse-Paare sind, die's einfach nicht besser hinkriegen...
Natürlich ist es angenehm, wenn sich zwei Menschen im selben Moment dasselbe wünschen.
Aber wer ernsthaft davon ausgeht, dass es die Voraussetzung ist, möglichst immer dieselben Bedürfnisse (oder dieselbe Meinung oder dieselben Pläne...) zu haben, damit es sich mit dem anderen richtig anfühlt, macht sich das Leben verdammt schwer.
Meinungsverschiedenheiten, widersprüchliche Erwartungen oder von einander abweichende Wünsche gibt es überall dort, wo Menschen aufeinander treffen.
Sie sind also vollkommen 'normal' - und selbstverständlich auch tagtäglich in glücklichen und gesunden Partnerschaften zu finden.
Doch was bedeutet das für den gemeinsamen Alltag und das geteilte Leben als Paar?
Wie gehe ich damit um, wenn mein Partner mal wieder "anders tickt" als ich?
In welchen Bereichen kann es Kompromisse für mich geben? Wo nicht?
Was verhindert ein konstruktives Gespräch? Was sind die Voraussetzungen dafür?
Wann sind Kompromisse fair und wann faul?
Diese und weitere Fragen beantworten wir im vorliegenden Artikel.
☝🏻 Schnelleinstieg zum Thema "Kompromisse in der Beziehung"
"Mein Partner tickt mal wieder anders als ich!" - Und jetzt?
Ihr Partner hat (mal wieder...) andere Prioritäten (Ansichten, Verhaltensmuster, Pläne, Wünsche...) als Sie selbst. - Das nervt! Und jetzt?!
Erst einmal Ruhe bewahren und sich (mal wieder...) der schlichten Tatsache bewusst werden:
"Der andere ist in diesem Moment anders, weil er ein anderer ist."
Punkt.
"Alles, was in ihm vorgeht oder was er spontan tut oder äußert, ist deshalb erst einmal kein gegen mich, sondern ein für ihn."
Das heißt: Seine Haltung erscheint ihm gerade offensichtlich am Plausibelsten, am Naheliegendsten, passt zu seiner aktuellen Verfassung, seinem Informationsstand, seiner jetzigen Vorstellung von "gut" oder "nicht gut", "angenehm" oder "unangenehm"...
Daher gilt es zunächst,
zu akzeptieren, dass Sie beide an diesem Punkt gerade uneins sind.
auszuhalten, dass es vermutlich kein eindeutiges "Richtig" oder "Falsch" gibt.
daran zu denken: Sie sind nicht gläsern - deshalb kann Ihr Partner nicht automatisch wissen, was Sie in einer konkreten Situation bewegt und was Ihre Motive sind, dieses oder jenes zu wollen oder nicht zu wollen.
zu überlegen: Welche Relevanz hat dieses jetzige "Anders ticken" für Sie?
Hiervon hängt ab, welches weitere Vorgehen sinnvoll ist.
Wo bin ich kompromissbereit, wo nicht?
Beziehungen, die als entspannt und liebevoll erlebt werden, haben fast immer eine Gemeinsamkeit: Die Paare machen nicht "aus Mücken Elefanten" und arbeiten sich nicht an unveränderbaren Unterschieden ab. Bevor "ein Fass aufgemacht wird", lohnt sich also ein gedanklicher Kurz-Check.
Um welche Art von Thema handelt es sich gerade? Ist es...
ein eher 'kleines' Thema (z.B. "Frühstücken wir jetzt oder in einer halben Stunde?" "Kümmerst Du Dich morgen um die kaputte Waschmaschine oder ich?" etc.),
ein 'mittelgroßes' Thema (z.B. Fahren wir in den Urlaub oder nicht? Kaufen wir uns ein Auto oder nicht? etc.) oder
ein 'großes' Thema (z.B. Wollen wir Kinder oder nicht? Ziehen wir in eine andere Stadt oder bleiben wir hier? etc.)
Und geht es um ein Thema, für das sich...
A) prinzipiell gemeinsame Lösungen und Kompromisse finden lassen (z.B. Wochenend-Gestaltung, Einrichtung, Ordnung, Zuständigkeiten, Kindererziehung...) oder
B) eher keine Kompromisse finden lassen (z.B. Temperament, Geschmack, Persönlichkeit, Fähigkeiten, Träume...)?
Generell gilt:
Je 'kleiner' das Thema, desto leichter fällt es den meisten Menschen, "dem anderen zuliebe" auf dessen Wünsche einzugehen. Es macht Sinn, sich immer wieder bewusst zu machen: Regelmäßige kleine Zugeständnisse haben große Auswirkungen auf das Wohlbefinden beider Partner.
Schwierig wird es allerdings, wenn einer von beiden Partnern das Gefühl hat, dass es sich um ein konstantes Muster handelt und er bei zahllosen vermeintlichen Kleinigkeiten durchgehend "den Kürzeren gezogen" hat.
Mittelgroße oder große Themen sollten nie "zwischen Tür und Angel" auf den Tisch kommen oder dann, wenn die Stimmung ohnehin bereits angespannt ist. Je 'größer' das Thema, desto ruhiger sollte der Rahmen sein, in dem es angefasst wird.
Möchte ein Partner den anderen gegen dessen Willen oder Möglichkeiten verändern, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Thema aus der Kategorie B, d.h. einem von beiden Partnern geht es um eine Art "Umerziehungsprogramm". Das ist von vornherein zum Scheitern verurteilt - denn niemand möchte sich gegen seinen eigenen Willen verändern lassen.
Wichtig zu wissen:
Ein Großteil der Paare stresst sich, weil immer und immer wieder aufgrund von unveränderlichen Kategorie B-Themen gestritten wird oder beim Start einer wichtigen Diskussion der Gesprächsrahmen nicht stimmt.
Das bedeutet:
Bei Kategorie B-Themen braucht es Akzeptanz und Toleranz und ein entspanntes Setting - und nicht Durchsetzungswillen oder Verhandlungsgeschick oder die schnelle Lösung.
Bei Kategorie A-Themen sollten beide Partner in einen offenen, wohlwollenden Austausch kommen, um nach einer fairen, gemeinsamen Lösung zu suchen.
Diese 5 Einstellungen verhindern gute Kompromisse
Die folgenden Einstellungen sind Kompromissfindungs-Killer und sollten schleunigst aus Ihrem Miteinander verbannt werden:
"Hier geht's ums Prinzip!"
Wer in einem "hellen Moment" feststellt, dass es ihm vor oder während eines Gesprächs "ums Prinzip" oder ums "Recht haben" geht, sollte eine Debatte schleunigst unterbrechen. Denn mit einer Prinzipienreiter-Haltung kann keine Lösung gefunden werden, die sich für beide Parteien gut anfühlt."Ein guter Kompromiss liegt immer in der Mitte."
Mag sinnvoll klingen - ist es aber nicht. Nicht jeder Kompromiss kann zwangsläufig „in der Mitte“ liegen, sondern er muss vor allen Dingen in der entsprechenden Situation zu beiden Partnern passen."Das letzte Mal hast Du Dich durchgesetzt, diesmal bin ich dran."
Viel wichtiger als eine genaue Strichliste des Wer-hat-sich-wann-durchgesetzt ist das subjektive Erleben beider Partner, dass sie gehört und verstanden wurden. Wer den Eindruck hat, dass es dem anderen egal ist, was in ihm vorgeht, ist und bleibt unzufrieden. Auch wenn er zwischendurch "der Bestimmer" sein konnte."Wenn wir uns entschieden haben, bleibt es auch so!"
Je rigider und unflexibler die Haltung in bzw. nach einem Kompromissfindungsprozess ist, desto weniger Entwicklung und Lernkurven wird es geben. Kompromisse sollten nie in Stein gemeißelt sein, sondern immer wieder auf ihre aktuelle Sinnhaftigkeit hin überprüft werden."Meine Freunde (Deine Eltern, die Kinder, unsere Nachbarn...) finden auch, dass ich Recht habe!"
Mangelnde Diskretion und die Hinzunahme vermeintlicher Unterstützer im "Recht haben" drängen den Partner automatisch in eine Verteidigungshaltung und führen dazu, dass er mit Trotz, Scham oder Verärgerung reagiert. Der Partner wird künftigen Meinungsverschiedenheiten entweder aus dem Weg gehen oder ihnen genervt und in Hab-acht-Stellung begegnen - beides keine guten Voraussetzungen für tragfähige gemeinsame Lösungen.
Mit diesen 6 Strategien erzielen Sie die besten Kompromisse
Wenn Sie die folgenden 6 Aspekte beherzigen, werden Sie und Ihr Partner zum Power-Team und können Ihre Liebe und Verbindung zueinander stärken.
Polieren Sie Ihre Einstellung
Machen Sie sich - so oft wie möglich - bewusst, dass Ihre Beziehung längst einen gemeinsamen Nenner hat:Sie beide haben sich gern.
Sie beide wollen es miteinander schön haben.
Sie beide möchten, dass es Ihnen gut geht.
Keiner von Ihnen hat sich den anderen ins Leben geholt, um endlich jemanden bei sich zu haben, den er nach Strich und Faden schikanieren, übergehen und kränken kann.Unterscheiden Sie klug
Braucht es an diesem Punkt überhaupt einen Kompromiss? Kann es hier wirklich eine Einigung geben? - Lautet die ehrliche (bzw. realistische) Antwort "Nein!", dann sparen Sie sich Ihre Energie für andere Herausforderungen, wo ein "Ärmel-hochkrempeln-Spirit" auch wirklich Sinn macht. Jetzt und hier sind womöglich viel dringender eine Zusatz-Portion Akzeptanz, Toleranz und Gelassenheit gefragt...Schaffen Sie einen entspannten Gesprächsrahmen
Je wichtiger der Anlass, desto ruhiger und angenehmer sollte der Gesprächsrahmen sein. Gerade erst gestresst heimgekommen? Anschlusstermine? Neugierige Lauscher in der Nähe? Musik zu laut? Hungrig, durstig, müde? Alles nicht die richtigen Voraussetzungen für ein offenes und wohlwollendes Gespräch über wichtige Angelegenheiten.Nutzen Sie smarte Kommunikationstechniken
Im Verlauf eines Gesprächs muss jeder Gesprächspartner beide Rollen einnehmen: die des Sprechers und die des Zuhörers. Nur bei einem wohlwollenden Austausch, bei dem beide Beteiligten ihre Wünsche und Bedürfnisse offen äußern können, sind Lösungen erwartbar, die beide Partner zufriedenstellen.
Sprecher-Rolle:Bitten Sie den anderen darum, dass er Ihnen für ein paar Minuten sein "Ohr schenkt" und einfach nur zuhört.
Teilen Sie ihm in "Ich-Botschaften" Ihren aktuell wichtigsten Wunsch (Bedürfnis, Gedanken, Überlegung...) mit.
Seien Sie dabei möglichst offen.
Bleiben Sie respektvoll und ruhig.
Zuhörer-Rolle:
Hören Sie aufmerksam und körperlich zugewandt zu.
Signalisieren Sie Ihr Interesse daran, die Perspektive Ihres Partners verstehen zu wollen.
Fassen Sie das Gehörte zwischenzeitlich kurz zusammen und versichern Sie sich, dass Sie alles richtig verstanden haben.
Fragen Sie freundlich nach, wenn Ihnen etwas unklar ist.
Nur wenn auf beiden Seiten die Bereitschaft besteht, auf den Partner einzugehen, den eigenen Standpunkt darzulegen und ihn anschließend vom anderen hinterfragen zu lassen, werden Kompromisse möglich.
Seien Sie kreativ
Werden Sie bei der Kompromisssuche ruhig kreativ und geben Sie auch scheinbar „verrückten“ Ideen eine Chance. Gerade ungewöhnliche Gedankenspiele sind bereichernd und können neue Perspektiven eröffnen.Bleiben Sie flexibel
Wurde ein gemeinsamer Kompromiss gefunden, ist es sinnvoll, ihn nach einiger Zeit noch einmal zu bewerten. Prüfen Sie miteinander, ob er für Sie funktioniert und ob Sie beide mit ihm zufrieden sind. Trauen Sie sich, offen anzusprechen, wenn der erste Lösungsversuch für Sie nicht alltagstauglich war. Nutzen Sie die Chance, gemeinsam Verbesserungen vorzunehmen, bis Sie einen langfristig zufriedenstellenden Weg gefunden haben.
Wann sind Kompromisse in der Beziehung fair, wann faul?
Natürlich wäre es wunderbar, für jeden Konflikt "die perfekte Lösung" für beide Partner zu finden. In der Realität ist das allerdings nicht möglich, beispielsweise dann, wenn einer der Partner einen Kinderwunsch hat, während der andere kinderlos bleiben möchte.
Ist für beide Partner das dahinterliegende Bedürfnis essenziell wichtig, gibt es keinen Mittelweg.
Egal, wie die Entscheidung ausfiele: Einer würde mit großer Wahrscheinlichkeit dauerhaft leiden.
Das wird mit der Zeit nicht nur zu einem geringeren persönlichen Wohlbefinden führen, sondern auch zu einer massiven Belastung der Partnerschaft. Wenn einer der Partner langfristig bereut, einen großen Lebenstraum nicht gelebt zu haben, wird das dem anderen irgendwann zum Vorwurf gemacht – und ihm spätestens in einer Streitsituation unsanft entgegengeschleudert.
Das kann letztendlich dazu führen, dass die gesamte Beziehung infrage gestellt wird. Haben zwei Menschen zu zentralen Lebensbereichen oder relevanten Werten diametral entgegengesetzte Einstellungen, die sich partout nicht vereinen lassen, kann eine Trennung der sinnvollste Weg sein - auch dann, wenn beide Menschen sich emotional sehr nah stehen.
Dieser Weg sollte jedoch keinesfalls vorschnell eingeschlagen werden, bevor nicht alle Mittel für eine potenzielle Kompromissfindung ausgeschöpft wurden. Wenn Sie bei einem Konflikt-Thema mit Ihrem Partner in einer Sackgasse stecken, in der Sie weder vor- noch zurückkommen, empfiehlt sich eine Paarberatung oder Eheberatung bei einem qualifizierten Paartherapeuten, bevor Sie weitreichende Entscheidungen treffen.
Ist ein Kompromiss auch mit dessen Unterstützung nicht möglich, kann er eine Trennung begleiten und zu einer konfliktarmen Auflösung der Beziehung verhelfen, bei der die freundschaftliche Bindung im besten Fall erhalten bleibt.
Die explosivsten Konfliktbereiche in bei denen es gute Kompromisse braucht
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Zusammenfassung
Um gute Kompromisse zu erzielen, sind folgende Aspekte wichtig:
Sorgen Sie für einen stressfreien Gesprächsrahmen.
Teilen Sie Ihren Standpunkt ruhig und respektvoll mit.
Hören Sie sich interessiert die Wünsche Ihres Partners an.
Signalisieren Sie Verständnis für dessen Perspektive.
Verhindern Sie Streit (Vertagen Sie ggf. das Gespräch).
Klären Sie, ob es um eine Kompromissfindung oder Akzeptanz der Unterschiede geht.
Überlegen Sie, an welcher Stelle Sie nicht kompromissbereit sein können oder wollen.
Vermeiden Sie die klassischen Gesprächskiller (z.B. "Es geht ums Prinzip!").
Nutzen Sie die bewährten Sprecher- und Zuhörer-Fertigkeiten (z.B. Ich-Botschaften, Zusammenfassen).
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