Liebessprache Zärtlichkeit (Physical Touch) verstehen: Der ultimative Leitfaden

Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Paartherapeutin, Pädagogin, Coach
Kategorie: Kommunikation
Lesedauer: Minuten
Dr. Judith Gastner
Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Paartherapeutin, Pädagogin, Coach
Kategorie: Kommunikation
Lesedauer: Minuten
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'Zärtlichkeit' als wichtigste Liebessprache - Was bedeutet das für beide Partner?

Liebe ist ganz ohne Übertreibung das schönste Gefühl auf der Welt. Je besser unsere Fähigkeit ist, Liebe zu zeigen und zu empfangen, desto harmonischer sind unsere Beziehungen und desto glücklicher ist unser Leben insgesamt.

Einer der bekanntesten amerikanischen Paartherapeuten, Gary Chapman, beschreibt mit seinem Konzept "Die 5 Sprachen der Liebe" verschiedene Ausdrucksformen von Liebe (lesen Sie hierzu gerne unseren Übersichtsartikel Die '5 Sprachen der Liebe' - von Paartherapeuten erklärt mit kostenfreiem Selbsttest).

  • Wie empfangen Menschen bevorzugt Signale der Liebe von anderen Menschen?
  • Wie bringen sie selbst ihre eigenen Liebesgefühle anderen gegenüber zum Ausdruck?

Wir Menschen unterscheiden uns darin, welche Zeichen der Zuneigung uns am meisten bedeuten, was also unsere "Muttersprache" in Liebesdingen ist. Im Prinzip kann aber jeder Mensch alle "Sprachen der Liebe" verstehen oder erlernen.

Ein Problem bei der Verständigung gibt es nur, wenn uns nicht bewusst ist, dass der Partner eine ganz andere "Sprache der Liebe" als Muttersprache hat - insbesondere in emotional aufwühlenden Momenten.

Die 5 Liebessprachen im Überblick

Chapman geht davon aus, dass es fünf grundlegende Sprachen der Liebe gibt:

1) Liebe Worte (Words of Affirmation)

2) Zweisamkeit (Quality Time)

3) Geschenke (Receiving Gifts)

4) Hilfsbereitschaft (Acts of Service)

5) Zärtlichkeit (Physical Touch)

Die eigene Liebe und Zugehörigkeit zum Partner durch Zärtlichkeiten oder erotische Berührungen erleben zu können, ist für viele Liebende eine ganz besondere Form der Kommunikation. Deshalb möchten wir im Folgenden auf die Liebessprache "Zärtlichkeit" etwas genauer eingehen.

Die Bedeutung von Zärtlichkeit als Liebessprache

Zärtlichkeit ist ein Bedürfnis, das tief in unserer Psyche verankert und für unser emotionales und körperliches Wohlbefinden entscheidend ist.

Mit Babys und Kleinkindern kommunizieren wir vor allem durch Berührungen. Ein großer Teil der Eltern vermittelt den eigenen Kindern aber auch dann, wenn sie schon viel größer sind, Liebe, Fürsorge, Anerkennung und Bestätigung weiterhin durch Umarmungen und körperliche Nähe (zumindest teilweise). Erst im Teenager-Alter werden etliche Kids dann 'kratzbürstiger' und lassen elterliche Zärtlichkeiten nicht mehr so wie früher zu bzw. fordern sie selbst nicht mehr aktiv ein.

Zärtlichkeit als Liebessprache kommt dann aber in romantischen Beziehungen wieder zum Tragen. In Paarbeziehungen kann sie sowohl Leidenschaft und Verlangen hervorrufen, als auch für Nähe und Geborgenheit sorgen.

Verschiedene Arten von Berührungen

Es gibt so viele unterschiedliche Formen von Berührungen, mit denen wir unsere Liebe zum Ausdruck bringen können. Nicht nur Umarmungen, Küsse oder Sex fallen unter die Liebessprache Zärtlichkeit, sondern auch Händchen halten, Streicheln, Massagen oder ein subtiles 'Hand auflegen' (das manchmal Wunder bewirken kann...).

Vorteile der Liebessprache Zärtlichkeit

Wie jede Liebessprache hat auch die Zärtlichkeit eine Reihe an Vorzügen, in deren Genuss Sie kommen, falls Sie oder Ihr(e) Partner(in) hier Muttersprachler sind.

Weniger Stress

Ob eine innige Umarmung oder entspannende Massage - ist der Mensch gerade gestresst, hilft kaum etwas so gut und schnell wie liebevolle Berührungen, um die Stresshormone im Körper wieder zu reduzieren.

Tiefere Bindung

Wenn wir unseren Partner berühren, wird das "Liebeshormon" Oxytocin freigesetzt, welches die Bindung zueinander stärkt.

Bessere Stimmung

Momente körperlicher Intimität können uns auf natürliche Weise "high" machen (wie es sonst vielleicht nur durch die Zugabe ungesunder Substanzen zu erreichen wäre... 😉)

Mehr Wohlbefinden

Zärtlichkeit sorgt nicht nur im Moment für einen Rausch an Glückshormonen, sondern erhöht darüber hinaus nachweislich unsere Lebenszufriedenheit und unser generelles Wohlbefinden.

Herausforderungen der Liebessprache Zärtlichkeit

☝🏻 Eine häufige Herausforderung für 'Zärtlichkeit-Muttersprachler' ist, dass Beziehungen generell meist mit sehr viel Zärtlichkeit und Leidenschaft beginnen (also auch mit einem Partner, der üblicherweise nicht besonders 'verschmust' ist) - die körperliche Nähe mit der Zeit aber fast immer nachlässt. Das ist also - bis zu einem gewissen Grad - absolut 'normal' und erwartbar.

Viele Menschen begehen dann aber den Fehler, 'weniger körperliche Berührung' mit 'weniger Liebe' oder 'mangelnder Zuneigung' gleichzusetzen.

Dieser Rückgang an Signalen der Zärtlichkeit hat aber meist andere Gründe: Frisch Verliebte können meist "kaum die Finger von einander lassen". Unsere Hormone zwingen uns am Anfang einer Beziehung förmlich dazu, das geliebte Wesen so oft wie nur möglich zu berühren. Dieser Hormon-Cocktail lässt mit der Zeit nach. Es kommt dann nicht mehr 'automatisch' zu einer Flut von Küssen, sobald der andere in unserer Nähe ist.

Diesem Trend kann jedoch gezielt entgegengesteuert werden: Initiieren Sie bewusst Zärtlichkeit, Berührung, Nähe mit Ihrer Partner bzw. Ihrer Partnerin.

Warten Sie nicht darauf, dass der/die andere beginnt, Sie in den Arm zu nehmen. Er/Sie drückt seine/ihre Liebe womöglich anders aus als bevorzugt über Berührung, Streicheln, Schmusen. Zögern Sie nicht, in punkto Körperlichkeit immer wieder den ersten Schritt zu machen.

Wichtig: Seien Sie nicht persönlich gekränkt, wenn es Ihnen zwischendurch mal nicht gelingen sollte, den anderen in einen Kuschelmodus zu versetzen. Dann ist für ihn gerade einfach nicht der richtige Zeitpunkt.

Vielleicht hilft Ihnen diese Metapher: Wenn Sie gerade absolut keinen Hunger haben, würden Sie vermutlich selbst Ihr Lieblingsessen ablehnen - und das bedeutet nicht, dass es Ihnen generell nicht mehr schmeckt. 😉

Die eigenen Bedürfnisse richtig kommunizieren

Sollten Sie den zärtlichen Liebessprachlern angehören, ist es wichtig zu lernen, die eigenen Bedürfnisse so zum Ausdruck zu bringen, dass der andere sie gut verstehen und auch 'annehmen' kann - ohne sich zu sehr kritisiert zu fühlen und in eine Verteidigungsposition zu rutschen.

  • Lassen Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin zunächst (wieder) einmal wissen, wie wichtig Zärtlichkeit für Sie ist.
  • Tauschen Sie sich möglichst offen darüber aus, welche Arten von Berührungen Sie besonders lieben.
  • Bitten Sie um körperliche Nähe, wenn Sie sie brauchen. Ihr Partner kann keine Gedanken lesen. Stehen Sie sich nicht mit falschem Stolz selbst im Weg, sondern gehen Sie aktiv auf Ihre(n) Liebste(n) zu.
  • Geben Sie der Erfüllung Ihrer Wünsche eine wirklich Chance. Vermeiden Sie möglichst konsequent vorwurfsvolle Formulierungen im Sinne von: "Ist es denn wirklich zu viel verlangt, mir einen Abschiedskuss zu geben?!" Auf einen Vorwurf reagieren die meisten Menschen unwillkürlich mit einer Flucht- oder Verteidigungsreaktion und nicht mit liebevollem Nachfragen oder einer warmherzigen Geste.
  • "Hätte, hätte, Fahrradkette..." Bitte keine rückwärts gewandten Vorwürfe à la: "Ich hätte es halt wichtig gefunden, wenn Du mich nach meiner Rückkehr letztes Wochenende in den Arm genommen hättest!" Denn gegen die Vergangenheit können wir im Nachhinein nicht mehr gewinnen - die Gegenwart und die Zukunft können wir jedoch in unserem Sinne mitformen und -gestalten, wenn wir es klug und behutsam anstellen.

So gelingt mehr Zärtlichkeit im Alltag

Wie alle guten Dinge hat auch die Zärtlichkeit ständig mit dem aufdringlichen Alltag zu kämpfen. Damit sie sich in Ihrer Beziehung (wieder) häufiger durchsetzen (und so Ihre Partnerschaft stärken) kann, finden Sie hier ein paar konkrete Tipps:

Zeit reservieren

Es mag unromatischer klingen als es ist: Planen Sie regelmäßig Zeit für Zärtlichkeit ein (Kuscheln, Massagen etc. Sie dürfen an dieser Stelle gerne auch 'Sex' mitdenken - doch das Wort 'Sex' im Terminplaner mutet vielleicht etwas unsexy an. 😉. Wer sich aktiv Zeit für Zärtlichkeiten nimmt, erlebt in der Regel früher oder später automatisch auch (wieder) mehr Erotik...)

Händchen halten

Halten Sie Händchen, wenn Sie spazieren gehen oder beieinander sitzen. - Klingt vielleicht banal, kann aber einem zärtlichen Muttersprachler den ganzen Tag verschönern.

Massagen anbieten

Schenken Sie Ihrem Partner eine liebevolle Massage, entweder als Gutschein zu einem bestimmten Anlass oder als Überraschung, wenn er oder sie nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommt.

Liebevolle Begrüßungen & Verabschiedungen

Küssen und umarmen Sie sich jeden Tag, wenn Sie sich verabschieden oder wiedersehen. Stehen Sie für den anderen auf, wenn er nach Hause kommt oder im Gehen begriffen ist. Machen Sie sich das zur festen Gewohnheit. Sie werden sofort einen Unterschied in Ihrer Beziehungsqualität spüren.

Weiter dazulernen?

Glückwunsch! Ob Muttersprachler oder nicht - Sie gewinnen gerade immer mehr Expertise in der Liebessprache "Zärtlichkeit". 😉

Sollten Sie Ihrem Portfolio weitere der fünf Sprachen der Liebe hinzufügen wollen, finden Sie hier die Artikel zu:

Viel Spaß und herzliche Grüße!

Ihre Dr. Judith Gastner


Häufige Fragen

Was bedeutet Zärtlichkeit als Liebessprache?

Jeder Mensch hat ein tief verankertes Bedürfnis nach Zärtlichkeit. Die meisten Eltern zeigen vor allem jüngeren Kindern ihre Liebe und Zuneigung durch Berührungen und Umarmungen. Menschen mit dieser Liebessprache drücken so auch in der Partnerschaft bevorzugt ihre innigen Gefühle aus und interpretieren umgekehrt zärtliche Gesten als bedeutsamsten Liebesbeweis.

Welche Vorteile hat die Liebessprache Zärtlichkeit?

Liebevolle Berührungen senken das Stresslevel, stärken durch das „Kuschelhormon“ Oxytocin die Bindung zwischen den Partnern, machen gute Laune (bis hin zu einem „High“-Gefühl) und tragen zum allgemeinen Wohlbefinden und mehr Lebenszufriedenheit bei.

Welche Herausforderungen bringt die Liebessprache Zärtlichkeit mit sich?

In den meisten Beziehungen lässt die körperliche Nähe mit der Zeit nach. Das ist völlig normal. Menschen mit der Liebessprache Zärtlichkeit können das jedoch als abnehmende Liebe fehlinterpretieren. Der Partner bringt seine Zuneigung aber u.U. auf ganz andere Weise zum Ausdruck. Fernbeziehungen sind für die ‚Zärtlichen‘ oft besonders schwer.

Wie kann ich meinem Partner mitteilen, dass Zärtlichkeit meine Liebessprache ist?

Damit Ihr Partner seine Liebe so vermitteln kann, dass es auch wirklich bei Ihnen ankommt, muss er Ihre Liebessprache kennen. Teilen Sie ihm mit, wie wichtig Ihnen Zärtlichkeit ist. Welche Art von Berührungen mögen Sie besonders? Bitten Sie ihn direkt (und vorwurfsfrei!) um körperliche Nähe, wenn Sie sie brauchen. Erinnern Sie ihn zwischendurch an Ihre Liebessprache.

Wie lässt sich mehr Zärtlichkeit in den Beziehungsalltag integrieren?

Damit die Zärtlichkeit im stressigen Alltag nicht zu kurz kommt, hilft es, regelmäßig Zeit für Zweisamkeit zu reservieren. Aber auch bewusste und innige Begrüßungen und Verabschiedungen, Händchenhalten beim gemeinsamen Spaziergang oder eine liebevolle kurze Massage zwischendurch versüßen einem Zärtlichkeits-Muttersprachler den Tag.

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Über die Autorin / den Autor

Dr. Judith Gastner ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Pädagogin und Paartherapeutin. Die Mitbegründerin und wissenschaftliche Leiterin von PaarBalance, der bekanntesten interaktiven Paartherapie online im deutschsprachigen Raum, unterstützt seit über 20 Jahren Menschen in den Bereichen Beziehungsanbahnung, Partnerschaftsgestaltung, Sexualität, Krisenbewältigung & Trennungsverarbeitung.