Wie Beziehungen funktionieren – Diese 11 Mythen zerstören die Liebe

Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Paartherapeutin, Pädagogin, Coach
Lesedauer: Minuten
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Dr. Judith Gastner
Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Paartherapeutin, Pädagogin, Coach
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Eine glückliche Beziehung gilt nachweislich als der wichtigste Faktor für Gesundheit und Lebenszufriedenheit - umso erstaunlicher ist es, dass sich die wenigsten Paare (jeder für sich oder gemeinsam) genauer damit beschäftigen, wie eine glückliche Beziehung denn eigentlich funktioniert.

Als Paartherapeuten (hier mehr über uns) werden wir tagtäglich damit konfrontiert, dass viele Menschen mit etlichen ihrer Annahmen darüber, was eine glückliche Partnerschaft und eine erfüllte Beziehung ausmacht, ziemlich falsch liegen - mit zum Teil fatalen Folgen.

Wir möchten, dass Sie Ihr eigener Beziehungsexperte für Ihre bestehende Partnerschaft werden und sich (wieder) bewusst machen, wie sich gute Gefühle vom Anfang Ihrer Liebe auch im Alltag wiederbeleben lassen.

Deshalb teilen wir in diesem Artikel unsere Erfahrungen aus der Praxis und das Wissen aus über 50 Jahrzehnten Paarforschung mit Ihnen.

Im Folgenden werden wir einige der verbreitetsten Beziehungsmythen genauer unter die Lupe nehmen und erläutern, was es - aus paartherapeutischer Sicht - für eine glückliche Beziehung braucht beziehungsweise für erfüllte Beziehungen gerade nicht braucht. 😉

Beziehungsmythos 1: Streit ist wie ein reinigendes Gewitter!

Wie Beziehungen funktionieren: Beziehungsmythos Streit

Bei jedem Streit besteht die Gefahr, dass „feine Risse“ entstehen, die bei jedem weiteren Krach größer werden und dazu führen können, dass die Beziehung letztlich kaputt geht - weil aus Wut oft Worte fallen, die tief verletzen und nicht so einfach wieder vergessen werden können.

Bekäme man eine kostbare Vase geschenkt (und gehört der Partner, die Liebe, die eigene Beziehung nicht zum Kostbarsten in unserem Leben?), würde man auch bei schlechter Laune nicht im Vorbeigehen mal eben drauf schlagen - und sich früher oder später wundern, weshalb die schöne Vase kaputt gegangen ist, geklebt werden muss und nie mehr unversehrt sein wird...

WICHTIG! Das bedeutet NICHT, dass es in glücklichen Beziehungen keine Kontroversen, unterschiedlichen Bedürfnisse, eine vom anderen abweichende Meinung, eine hitzige Diskussion, Ehrlichkeit (auch wenn sie mal ungemütlich für beide ist) etc. geben darf und soll.

ABER:

  • Streit ist nicht die Lösung.
  • Streit muss nicht als „normal“ erachtet werden.
  • Streitkultur gibt es nicht.

Es braucht andere Formen für die gemeinsame Konfliktlösung in Beziehungen, die möglichst frühzeitig zum Einsatz kommen sollten - nämlich dann, wenn Paare noch Vertrauen zu einander und Respekt vor dem anderen haben - und nicht erst, wenn Wut und Ärger derart groß sind, dass sich Streit nicht mehr umschiffen lässt.

Beziehungsmythos 2: Der Partner als Blitzableiter

"Überall muss man sich zusammenreißen – es ist in einer längeren Beziehung einfach nicht zu ändern, dass der Partner früher oder später auch mal zum Blitzableiter wird…"

Die Konvention, im sozialen Miteinander nicht regelmäßig „die Sau rauszulassen“ und sich um Respekt zu bemühen und erst einmal "an sich zu halten", hat seinen guten Grund:

  • Im Arbeitskontext würde man schnellstens entlassen oder nicht mehr „gebucht“ werden
  • Im Freundschaftskontext hätte man die längste Zeit Freunde gehabt

Warum sollte das nicht auch für Paare gelten? Kann es ohne Auswirkungen bleiben, sich dem Partner gegenüber wie ein Rumpelstilzchen aufzuführen? Es ist nirgends in Stein gemeißelt, dass der andere einen auf immer und ewig lieben muss und sich seine positiven Gefühle bewahrt – ganz egal, wie wir uns benehmen oder was wir tun.

Eine Beziehung ist kostbar und braucht einen behutsamen Umgang!

Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, sich zu überlegen, wo und wie er überschüssige negative Energien loswerden kann, bevor er sich seinem Partner zuwendet.

Aber wie kann es gelingen, dass wir - ob Mann oder Frau, älter oder jünger, seit kurzem oder schon lange zusammen - lernen, unserem Partner gegenüber nicht auszuticken, auch wenn wir noch so aufgewühlt sind?

Was braucht es, um starke Gefühle wie Wut und Frust zu kontrollieren, gegenseitig respektvoll zu bleiben, den anderen nicht als Blitzableiter zu nutzen - und das über Jahre und Jahrzehnte?

  • Vielleicht hilft ja zwischendurch der klassische Box-Sack, auf den eine viertel Stunde lang schonungslos eingedroschen wird? Schweißtreibendes Joggen im Park? Eine kalte Dusche?
  • Oder ein Telefonat mit der besten Freundin führen, die seit Jahren sofort versteht, was uns gerade fertig macht: Ganz egal, ob es sich um Sorgen wegen der Kinder handelt, Jammern über eigene Schwächen. Ob wir mal wieder unsere Meinung über die Ungerechtigkeit der Chefin loswerden müssen oder nur ganz allgemein schimpfen, in einer furchtbar anstrengenden Phase mit entsetzlich nervigem Alltag festzustecken.
  • Vielleicht tut es gut, den entspanntesten unserer Kumpels bei einem Feierabendbier zu sehen: Den, der nichts erklärt bekommen muss und trotzdem immer einen passenden Spruch weiß. Der sofort bereit ist, gemeinsam über das Leben zu philosophieren und miteinander die Nacht durchzuquatschen.

Danach bekommt der Partner bestimmt nicht mehr ungefiltert die ganze negative „Packung“ ab.

Für heiße Eisen in der Beziehung gilt sowieso die Regel: Nur schmieden, wenn sie nicht mehr extrem heiß sind! Also: abgekühlt statt aufgewühlt!

Beziehungsmythos 3: Probleme müssen immer ausdiskutiert werden.

Viel reden führt nicht automatisch zu viel Problemlösung! Oft wird immer wieder sehr lange um dieselben Themen gekreist – und die Probleme werden dadurch eher zementiert oder gar überdimensional groß anstatt aufgeweicht und aus der Welt geschafft.

Wichtig, wenn ein Paar miteinander über unterschiedliche Bedürfnisse spricht:

  • Offen für wirklich neue und unkonventionelle Lösungen bzw. einen guten Kompromiss bleiben - sonst besteht die Gefahr, dass jeder bereits zu wissen meint, wie die bestmögliche Lösung aussieht. Anstatt dem anderen interessiert zuzuhören, sammelt man (während der Partner gerade spricht) innerlich bereits eigene Gegenargumente
  • Ein Kompromiss ist nur dann gut, wenn er beiden (ein bisschen) weh tut
  • Wenn ein 'Problem' aufgrund der Charaktereigenschaft von einem der beiden Partner besteht (z.B. „Warum bist Du immer so ruhig (und nicht quirlig und extravertiert)?!“ oder „Deine Langsamkeit macht mich gerade wahnsinnig! Rede doch verdammt nochmal ein bisschen schneller…“ o.ä.), ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Problem gemeinsam aus der Welt geschafft werden kann, extrem gering. Dem Partner bestimmte Eigenheiten oder Schwächen um die Ohren zu hauen, hilft niemandem weiter und führt garantiert nicht dazu, dass wir nach dieser kalten Dusche wieder mehr Nähe empfinden und uns glücklich und zufrieden fühlen.

Alle denen, die eine lange, glückliche Beziehung führen möchten, sei gesagt: Stecken Sie mehr Energie in die Akzeptanz der Eigenheiten oder kleinen Schwächen Ihres Partners anstatt ihn mit Gewalt verändern zu wollen (denn das gelingt nämlich sowieso nicht!). 

Die meisten Paare berichten, dass beide Partner sofort wieder mehr Nähe in ihrer Beziehung spüren konnten und das Gefühl hatten - manchmal nach Jahren! - endlich wieder offene Gespräche führen zu können, sobald geklärt war, dass sie den anderen künftig nicht mehr 'umerziehen' wollen, sondern sich zusammen auf zugewandte Weise mit der Frage beschäftigen, was ihrer Beziehung gut tun könnte.

Beziehungsmythos 4: Erst mal die Probleme lösen!

"Erst müssen wir unsere Probleme lösen – dann können wir’s (vielleicht) wieder schöner miteinander haben - und eines Tages das haben, was man unter einer glücklichen Beziehung versteht"

Eine sehr häufige Fehleinschätzung! Denn es ist genau umgekehrt:

Erst wenn die Atmosphäre in der Beziehung (wieder) einigermaßen entspannt ist und beide Partner auch ungetrübte Zweisamkeit erleben können, ist der einzelne Partner bereit, sich anzuhören, was den anderen glücklich und zufrieden machen könnte - und schaltet auch bei konkreten Veränderungswünschen des Partners nicht automatisch auf Durchzug.

Dann besteht auch nicht die Gefahr, dass beide Partner in der Beziehung sich jeweils zur Wehr setzen und mit eigenen Kritikpunkten aufwarten, sobald sie sich selbst kritisiert fühlen.

Der archaische Mechanismus von Flucht oder Verteidigung greift nämlich in allen Arten von Beziehungen:

Wer sich vom eigenen Partner in die Enge getrieben fühlt, der flieht oder schlägt zurück. Und genau das löst ein Satz wie „Wir müssen reden!“ sofort aus.

Beziehungsmythos 5: Vergangenes muss aufgearbeitet werden!

Das Leben findet täglich statt!

Wer innerlich immerfort an Vergangenem festhält und ungute frühere Erlebnisse in der Beziehung permanent ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit rückt, verliert die Gegenwart aus den Augen und versäumt es, Tag für Tag positive Ursachen zu setzen.

Schöne Erlebnisse sind aber der Stoff, aus dem jede glückliche Beziehung gemacht ist: Es braucht ein Gegengewicht zu unerfreulichen Erfahrungen aus der Vergangenheit.

Meist ist es die weit bessere Strategie, sich immer wieder darum zu bemühen, ungute Situationen, die in der Vergangenheit liegen und nicht mehr verändert werden können, auch vergangen sein zu lassen und in eine Art imaginäre „Vergangenheits-Kiste“ einzusortieren und aktiv zuzumachen.

Beziehungsmythos 6: Meine Kritik ist doch nur gut gemeint!

Ich mein’s doch nur gut, wenn ich meinen Mann/meine Frau ab und zu daran erinnere, dass er/sie abnehmen/ nicht mehr rauchen/ mehr Sport machen/ sich anders anziehen/ sich besser präsentieren (…) sollte.

Erst einmal darf man sich natürlich ALLES wünschen:

  • Dass der moppelig gewordene Partner 15 Kilo abnimmt und in wenigen Wochen mit Sixpack vor einem steht.
  • Dass die unsportliche Partnerin 3 mal die Woche ins Fitnessstudio geht, damit eine gemeinsame Bergtour endlich klappt.
  • Dass der am Wochenende erschöpfte Partner Saturday Night mit einem bis zum Morgengrauen um die Häuser zieht - und was nicht noch alles…

ABER: Es steht nirgends geschrieben, dass auch alle unsere Wünsche erfüllt werden müssen. Und schon gar nicht, wenn sie in erster Linie die Veränderung eines anderen Menschen betreffen.

Jeder muss seine persönliche Entwicklung selbst vollziehen – und zwar in seinem eigenen Tempo, möglichst ohne zu viel Druck von außen, im Vertrauen darauf, als "Gesamtpaket" gemocht zu werden - inklusive der eigenen Schwächen.

Denn sonst wird die sog. „Reaktanz“ erzeugt, d.h.:  Selbst wenn der Partner weiß, dass unsere Vorschläge / Wünsche prinzipiell gut, wichtig und richtig sein dürften (abnehmen, nicht mehr rauchen, weniger Alkohol trinken, mehr Sport machen, geselliger werden o.ä.):

Wird er in der Beziehung immer wieder von UNS mit diesen Änderungswünschen konfrontiert (mit Etiketten wir: "Ich mach mir halt Sorgen", "Mir geht's doch nur um Ehrlichkeit zwischen uns!"), steigt die Wahrscheinlichkeit rapide, dass er sich nicht in die von uns erhoffte Richtung verändern wird - weil er unsere Aufforderungen und Erinnerungen (selbst wenn sie von uns auch noch so sehr als Unterstützung angedacht waren) als Druck und nicht (mehr) als in erster Linie eigenes Anliegen erlebt.

All die, die ihre subjektiv empfundene Beziehungsqualität ("wir haben eine insgesamt glückliche Beziehung" versus "in unserer Beziehung läuft es nicht rund") davon abhängig machen, ob bzw. in welchem Tempo sich die vermeintlichen Schwächen des Partners verändern, werden ihre Beziehung mit großer Wahrscheinlichkeit nie ungetrübt genießen können.

Beziehungsmythos 7: Kontrolle ist besser als Vertrauen – auch in der Partnerschaft.

Wenn wir dem geliebten Menschen nachspionieren (Handy checken, Telefonate belauschen, E-Mails heimlich lesen, die Freunde des anderen „geschickt“ ausfragen o.ä.) und dieser das dann irgendwie herausfindet, entsteht ganz schnell ein womöglich tiefer Riss in der Partnerschaft, denn:

Liebe ist ein Kind der Freiheit.

Wir wünschen uns alle, dass der andere „freiwillig“ und gerne mit uns zusammen und aus eigenem Antrieb treu ist und aus diesem Grund nichts tut, was die Beziehung ernsthaft gefährden könnte.

Fühlt sich der Partner überwacht und nimmt bei uns die Voreinstellung „Misstrauen & Verdacht“ statt „Vertrauen & Im Zweifel FÜR den Angeklagten“ wahr, passiert in unserer Beziehung nämlich genau das, was wir vermeiden wollten:

Der andere ist genervt. Fühlt sich falsch eingeschätzt. Entfernt sich innerlich von uns.

Irgendwann holt er sich Anerkennung von anderswo. Und stürzt sich womöglich – falls ihm ohnehin permanent Untreue unterstellt wird – in ein Abenteuer (siehe hierzu auch den Artikel "Fremdgehen verzeihen").

Daher ist es - wenn uns Eifersucht und Verlustangst plagen - ein Irrweg zu glauben:

Wir müssen in der Beziehung das Gehege nur schön klein und übersichtlich gestalten und den Ausgang gut absichern – dann haben wir lebenslang die Kontrolle über das von uns geliebte Wesen und es wird uns nie abhandenkommen!

Bei einem Meerschweinchen mag das vielleicht funktionieren. Aber bei unserem Partner? Never ever!

Je enger wir den Zaun um den von uns geliebten Menschen ziehen, desto wahrscheinlicher wird es, dass er eines Tages aus der Beziehung ausbricht. Und zwar ganz. Und dann für immer. Weil ihm der Platz zum Laufen und die Luft zum Atmen genommen wurden.

Um jeden Preis festhalten, was wir lieben – das funktioniert in einer Beziehung nicht.

Beziehungsmythos 8: Mit Komplimenten und Lob sollte man sparsam umgehen.

"Mit Komplimenten und Lob sollte man sparsam umgehen – sonst stumpft der andere ab."

JEDEM tun Anerkennung und Wertschätzung gut. Und jeder freut sich, wenn er hört und spürt, dass der andere die eigenen Bemühungen und guten Seiten sieht, schätzt und in Worte fasst.

Es gibt also erst einmal keinen Grund dafür, NICHT großzügig mit Komplimenten und Lob umzugehen.

Abgesehen davon, dass es uns selbst gut tut und unsere Laune hebt, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die positiven Seiten des anderen lenken anstatt darauf zu lauern, was am anderen NICHT perfekt ist, wird der andere unwillkürlich konstant darin bestärkt, seine guten Anteile beizubehalten und vielleicht sogar noch auszubauen…

Fehlt die Anerkennung für den anderen, ist die Gefahr groß, dass die Bemühungen unseres Partners nach und nach eingestellt werden („Sie/Er sieht es ja eh nicht…“) - so dass die Beziehung zunehmend lieblos zu werden droht. Dadurch steigt die Gefahr, sich anderswo Bestätigung zu suchen.

Beziehungsmythos 9: Wenn mein Partner mich wirklich lieben würde, würde er spüren, was ich brauche.

Was für eine erstaunlich hartnäckige Fehlannahme!

„Der andere muss mich doch gefälligst so gut kennen, dass er von selbst spürt, was ich mir wünsche, was mich glücklich macht, was ich in welcher Situation brauche - zumal, wenn ich es ihm doch vor 23 Jahren schon mal konkret gesagt habe. Er behauptet schließlich, dass er mich liebt. Wenn ich erst einen Wink mit dem Zaunpfahl geben muss, kann ich mich nicht mehr richtig über eine Aktion meines Partners freuen. Andere Paare verstehen sich doch auch ohne Worte.“

Aber: Wenn sich zwei Individuen in einer Beziehung zusammentun, haben sie in ihrem jeweiligen „biographischen“ Rucksack bereits ihr ganz spezifisches Gepäck an

  • Erfahrungen aus der eigenen Kindheit,
  • Erinnerungen an die Beziehung der Eltern,
  • diversen eigenen Beziehungserlebnissen
  • Annahmen darüber, wie viel wovon zu einer glücklichen Beziehung dazu gehört (Sex, Vertrauen, Zusammen sein, schonungslose Ehrlichkeit, gemeinsame Events, andere Paare treffen etc.)

Dadurch existieren oft ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, wie man dem anderen zeigt, dass man ihn gern hat.

Beispiel: Liebeserklärungen

  • der eine: in Worten
  • der andere: durch Geschenke
  • wieder ein anderer: dadurch, dass er dem anderen Arbeit abnimmt

Beispiel: Einer von beiden hat Kummer

  • der eine: Partner in den Arm nehmen und trösten
  • der andere: Partner bewusst in Ruhe lassen
  • ein Dritter: Versuchen, den Partner abzulenken

Beispiel: Unterstützung bei Stress

  • der eine: Fragen stellen und Zuhören
  • der andere: mit konkreten Lösungsvorschlägen aufwarten
  • ein Dritter: Entspannungsangebote für zwischendurch machen

Auch, wenn sich ein Paar vermeintlich noch so gut kennt:

Es ist immer wieder erstaunlich, in welchen Bereichen auch nach vielen Jahren Beziehung große Unterschiede zwischen den Partnern bestehen und wie sich beide wundern, wenn diese Unterschiede irgendwann konkret ausgesprochen werden:

„Ja, stimmt eigentlich… jetzt wo Du’s sagst… Hab ich noch nie so gesehen, dass es ja wirklich auch eine Art Liebeserklärung ist, dass Du seit Jahren jeden Tag ohne Murren meine langen Haare aus dem Siffon angelst, weil ich selbst das nie mache… ähem…“ oder:

„Ok. Ab jetzt versuche ich nicht mehr darauf zu drängen, dass Du mir regelmäßig SAGST, dass Du mich lieb hast, sondern ich bemühe mich, auch andere Signale (in den Arm nehmen oder am Wochenende früh die Kinder bespaßen, damit ich noch eine Runde schlafen kann als Liebesbekundungen zu sehen…  Kenne das einfach von früher nicht. Bei uns in der Familie haben sich halt alle immer GESAGT, was sie empfinden. Deshalb hab ich auch bei Dir immer darauf gewartet, da mehr zu HÖREN…“

Beziehungsmythos 10: Warum immer ich?

"Wenn immer ICH in Vorleistung gehen muss, kann die Beziehung nicht gut sein."

SIE sind der einzige Mensch, den Sie ändern können. Warum also darauf warten, dass der andere startet und sich bis dahin ärgern? Warum nicht immer wieder aufs Neue (vor)leben, wie man sich den Umgang miteinander wünscht?

Die – oft trotzige – Haltung: „Warum schon wieder ich? Jetzt ist erst einmal der andere dran!" ist häufig der Grund dafür, dass sich ein unguter Status quo unnötig lange (manchmal über Jahre) hält und beide in einer schlechten Atmosphäre verharren.

Wenn EINER von beiden hingegen damit beginnt, (wieder) in Vorleistung zu gehen und wohlwollend und liebevoll auf den anderen zugeht, zieht der andere mit größter Wahrscheinlichkeit kurze Zeit später nach.

Das ist das Prinzip der sog. „Reziprozität“. Und das funktioniert erstaunlicherweise auch dann, wenn die Partnerschaft schon lange Zeit von Problemen überschattet war …

Einzige wichtige Bedingung ist allerdings: Man muss konstant und konsequent für - im besten Fall – MEHRERE Tage am Stück auf „Positiven Umgang“ schalten – und nicht ein paar Stunden freundlich und liebevoll sein, dann dazwischen nörgeln oder sticheln, dann wieder ein bisschen nett sein und danach den anderen erneut in die Pfanne hauen...

Sonst glaubt der Partner – zurecht - nicht wirklich daran, dass eine dauerhafte und ernst gemeinte positive Entwicklung eingesetzt hat, sondern bleibt seinerseits misstrauisch, ist weiterhin „auf der Hut“ und steigt selbst nicht ein in die neue Positiv-Spirale

Erich Fromm hat dieses Prinzip in folgende Worte gefasst: Der Reichere kann mehr geben.

Sprich: Immer dann, wenn Sie der „Reichere“ sind (d.h. schneller kapiert haben, dass etwas geändert werden sollte o.ä.) -> sollten Sie geben! (d.h.: Tun Sie was, ohne zu lange zu warten…)

Beziehungsmythos 11: Zuneigung ist entweder da – oder nicht.

Eine weit verbreitete Fehlannahme von zahlreichen Paaren lautet: Wenn die Liebe erst einmal weg ist, ist sie ein für allemal verloren. Da kann man eigentlich eh nichts mehr machen.

HALT!

Wenn man sich ganz bewusst und gezielt um eine liebevolle Atmosphäre und einen unterstützenden Umgang bemüht, kann die vermeintlich abhanden gekommene Zuneigung sehr wohl wieder zurückkehren (siehe hierzu auch den Artikel "Beziehungskrise meistern")

Der Mensch ist nämlich ein Bindungswesen - d.h.: Die gemeinsame Geschichte bewirkt, dass sich Menschen an ihren Partner gebunden fühlen.

Und wenn erst einmal Bindung entstanden ist, geht diese auch nicht mehr so schnell komplett verloren. Das miteinander Erlebte schweißt zusammen – und das damit einhergehende Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Zuneigung kann von den allermeisten Paaren in der Regel reaktiviert werden, wenn es gelingt, wieder freundlicher und interessierter aufeinander zuzugehen, einander zuzuhören, sich bewusst an gemeinsam bewältigte Herausforderungen zu erinnern und / oder sich im Hier und Jetzt um schöne gemeinsame Erlebnisse zu bemühen.

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Häufige Fragen

Wie finde ich den richtigen Partner?

Was gehört für Sie selbst zu einer erfüllten Paarbeziehung: Gemeinsame Interessen, ein ähnlicher Humor, Zärtlichkeit und Sex, die gleichen Werte, Familiensinn oder Abenteuerlust? Wer sich selbst kennt und weiß, wo er persönliche Unterschiede gut akzeptieren könnte und wo vermutlich nicht, hat gute Chancen, den ‚richtigen‘ Partner zu finden… und: zu behalten.

Wie wichtig ist Kommunikation in der Beziehung?

Kommunikation ist ein grundlegender Baustein glücklicher Beziehungen. Ein offener Austausch und der Wunsch, einander immer besser kennenzulernen und zu verstehen, ist die Grundlage dafür, eine tiefe Verbindung herzustellen und Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Neben der verbalen Kommunikation spielt auch die nonverbale Kommunikation eine große Rolle.

Was braucht es, um Beziehungskonflikte zu überwinden?

Der Schlüssel liegt meist darin, Konfliktbereichen mit einer offenen Haltung zu begegnen: Was wünscht sich jeder? Könnte die Lösung in einem „sowohl - als auch“ liegen anstatt in einem „entweder-oder“? Geht es hier ums Prinzip oder um einen konstruktiven Kompromiss? Begegnet sich ein Paar respektvoll, dann tragen bewältigte Konflikte zur Stärkung der Paarbeziehung bei.

Welches sind die Geheimnisse einer glücklichen Beziehung?

Leider existiert keine magische Formel für Beziehungsglück. Durch die Paarforschung weiß man jedoch um Variablen, die als Basis für Partnerschaftszufriedenheit gelten. Dazu gehören: Respekt und Offenheit; die Fähigkeit, Verantwortung für die eigene Zufriedenheit zu übernehmen, sich entschuldigen, vergeben und verzeihen zu können; Kompromissbereitschaft; Wohlwollen.

Was schadet einer Beziehung?

Mangelnde Ehrlichkeit, häufiger Streit oder ein liebloser Umgangston schaden einer Beziehung auf Dauer stark. Sind jedoch beide Partner aufrichtig daran interessiert, das Miteinander zu verbessern, kann sich auch eine als nicht mehr glücklich erlebte Paarbeziehung schnell zum Positiven verändern. Oft muss nur an einigen wenigen Stellschrauben gedreht werden.

Über die Autorin / den Autor

Dr. Judith Gastner ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Pädagogin und Paartherapeutin. Die Mitbegründerin und wissenschaftliche Leiterin von PaarBalance, der bekanntesten interaktiven Paartherapie online im deutschsprachigen Raum, unterstützt seit über 20 Jahren Menschen in den Bereichen Beziehungsanbahnung, Partnerschaftsgestaltung, Sexualität, Krisenbewältigung & Trennungsverarbeitung.