Die meisten Menschen in unseren Breitengraden verbinden Feste Beziehung automatisch mit Ausschließlichkeit und Monogamie. "Wenn man einander wirklich liebt, ist man doch rundum versorgt und braucht keine weiteren Partner", heißt es üblicherweise.
Aber:
- Stimmt das wirklich?
- Trifft das auf alle Paare zu?
- Und: Weshalb interessieren sich dann offensichtlich so viele Menschen für das Konzept Offene Beziehung?
Was genau unter Offene Beziehung verstanden wird, welche Herausforderungen, Risiken, Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten eine für weitere Partner geöffnete Beziehung mit sich bringt, welche Regeln beachtet werden sollten und welche Erfahrungen wir als Paartherapeuten zu dieser Thematik sammeln durften, erfahren Sie im vorliegenden Blogartikel.
Offene Beziehung - Definition
In einer offenen Beziehung nehmen sich beide Partner (in manchen Fällen auch nur einer von beiden) die Freiheit, neben der bestehenden festen Partnerschaft auch andere (Sexual-)Partner bzw. (Sexual-)Partnerinnen zu haben. Dabei gibt es verschiedene Beziehungsmodelle:
Die "klassische" offene Beziehung
Bei diesem Beziehungskonzept "dürfen" beide Partner innerhalb gewisser Regeln Sex mit anderen Personen haben. In der Theorie sollten die Seitensprünge vor allem körperlicher (und möglichst nicht allzu tiefer emotionaler...) Natur sein.
Die einseitig offene Beziehung
In einer einseitig offenen Beziehung "erlaubt" sich nur einer der beiden Partner Seitensprünge, während der andere dies nicht tut - weil er die Möglichkeit sexueller Begegnungen mit mehreren Menschen für sich selbst gar nicht in Anspruch nehmen und ausleben möchte.
Auch diese Konstellation kann funktionieren, obschon sie auf den ersten Blick "unfair" erscheinen mag. Ist beispielsweise für eine Person eine Beziehung nur unter der Bedingung sexueller Freiheiten vorstellbar, während die andere lieber monogam sein möchte, lassen sich unter Umständen Kompromisse finden. Allerdings kann es für Paare eine Herausforderung sein, das dadurch entstehende Ungleichgewicht durch andere Aspekte der Partnerschaft auszugleichen.
Die offene Ehe (open marriage)
Die offene Ehe (open marriage) ist im Prinzip nichts anderes als eine offene Beziehung unter Verheirateten. Diese Konstellation erleben Partner manchmal als besonders herausfordernd, da quasi noch mehr 'auf dem Spiel steht', falls das Konzept nicht funktionieren und es am Ende zu einer Scheidung kommen sollte. Außerdem spielen bei verheirateten Paaren kulturelle, religiöse und familiäre Faktoren oftmals eine größere Rolle. Ein soziales Umfeld, das dem Konzept der offenen Beziehung entschieden ablehnend gegenübersteht, kann eine erfolgreiche Umsetzung zusätzlich erschweren - insbesondere dann, wenn sie mit Geheimhaltung, Schuldgefühlen, Rechtfertigung etc. einhergeht.
Polyamorie
"Polyamorie" (oder Polyamory) ist ein Kunstwort, das sich aus dem Altgriechischen "polýs" (viel, mehrere) und dem lateinischen "amor" (Liebe) zusammensetzt. Polyamore Partnerschaften unterscheiden sich von offenen Beziehungen darin, dass es in erster Linie nicht um sexuelle Begegnungen eines oder beider Partner außerhalb der ursprünglichen Beziehung geht, sondern dass es eine Vereinbarung gibt, sich auch in andere Personen verlieben und tiefe weitere Liebesbeziehungen parallel zur bestehenden Partnerschaft eingehen zu können.
Polyamore Beziehungen müssen dabei nicht zwangsläufig in jeder Hinsicht komplett offen sein. Beispielsweise kann eine Person auch mehrere vertraute Menschen lieben und mit ihnen in innigem Austausch stehen - aber nur mit dem "Hauptpartner" bzw. der "Hauptpartnerin" in sexueller Hinsicht intim sein.
Dreiecksbeziehungen und ähnliches
Es gibt auch Formen von Polyamorie, innerhalb derer drei Menschen in einer seelischen und sexuellen Liebesbeziehung zueinander stehen, bei der sich die beiden gleichgeschlechtlichen Personen als bisexuell erleben. Auch im Kontext von Dreiecksbeziehungen lassen sich verschiedene Konstrukte basteln - je nach den Wünschen und Vorstellungen der Beteiligten. Auch hier gilt: Entscheidend ist eine möglichst offene und klare Kommunikation zwischen den Liebespartnern.
Offene Beziehungen: Ein neues Phänomen?
Das Phänomen "Offene Beziehung" klingt modern, ist aber in Wahrheit so alt wie die Menschheit selbst. Seit Menschengedenken sind wir hin- und hergerissen zwischen Treue und Lust, Sicherheit und Freiheit, Monogamie und Polygamie.
Seien es polygame Stammeskulturen, Orgien im alten Rom oder der biblische König Salomon mit seinen siebenhundert fürstlichen Frauen und dreihundert Nebenfrauen: Monogamie war nicht immer und überall die gesellschaftliche Norm.
Warum offene Beziehung?
Es gibt viele Gründe, warum sich Menschen eine offene Beziehung wünschen. Etwa dann, wenn in der Partnerschaft nicht alle sexuellen oder emotionalen Bedürfnisse gestillt werden. Allerdings kommt es genauso vor, dass eine Person in ihrer Partnerschaft insgesamt sehr zufrieden ist - und sich dennoch nach Abenteuern, One-Night-Stands und erotischer Freiheit sehnt.
In vielerlei Hinsicht sind sich Männer und Frauen hier ähnlich. Vor dem Hintergrund der Evolutionsbiologie lassen sich jedoch ein paar unterschiedliche Aspekte feststellen.
Warum wollen Männer eine offene Beziehung?
Wir leben zwar in einer modernen, zivilisierten Gesellschaft - die Instinkte und körperlichen Bedürfnisse haben wir jedoch von unseren steinzeitlichen Vorfahren geerbt. Um zu verstehen, warum manche Männer, teilweise wortwörtlich, beschreiben, einen 'ganz instinktiven' Drang nach sexueller Abwechslung zu verspüren, lohnt es sich, einen Blick auf die evolutionäre männliche Sexualstrategie zu werfen.
Wie jeder anderen Spezies war es auch für Menschen im zeugungsfähigen Alter von zentraler Bedeutung, sich erfolgreich fortzupflanzen und die eigenen Gene weiterzugeben. Während eine Frau (je nach Dauer des Stillens ihrer Nachkommen und Wiedereinsetzen ihrer Menstruation nach vorheriger Entbindung), in der Regel höchstens einmal pro Jahr schwanger werden konnte, war es einem Mann (zumindest theoretisch) seit jeher möglich, mehrmals am Tag ein neues Baby auf den Weg zu schicken. Mit vielen Frauen Sex zu haben, bedeutete für Männer in evolutionsbiologischer Hinsicht, die eigenen Gene so weit wie möglich zu verbreiten und die Nachkommenschaft zu sichern.
Gepaart mit einem hohen Sexualtrieb (vor allem in Lebensphasen, in denen der männliche Testosteronspiegel sehr hoch ist) ist es wenig verwunderlich, dass auch heute noch insbesondere jüngere Männer vor sexueller Exklusivität zurückschrecken. Gerade optisch attraktive Männer, die eine große Auswahl an Sexualpartnerinnen genießen, möchten die Möglichkeit, sich 'sexuell ausleben' zu können, auch nutzen.
Dies ist natürlich kein Freibrief zum Fremdgehen, wenn in einer bestehenden Partnerschaft Monogamie als gemeinsames Beziehungskonzept vereinbart wurde. Wir sind schließlich reflektierte Wesen, die sich nicht von urzeitlichen Bedürfnissen steuern lassen müssen. Doch wir sollten uns mit solchen Hintergründen beschäftigt haben, um den männlichen Drang nach sexueller Freiheit womöglich etwas besser einordnen zu können.
Selbstverständlich können bei Männern - ebenso wie bei Frauen - auch viele andere Gründe (Lust auf Abwechslung, mangelnde Nähe oder schwindende erotische Anziehung in der Beziehung, nicht erfüllte Bedürfnisse usw.) eine Rolle spielen, wenn der Wunsch nach weiteren intimen Beziehungen immer stärker wird.
Warum wollen Frauen eine offene Beziehung?
Im Gegensatz zum Mann war es - stammesgeschichtlich betrachtet - nicht im Interesse einer Frau, mit möglichst vielen Sexualpartnern zu schlafen. Auch in früheren Zeiten konnte eine Frau ja, wie bereits gesagt, nur etwa einmal pro Jahr schwanger werden - und jede Schwangerschaft und Mutterschaft bedeutete ein Risiko für Leib und Leben. Daher war es wichtig, sich den Vater der eigenen Brut gut auszusuchen. Für Frauen galt also in dieser Hinsicht: Qualität über Quantität. Lieber ein Mann mit erstklassigen Genen, der sie und das Kind während und nach der Schwangerschaft versorgen kann, als jede Nacht einen neuen Unbekannten.
Aus diesen evolutionsbiologischen Gründen (und aufgrund des im Durchschnitt etwas niedrigeren weiblichen Sexualtriebs) gibt es auch heute noch tendenziell weniger Frauen als Männer, die in Umfragen angeben, sich aus purer Lust auf sexuelle Vielfalt eine offene Beziehung zu wünschen. Laut einer Studie der University of Guelph in Ontario war Untreue von Frauen am häufigsten mit Beziehungsunzufriedenheit verknüpft.
Aber wie gesagt: Dies sind lediglich Tendenzen. Und natürlich geht es Frauen heutzutage, die sexuell abenteuerlustig und experimentierfreudig sind und sich im Laufe ihres Lebens einen bunten Strauß an erotischen Erfahrungen wünschen, nicht in erster Linie darum, schwanger zu werden (insbesondere dann nicht, wenn der Kinderwunsch bereits abgeschlossen ist oder nie da war oder die Menopause bereits eingesetzt hat oder...). 😉
Risiken & Chancen einer offenen Beziehung
Wie sieht es mit der Umsetzung offener Beziehungsmodelle aus? Was braucht es, damit die gewünschte Offenheit auch wirklich funktioniert? Wo gibt es Fallstricke? Was ist zu bedenken, wenn eine monogame Partnerschaft in eine offene Beziehung transformiert werden soll?
Paare in der Beratung - Die Voraussetzungen für eine "offene Beziehung"
Im Rahmen unserer jahrzehntelangen Arbeit als Paartherapeuten haben wir die Erfahrung gemacht, dass offene Beziehungsmodelle für eine Vielzahl der Paare, die sich an unsere Praxis wenden, kaum umsetzbar wären - zumindest nicht zu dem Zeitpunkt ihrer Kontaktaufnahme.
Um ein offenes Beziehungskonzept als Paar ausprobieren zu können, braucht es ein ganz besonders hohes Maß an Wir-Gefühl, Kommunikation, Vertrauen, Stressresistenz, Selbstreflexion und Toleranz. Die Menschen, die Paartherapeuten oder Berater aufsuchen, tun dies aber leider in der Regel nicht als Präventionsmaßnahme oder vorausschauend (um sich unterstützen zu lassen, wenn größere Veränderungen bevorstehen), sondern dann, wenn es in der Vergangenheit bereits zu schmerzhaften Verletzungen und eskalierenden Konflikten gekommen ist. D.h. dass es den Paaren, die wir überwiegend begleiten, schon eine ganze Weile nicht (mehr) gelungen ist, gute Lösungen für bestehende Herausforderungen zu finden.
Insofern wären bei den meisten Klienten-Paaren bei Therapiebeginn nicht die Voraussetzungen gegeben, offene Beziehungsmodelle, für die ganz besonders viel Kompromissbereitschaft und Selbstbewusstsein erforderlich ist, zu implementieren.
Paare, die als Team gut funktionieren und die es gemeinsam schaffen, sich respektvoll mit auch komplexen Beziehungs- und Lebensformen (zu denen offene Beziehungsmodelle gehören) auseinanderzusetzen, sitzen weit seltener bei uns "auf der Couch".
Offene Beziehung - Test: Hält meine Partnerschaft das aus?
Um entscheiden zu können, welche Form des Zusammenlebens (Monogamie, Polygamie, Polyamorie, gemeinsames Swingen, ...) die für Sie beide stimmigste Lebensform ist, sollten Sie Ihre bestehende Partnerschaft in aller Ruhe unter die Lupe nehmen.
Das Wissen um die Stärken und Gefahren in der bestehenden Paarbeziehung / Ehe ist bei geöffneten Beziehungsmodellen ganz besonders wichtig. Machen Sie sich bewusst, welche Ressourcen und welche Tretminen bei Ihnen beiden vorliegen. Nur so können Sie bewusst an den wichtigsten Stellschrauben drehen und sich als Paar verbunden bleiben.
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Die Risiken offener Beziehungsmodelle: Wo lauern die Gefahren?
Bei offenen Beziehungskonzepten gibt es bekanntermaßen ein paar Tretminen, durch die auch eine sonst stabile Paarbeziehung Schaden nehmen kann. Diese möchten wir im Folgenden kurz skizzieren.
- Eifersucht
Es liegt auf der Hand. Das größte Problem bei offenen Beziehungen ist die Eifersucht. Denn: Liebe will besitzen (zumindest in sehr vielen Fällen...). Wenn wir einen Partner in unser Herz schließen, machen wir uns emotional verwundbar. Fast zwangsläufig haben wir Angst, ihn oder sie zu womöglich eines Tages wieder zu verlieren.
Der Gedanke, unsere(n) Liebste(n) im Bett mit einer oder einem anderen zu sehen und zu wissen, dass er in diesen Momenten Nähe, Lust und Leidenschaft mit einer anderen Person teilt, während man selbst davon ausgeschlossen ist, kann auch bei einem insgesamt sehr aufgeschlossenen Menschen zu einem inneren Konflikt führen. Diese Eifersucht in den Griff zu bekommen, ist für die meisten Menschen eine Mammutaufgabe. - Vertrauen
Sich auf eine offene Beziehung einzulassen, erfordert ein gigantisches Maß an Vertrauen. Vertrauen, dass der Partner sich an vereinbarte Regeln hält, keine Grenzen überschreitet, Loyalität bewahrt und am Ende des Tages (bzw. am Ende der Nacht...) wieder zu einem zurückkehrt. Dieses Vertrauen ist oft schwer zu gewinnen und kann durch den kleinsten Fehler erschüttert werden. - Kommunikation
Einer der möglichen Nachteile einer offenen Beziehung: Es kann u.U. ein transparenter Austausch erschwert werden. Der Partner, der gerade etwas Aufregendes erlebt, ist erfüllt von berauschenden Eindrücke und Emotionen. Die meisten Menschen möchten jedoch keine sexuellen und intimen Highlights der Seitensprünge ihres Partners im Detail mitgeteilt bekommen. Das führt dann u.U. zu einer Form von Verschweigen, Auslassen, Geheimhalten - worunter die Kommunikation und Verbundenheit in der bestehenden Partnerschaft leiden kann. - Sicherheit
Für Menschen mit einem hohen Bedürfnis nach Sicherheit, Zweisamkeit und Geborgenheit in der Partnerschaft ist es besonders schwierig, eine offene Beziehung zu leben. Die Sorge, den geliebten Partner womöglich doch zu verlieren, macht es für sie ganz besonders schwierig, sich fallen zu lassen. - Regeln
Regeln sind für eine erfolgreiche offene Beziehung unverzichtbar. Doch während sie in der Vorstellung schnell entworfen sind, können sie in der Praxis zu heftigen Konflikten führen.
Was ist, wenn die Affäre nachts nicht mehr nach Hause fahren kann, weil die S-Bahn ausfällt, man aber eine Keine-Übernachtungs-Regel vereinbart hat? Was, wenn der One-Night-Stand einen im Rausch der Leidenschaft aufs Ehebett schmeißt, das doch eigentlich als Tabu erklärt war?
Es sind zahlreiche Situationen vorstellbar, in denen es sehr schwierig sein kann, die vereinbarten Regeln einzuhalten. Hier kann es zu Vertrauensbrüchen und Verletzungen kommen. - Gesundheit
Durch den Kontakt mit wechselnden Sexualpartnern steigt das Risiko, sich mit STDs (sexuell übertragbare Krankheiten) anzustecken. Im Gegensatz zum Single-Leben trägt man dieses Risiko nicht allein, sondern gefährdet u.U. auch den eigenen Partner bzw. die eigene Partnerin. - Verletzungen
Egal, wie viel Akzeptanz und Toleranz wir in der Theorie zeigen: In der Realität kann es uns zutiefst verletzen, wenn unser Herzensmensch sich mit jemand anderem vergnügt - insbesondere dann, wenn es einem selbst gerade nicht gut geht. Unterbewusste Erwartungen, er/sie würde es letztlich dann doch nicht tun, oder Ängste, man wäre ihm/ihr vielleicht doch nicht gut genug, können Menschen aus der Bahn werfen. Zu verletzten Emotionen kann es auch auf Seiten der Affäre(n) kommen, wenn sich starke Gefühle entwickelt haben oder falsche Erwartungen entstanden sind. Langfristig eine offene Beziehung zu führen, ohne jemals Gefühle zu verletzen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. - Image
Es kann von den Beteiligten als unangenehm erlebt werden, wenn Außenstehende davon erfahren, dass ihr Partner nicht beabsichtigt, treu zu sein (selbst wenn dies vom Paar einvernehmlich so vereinbart worden ist). So kann es bereits zu Verletzungen kommen, bevor jemals ein Seitensprung stattgefunden hat - schlichtweg weil der falschen Person von dem Konzept erzählt wurde. - Entfremdung
Als Reaktion auf ständige Unsicherheit oder Eifersucht kann es vorkommen, dass sich der eine Partner emotional zunehmend vom anderen entfernt. Über die Dauer einer offenen Beziehung kann es dann u.U. zu einer starken Entfremdung kommen. - Fremdverliebt
Wenn Menschen miteinander intim werden, kommen - entgegen der besten Absichten - oft starke Gefühle ins Spiel. Beim Kennenlernen einer neuen attraktiven Person schüttet unser Gehirn eine Art Emotionscocktail aus, der uns gegen unseren Willen zu ihr hinzieht. Aus dieser Verknalltheit kann echte Verliebtheit werden, aus der Verliebtheit irgendwann Liebe. Zu diesem Thema haben wir einen eigenen Artikel geschrieben: Verliebt trotz Beziehung - Was Sie jetzt unbedingt tun und lassen sollten
Die Chancen offener Beziehungsmodelle: Wie kann eine offene Beziehung funktionieren?
Zugegeben: Offene Beziehungsmodelle klingen ganz schön riskant. Und das ist es für eine Vielzahl der Partnerschaften auch. Doch bei einer ehrlichen und kontinuierlichen Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen und denen des Partners, kann eine offene Beziehung umsetzbar sein.
- Transparenz, Respekt & Co
Dieser Prozess muss von Transparenz, Wohlwollen, Respekt und Kompromissbereitschaft getragen sein. Dann kann ein gemeinsames Lebens- und Liebeskonzept gefunden werden, das von alle Beteiligten als Bereicherung - und nicht als Bedrohung - erlebt wird. - Als Gegenmittel bei FOMO (Fear Of Missing Out = Angst, etwas zu verpassen)
Die Öffnung einer ehemals monogamen Beziehung kann beispielweise verhindern, dass sich ein alles in allem glückliches Paar aus der Angst heraus, sich noch nicht genug "ausprobiert" und "ausgelebt" zu haben, trennt. Insbesondere bei Paaren, die sehr jung zusammengekommen sind, gehört dies nämlich den häufigsten Trennungsgründen. - Freiheitsdrang
Einem Partner mit hohem Freiheitsdrang kann die Öffnung der Beziehung den nötigen Raum geben, um sich in einer festen Beziehung nicht eingesperrt, sondern geborgen und wohl zu fühlen. - Grundvoraussetzung: Stabile Beziehung
Das Konzept funktioniert allerdings nur, wenn eine ganz wichtige Grundvoraussetzung beachtet wird: Die offene Beziehung muss aus einer insgesamt stabilen und guten Partnerschaft heraus entstehen - nicht aus tiefer Unzufriedenheit mit sich und/oder dem anderen! - Nichts überstürzen
Wenn Sie aktuell ernsthafte und noch unbewältigte Probleme in Ihrer Beziehung haben, sollten Sie nicht darüber nachdenken, mal auf die Schnelle ein paar neue (Sexual-)Partner in Ihr Leben einzuführen. Das wäre ein Rezept zum Desaster, denn: Alle Probleme, die Sie als Paar miteinander haben, werden im Laufe einer offenen Beziehung an die Oberfläche gespült und meist noch deutlich verstärkt. - Als Paar an den Schmerzpunkten arbeiten
Gab und gibt es beispielsweise keinerlei erfülltes Sexualleben (und fand bisher auch keine positive Auseinandersetzung mit diesem Thema statt), kann ein 'heißer' neuer Sexualpartner Sie von heute auf morgen in eine tiefe Beziehungskrise stürzen. Funktioniert die Kommunikation in der eigenen Beziehung gar nicht (mehr), kommen Sie mit großer Wahrscheinlichkeit in ernsthafte emotionale Turbulenzen, wenn 'die Affäre' Ihnen besser zuhört als Ihr Partner usw.
Eine offene Beziehung bedeutet für viele Paare zunächst eine Zerreißprobe. Bevor Sie sich auf ein Modell einlassen, bei dem noch weitere Menschen in Ihr Liebes- und Sexualleben integriert werden sollen, ist es daher immens wichtig, als ursprüngliches Paar so stabil und verbunden wie möglich zu sein.
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Tipps & Regeln für eine offene Beziehung
Sie haben Ihr PaarBalance-Beziehungsprofil erhalten und sind überzeugt davon, dass ein offenes Beziehungskonzept gut zu Ihnen und Ihrer Partnerschaft passt? Im folgenden Abschnitt haben wir die wichtigsten Tipps zusammengefasst, die für ein Gelingen geöffneter Partnerschaften hilfreich sind:
Regeln
Lassen Sie keine Fragen wie "Was darf man in einer offenen Beziehung machen?" offen. Überlegen Sie sich möglichst konkrete Szenarien und wie mit diesen umgegangen werden soll. Stellen Sie sich mental auch auf die Herausforderungen in der Praxis ein (z.B. "Was, wenn es so spät ist, dass sie/er nicht mehr nach Hause fahren kann, obwohl anders vereinbart?") und finden Sie gemeinsam eine Lösung.Prioritäten
Priorisieren Sie Ihre Beziehung. Sollten Interessenskonflikte entstehen (Date vereinbart, aber dem Partner geht es nicht gut und er baucht Sie), entscheiden Sie sich im Interesse Ihres Partners.Beziehungskonto
Im Laufe einer offenen Beziehung wird es immer wieder Abbuchungen vom (emotionalen) "Beziehungskonto" geben. Zahlen Sie deshalb gerade jetzt besonders fleißig ein (mit lieben Worten & Gesten, schönen Aktivitäten...). Planen Sie Date Nights, nehmen Sie sich Zeit zu zweit, beschenken Sie einander, gehen Sie zärtlich miteinander um, tauschen Sie sich besonders viel aus etc.Leidenschaft
Je mehr erfüllten Sex, Innigkeit und Leidenschaft es zwischen Ihnen als Paar gibt, desto weniger Sorgen machen Sie sich, dass Ihr/e Partner/in jemand anderen auf Dauer interessanter finden oder mit der anderen Person ungleich spannendere Erfahrungen machen kann als mit Ihnen.Safer Sex
In einer offenen Beziehung ist Verhütung und Safer Sex mit u.U. mehreren außenstehenden Sexualpartnern ein absolutes Muss. Das Risiko von Schwangerschaft oder sexuell übertragbaren Krankheiten sollte konsequent minimiert werden.Vergewisserung
Versichern Sie einander immer wieder Ihre Liebe. Behalten Sie im Kopf, dass Ihre One-Night-Stands oder Affären Ihren Partner verunsichern werden (und anders herum). Nehmen Sie sich gegenseitig diese Unsicherheit so gut Sie können.Kommunikation
Bleiben Sie stets in Kommunikation, wie es Ihnen aktuell mit der Konstellation geht. Geben Sie Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin keinesfalls das Gefühl, mit seinen/ihren Sorgen auf sich allein gestellt zu sein.Arbeiten Sie an Ihrer Beziehung!
Es ist jetzt wichtiger denn je, dass Sie darum bemüht sind, Ihre Partnerschaft stabil zu halten oder zu verbessern. Mit neuen Herausforderungen müssen auch Sie als Paar wachsen, wenn Sie langfristig bestehen und glücklich sein möchten. Sollten Sie sich Unterstützung wünschen, können Sie sich hier zu unserem PaarBalance-Online-Coaching informieren.
Zusammengefasst:
Eine offene Partnerschaft kann als Beziehungsmodell gelingen, wenn das 'ursprüngliche' Paar in einem intensiven und kontinuierlichen Austausch miteinander bleibt und um das Wohlergehen des anderen und um faire Kompromisse bemüht ist. Offene Beziehungsmodelle unterliegen - wie so vieles im Leben - immer auch Risiken und Nebenwirkungen. Wie solche Risiken und Nebenwirkungen minimiert werden können, erfahren Sie u.a. beim JOYclub.
Wir wünschen Ihnen alles Gute!
Ihre Dr. Judith Gastner & das PaarBalance-Team