Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Paartherapeutin, Pädagogin, Coach
Kategorie: Sexualität
Artikel zuletzt aktualisiert am 9. September 2024

Psychologische Studien haben gezeigt: Die meisten Männer und Frauen auf der ganzen Welt stufen ein befriedigendes Sexualleben als eine der wichtigsten Zutaten für eine glückliche Partnerschaft ein. Doch bei einem Teil der Menschen geht die Lust auf Sex - die sogenannte Libido - mit der Zeit verloren. Ist das nur bei einem der beiden Partner der Fall, kann die Beziehung insgesamt massiv darunter leiden – ebenso wie der Selbstwert der betroffenen Personen.

Im Folgenden beleuchten wir die 5 häufigsten Gründe für Libidoverlust und fassen in 6 Punkten zusammen, was Sie gegen die sexuelle Lustlosigkeit tun können.

Unterschiede und Schwankungen sind normal

Grundsätzlich ist es völlig 'normal', dass Menschen ein unterschiedlich stark ausgeprägtes Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Sex haben. Während einige - Männer wie Frauen - am liebsten täglich erotische Zeit mit dem/der Liebsten verbringen würden, verspüren andere nur ein oder zwei Mal in der Woche Lust auf Sex. Wieder anderen genügt eine intime Begegnung pro Monat oder noch seltener sexueller Kontakt.

Ebenso 'normal' ist es, dass sich das sexuelle Verlangen immer wieder verändert. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn auf leidenschaftliche Phasen mit häufigeren Schäferstündchen eine Periode folgt, in der einer der Partner deutlich seltener Lust auf Sex hat – oder auch eine Zeit lang gar keine; oder Lust auf Solo-Sex, nicht aber auf partnerschaftliche Erotik. Solche Wechsel sind noch lange kein Grund zur Sorge. Manche Frauen berichten von einer verstärkten sexuellen Lust in bzw. nach den sogenannten Wechseljahren, für andere rückt die Erotik während der Wechseljahre in den Hintergrund. Im übrigen ist ein insgesamt nachlassendes sexuelles Verlangen im Laufe einer Langzeitbeziehung und mit steigendem Alter eher die Regel als die Ausnahme... - So weit, so gut.

Die Diagnose Libidoverlust

Von Libidoverlust (oder auch sexueller Appetenzstörung bzw. Luststörung) spricht man erst, wenn der Verlust jeglichen sexuellen Verlangens über mindestens 6 Monate anhält. Die Diagnose sollte nur nach gründlicher Diagnostik von einem Arzt gestellt werden. Dazu werden der betroffene Mann bzw. die betroffene Frau (sowie u.U. auch deren Partner/in) ausführlich befragt (Anamnese).

Zum Problem wird sexuelle Lustlosigkeit grundsätzlich erst dann, wenn einer der Partner (oder beide) unter der mangelnden Sexualität leiden.

Obwohl Libidoverlust ein häufiges Phänomen ist und sexuelle Funktionsstörungen in regelmäßigen Abständen von der einen oder anderen Medizinredakteurin in der Fachpresse aufgegriffen werden, erleben viele der Betroffenen das Thema noch immer als schambesetzt. Zu hartnäckig spuken Begriffe wie "Frigidität" und "Impotenz" in den Köpfen herum. Damit möchte niemand gerne in Verbindung gebracht werden. Doch Tatsache ist: Lustlosigkeit hat in den meisten Fällen nichts mit Potenzstörungen oder der Unfähigkeit, als Frau einen Orgasmus bekommen zu können, zu tun (was bis heute oft unter dem Begriff Frigidität verstanden wird).

Was sind also die häufigsten Gründe für Appetenzverlust? Und was sind sinnvolle Gegenmaßnahmen?

Die 5 häufigsten Ursachen für Libidoverlust

Wenn die Libido nachlässt, kann das ganz unterschiedliche Ursachen haben. Dazu gehören körperliche Erkrankungen ebenso wie hormonelle Veränderungen (wie etwa in den Wechseljahren, s.o.), psychische Leiden, Stress, Nebenwirkungen bestimmter Medikamente oder anderer Substanzen. Häufig sind aber auch Probleme in anderen Beziehungsbereichen ursächlich für die Flaute im Bett.

Im Folgenden haben wir 5 der häufigsten Ursachen für sexuelle Unlust etwas genauer unter die Lupe genommen.

Ursache 1: Körperliche und psychische Erkrankungen oder Veränderungen

Einem Libidoverlust können verschiedene körperliche Faktoren zugrunde liegen, darunter z.B. Hormonstörungen. Bei Männern (und Frauen) kann das beispielsweise ein Mangel an Testosteron sein, bei Frauen können hormonelle Veränderungen, wie sie verstärkt während den Wechseljahren auftreten, den Libidoverlust mit sich bringen.

Auch Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus werden mit Libidoverlust in Zusammenhang gebracht. Im Rahmen einer Krebserkrankung - u.a. auch aufgrund von Nebenwirkungen der Behandlung - kann das sexuelle Verlangen und das Lustempfinden erheblich vermindert werden.

Neben körperlichen Ursachen kann auch die Psyche einen Libidoverlust auslösen. Verschiedene psychische Erkrankungen können sexuelle Unlust zur Folge haben. Sexuelle Appetenzlosigkeit gilt als eines der häufigsten Symptome von Depressionen und kann zum Beispiel auch bei Angststörungen oder nach Traumatisierungen auftreten.

Ursache 2: Medikamente

Unter Präparaten wie kardio-vaskulär wirksamen Pharmaka (z.B. blutdrucksenkenden Medikamenten) oder insbesondere auch Psychopharmaka können vielfältige sexuelle Funktionsstörungen auftreten.

So kann sexuelle Unlust beispielsweise eine Nebenwirkung verschiedener Antidepressiva sein. Es gibt Hinweise darauf, dass die im Rahmen von depressiven Erkrankungen häufig verschriebenen Präparate der Wirkstoffklasse SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren) die sexuelle Erregungsfähigkeit dauerhaft einschränken könnten. Was aufgrund der Wirkstoff-Anreicherung in bestimmten Nervenzellen dabei hilft, das depressive Erleben zu reduzieren, kann andererseits - in den Sexualorganen - zu einer verminderten Empfindsamkeit führen, möglicherweise bis hin zu Anorgasmie, Erektionsstörungen oder einem dauerhaften Verlust der Libido, die auch nach dem Absetzen der Medikamente weiter bestehen bleiben.

Bekanntermaßen können auch hormonelle Verhütungsmittel ("Anti-Baby-Pille") die Libido reduzieren.

Des weiteren kann übermäßiger Alkoholkonsum die sexuelle Lust beeinträchtigen. Es kann sich also durchaus lohnen, auf Alkohol zu verzichten, um der Libido auf die Sprünge zu helfen.

Wenn Sie vermuten, dass ein bestimmtes Medikament bei Ihnen einen Libidoverlust ausgelöst oder verstärkt hat bzw. aufrechterhält, sprechen Sie mit Ihrem Behandler darüber und passen Sie ggf. Ihre Medikation an. Therapeutische Maßnahmen können ein Wechsel des Präparats, die Reduktion der Dosis, die Zugabe eines antagonistisch wirksamen Medikaments oder ggf. auch eine Medikamentenpause sein. Immens wichtig ist in jedem Fall die Aufklärung im Rahmen einer neuen Medikation und die Abfrage möglicher sexueller Nebenwirkungen bei Medikamentengabe.

Wichtig: Ändern Sie Ihre Medikamente oder die Dosierung bitte niemals eigenmächtig ohne ärztliche Rücksprache!

Ursache 3: Stress

Stress ist für viele Menschen ein täglicher Begleiter: Ob im Beruf oder in der Familie – er kann überall lauern. Sogar in der "Freizeit". Vor allem, wenn Stress stark ausgeprägt ist und lange anhält, kann er sich negativ auf die (körperliche und psychische) Gesundheit auswirken und auch - bei Männern und Frauen gleichermaßen - die Lust auf Sex merklich beeinflussen.

Die körperliche Stressreaktion hat evolutionär betrachtet den Zweck, Menschen zu befähigen, akute Gefahrensituationen durch Kampf oder Flucht zu bewältigen. Ist der Mensch unter Druck, werden Stresshormone ausgeschüttet, die den Körper in „Alarmbereitschaft“ versetzen. Dabei werden etliche Körperfunktionen gedämpft, die nicht unmittelbar dem Kampf oder der Flucht dienen – darunter auch der Sexualtrieb.

Hält der Stress lange an, bleibt auch die (eigentlich nur für akute Bedrohungen gedachte) körperliche Stressreaktion bestehen. Der Geschlechtstrieb wird also dauerhaft unterdrückt. Gleichzeitig führt eine anhaltende Stressreaktion zu Erschöpfung, die die sexuelle Unlust weiter verstärken kann.

Auch eigentlich positive Lebensereignisse (wie eine Hochzeit, ein neuer Arbeitsplatz oder die Geburt eines Kindes) können Stress auslösende Faktoren sein. Letzteres ist zudem mit weiteren Stressoren wie Schlafmangel, starken und immer neuen Veränderungen im Alltag und weniger Paarzeit verbunden. Aus diesen Gründen erleben viele Männer und Frauen, gerade in den ersten Monaten nach der Geburt eines Kindes, weniger oder kaum noch sexuelles Verlangen.

Ursache 4: Beziehungsprobleme

Wenn die Erotik in der Beziehung nicht (mehr) als erfüllend erlebt wird oder einem selbst bzw. dem Partner ganz generell die Lust auf Sex abhanden gekommen ist, ist es sinnvoll, das Thema Körperlichkeit auch im Gesamtkontext der Beziehung zu betrachten. Denn Sex findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern ist ein Teil des partnerschaftlichen Miteinanders.

So führen etwa chronische Probleme und wiederkehrende Streitigkeiten in der Partnerschaft häufig dazu, dass (mindestens) einer der Partner keine Lust (mehr) auf Intimität und Sex hat. Herrscht in der Beziehung eine angespannte und missgünstige Grundstimmung, kann keine erotisch-knisternde Atmosphäre entstehen. Daher ist es bei einem Libidoverlust fast immer auch empfehlenswert, den Status Quo der Beziehung in Ruhe zu prüfen.

Nutzen Sie hierfür gerne den wissenschaftlich fundierten PaarBalance-Beziehungstest (Dauer ca. 10 Minuten & gratis), um einen umfassenden Überblick über Ihre Ressourcen und Herausforderungen als Paar zu gewinnen.

Machen Sie jetzt Ihren Beziehungstest! (kostenlos)

Wie steht es um Ihre Beziehung?
Was sind Ihre Stärken & Schwächen?

Beziehungstest, Paartherapie, Beziehungsprofil

Das erfahren Sie sofort im Anschluss in Ihrem persönlichen PaarBalance-Beziehungsprofil (gratis).

Starten Sie jetzt mit dem Beziehungstest!

✓ Wissenschaftlich fundiert
✓ Inklusive detaillierte Auswertung
✓ Keine Weitergabe Ihrer Daten
✓ 100% kostenlos & unverbindlich

100 % sicher. Wir halten uns an den Datenschutz. Die Anmeldung für den Beziehungstest ist kostenlos .
Bitte lesen Sie zuvor diese wichtigen Informationen:

Datenschutz  ᐧ AGB  ᐧ Allgemeine Informationsvertragsbedingungen  . Transparenzerklärung

Direkt im Anschluss erhalten Sie in Ihrem persönlichen Beziehungsprofil einen Überblick über Ihre wichtigsten Stärken und Schwachpunkte in der Beziehungsgestaltung (kostenfrei & unverbindlich).

Nach einer Affäre oder einem Seitensprung des Partners tritt ein Libidoverlust besonders häufig auf – selbst dann, wenn das Paar sich eigentlich ausgesprochen hat und eine gemeinsame Entscheidung für die Beziehung gefallen ist.

Der Grund: Beim betrogenen Partner rufen erotische Situationen - oft auch noch nach langer Zeit - Erinnerungen an den Betrug und den damit verbundenen Vertrauensverlust wach. Dadurch entstehen negative Gefühle, die mit unbeschwerter, leidenschaftlicher Sexualität nicht zu vereinbaren sind und die Libido im Keim ersticken.

In diesem Fall ist es wichtig, das Geschehene noch einmal gründlich aufzuarbeiten. Dabei hilft Ihnen unser Audioprogramm „Tabuthema Affäre“ , das Gefühlschaos zu beenden, Schmerz und Trauer zu lindern, die Kontrolle zurückzugewinnen und schließlich die für Sie richtigen Entscheidungen zu treffen.

Ursache 5: Unterschiedliche sexuelle Wünsche

Wenn die Erwartungen, Wünsche und Phantasien hinsichtlich der gemeinsamen Sexualität nicht übereinstimmen und sexuelle Begegnungen (für einen oder beide) unbefriedigend bleiben, kann verständlicherweise auch dies die sexuelle Unlust auslösen bzw. aufrechterhalten.

Auch, wenn es vielen erst einmal schwerfällt: Es lohnt sich so sehr, mit Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin so offen wie nur möglich über die eigenen erotischen Träume (und - behutsam - auch über die Dinge, die einem im Bett nicht gut tun oder keinen Spaß machen) zu sprechen. Nur so können Sie Ihre Bedürfnisse abgleichen und herausfinden, was Sie beide genießen. Und mit großer Wahrscheinlichkeit ist der andere immens froh darüber zu wissen, was Ihnen gut tut, denn: Kaum etwas ist erregender (und befriedigender...), als zu spüren, wie es einem gelingt, in einem geliebten Menschen Lust auszulösen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass Ihr/e Liebste/r umzusetzen versucht, was Sie ihr/ihm anvertrauen werden.

Ich habe keine Lust mehr auf Sex! - Und jetzt?

Zu spüren, dass man seit Monaten oder sogar Jahren keine Lust auf Intimität mit dem eigenen Partner hat, kann sehr verunsichern - gerade dann, wenn man einander doch 'eigentlich' von Herzen gern hat. Oft drängen sich quälende Fragen auf wie z.B.:

  • Stimmt mit mir etwas nicht (mehr)?
  • Ist unsere Beziehung zum Scheitern verurteilt, wenn sich da nicht bald etwas ändert?
  • Wird mich mein Partner überhaupt noch weiter lieben - falls ich auch in Zukunft keine Lust auf Sex haben sollte?
  • Besteht bereits jetzt die Gefahr, dass mein Mann/meine Frau mich betrügen (oder schlimmstenfalls verlassen) wird?

Der eigene Selbstwert kann bei solchen Fragen und Zweifeln enorm leiden – und auch der Partner kann sich ungeliebt und unattraktiv fühlen, wenn er spürt, nicht (mehr) begehrt zu werden.

Oft wird Libidoverlust als „Zeichen für eine schlechte Beziehung“ interpretiert. Nach einer längeren Phase ohne Sex, die von einem oder beiden Partnern so nicht gewollt ist, kommen fast unweigerlich Gedanken an eine Trennung auf. Einige Betroffene möchten ihrem (insgesamt geliebten) Partner eine Beziehung ohne Sex auf Dauer nicht zumuten. Das kann sogar so weit führen, dass sie in Erwägung ziehen, den anderen durch eine Trennung freizugeben. Andere hoffen, mit neuen Partnern neue Leidenschaft erleben zu können. Obwohl eine erfüllte Sexualität wichtiger Bestandteil einer glücklichen Partnerschaft sein kann, wäre es bedauerlich, eine ansonsten bereichernde und gut funktionierende Beziehung allein deshalb zu beenden, weil eine Sexflaute besteht. Schließlich würden dadurch auch alle positiven Aspekte wie emotionale Unterstützung, gemeinsame Errungenschaften, Zukunftspläne und intime Gefühle verloren gehen. Gleichzeitig gibt es keine Garantie dafür, dass der Libidoverlust in einer neuen Partnerschaft automatisch verschwindet.

Daher sollten die Ursachen für sexuelle Unlust verstanden und gemeinsam mit dem Partner angegangen werden. So kann die Lebensqualität verbessert (und langfristig womöglich die Partnerschaft insgesamt) gerettet werden.

Dabei können die folgenden Maßnahmen helfen. Schauen Sie einfach in Ruhe, was für Sie (beide) "das Richtige" sein könnte.

Tipp 1: Suchen Sie einen Arzt auf

Sollten Sie bereits seit längerem einen Libidoverlust erleben, für den Sie selbst keine Erklärung haben, ist es sinnvoll, mögliche körperliche und seelische Ursachen abklären zu lassen. Vereinbaren Sie dazu zunächst einen Termin bei Ihrem Hausarzt. Den meisten Menschen fällt es schwer, mit einem Mediziner über ein sexuelles Problem zu sprechen - doch nur so können Auslöser gefunden und möglicherweise vorliegende Erkrankungen erfolgreich behandelt werden. Neben einer körperlichen Untersuchung sollte mit Ihrem Hausarzt auch ein Gespräch über Ihre mentale Gesundheit sowie die Wirkung von Medikamenten erfolgen, sofern Sie Arzneimittel einnehmen oder eine Medikamenten-Einnahme geplant werden sollte.

Nehmen Sie die Empfehlungen Ihres Arztes nicht auf die leichte Schulter: Möglicherweise wird er Ihnen eine Folgeuntersuchung bei einem Facharzt empfehlen. Besonders, wenn eine psychische Ursache wie eine Depression im Raum steht, werden diese Besuche - von Frauen und Männern gleichermaßen - lange Zeit nicht wahrgenommen. Die Folge: Psychische Erkrankungen werden nicht erkannt und nicht behandelt - der Libidoverlust sowie darüber hinaus meist eine Reihe weiterer Symptome - bleiben bestehen und vermindern die Lebensfreude.

Kann bei Ihnen eine körperliche oder psychische Ursache identifiziert werden, wird Ihr Haus- oder ein entsprechender Facharzt gemeinsam mit Ihnen erfolgsversprechende Therapiemaßnahmen planen.

Das gilt auch dann, wenn Ihr Alter eine Rolle bei dem Verlust der Libido spielen sollte (z.B. durch die Wechseljahre einer Frau oder eine altersbedingte Störung im Hormonspiegel bei einem Mann). Durch die Einnahme von Präparaten, die die entsprechenden Hormone enthalten oder deren Produktion im Körper fördern, kann die sexuelle Lust wieder angefacht werden.

Tipp 2: Reduzieren Sie Stress

Stellt der Arzt keine körperliche oder psychische Erkrankung fest, die den Libidoverlust unmittelbar ausgelöst haben könnte, empfinden viele das zunächst einmal als ernüchternd:

Sie haben Sorge, keinen behandelbaren Grund zu finden und möglicherweise auch weiterhin mit der sexuellen Unlust leben zu müssen. Das kann starke Stressgefühle auslösen und die Problematik verstärken ("Angst vor der Angst").

Versuchen Sie, in jedem Fall, Stress zu reduzieren - wo immer das möglich ist. Das ist oft leichter gesagt, als getan. Die vielfältigen Herausforderungen des Alltags machen es oft nicht leicht, Entspannungsoasen in die eng getakteten Abläufe einzubauen. Wie wir weiter oben bereits gesehen haben, ist Stress allerdings häufig verantwortlich dafür, dass die sexuelle Lust stark gedämpft wird und sexuelle Störungen ausgelöst werden. Stressreduktion kann diese Folgen meist deutlich verringern oder sogar beseitigen. Auch dann, wenn Stress nicht der Hauptgrund für die sexuelle Problematik ist, kann Entspannung zum allgemeinen Wohlbefinden und damit zu einem liebevolleren Umgang miteinander beitragen und dadurch indirekt auch die Intimität und die Libido steigern.

In welchen Lebensbereichen erleben Sie möglicherweise Stress: In der Arbeit? In der (weiteren) Familie? Bei der Pflege von Angehörigen? Hinsichtlich der Kindererziehung? Wegen des Haushalts?

Überlegen Sie (idealerweise gemeinsam mit Ihrem Partner), wie Sie das jeweilige Stresserleben verringern und für mehr Entspannungsphasen sorgen könnten. Auch Bewegung, Sport, eine gesunde Ernährung oder spezielle Entspannungstechniken können hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Tipp 3: Führen Sie ein Sexverbot ein

Es klingt paradox: Ein Sexverbot, um das Sexleben zu verbessern? Ja, das funktioniert tatsächlich. Leidet ein Paar unter sexuellen Problemen (zu denen auch Libidoverlust zählt), raten Sexualtherapeuten häufig zu einem zeitlich begrenzten, strikten Sexverbot.

Das hat vor allem einen Zweck: Ein Verbot nimmt Druck, der nach längerer Flaute häufig entsteht und die Libido erst recht lähmt. Hat ein Mensch seit längerem kein Verlangen mehr nach Erotik, kommen schon beim Kuscheln schnell die Gedanken auf, der Partner würde als nächstes vermutlich (guten) Sex erwarten. Das erzeugt Stress – und der erstickt jede aufkommende Lust sofort.

Wie sieht ein Sexverbot konkret aus? Die Regeln sind ebenso einfach wie effektiv: Versuchen Sie, einander nah zu kommen, berühren Sie sich, kuscheln Sie, streicheln Sie sich - aber haben Sie während einer vorher vereinbarten Zeit keinen Sex. Genießen Sie stattdessen entspannt jede andere Form der Zweisamkeit. Viele Frauen und Männer stellen fest, dass die „Lust auf Mehr“ in dieser Zeit ganz von selbst (wieder) aufkommt und sich beide schließlich darauf freuen, wenn die sexfreie Zeit endlich abgelaufen ist.

Tipp 4: Verbessern Sie Ihre Beziehungsqualität

Wenn Ihr Beziehungs-Check 

ergeben hat, dass es größere Problembereiche in Ihrer Partnerschaft gibt, sollten Sie diese schnellstmöglich angehen. Besprechen Sie, was Sie sich von der Beziehung wünschen. Achten Sie darauf, in diesem Gespräch keine Vorwürfe zu machen, sondern Ihre Wünsche als Ich-Botschaften zu formulieren. Geben Sie auch Ihrer/m Liebsten Raum, die eigenen Bedürfnisse und Erwartungen zu formulieren. Überlegen Sie anschließend gemeinsam, was es braucht, um den Wünschen von Ihnen beiden gerecht zu werden.

Dabei kann das PaarBalance Online-Coaching schnell und quasi "barrierefrei" helfen, rund um die Uhr, ohne Wartezeiten und direkt von Zuhause aus. PaarBalance ist das einzige wissenschaftlich überprüfte, interaktive Online-Coaching zur Verbesserung von Paarbeziehungen im deutschsprachigen Raum, das auch von einem Partner alleine durchgeführt werden kann. Das heißt: Sie können das Tool auch dann nutzen, wenn der Mann oder die Frau Ihres Herzens (noch) nicht bereit ist, das Thema "Beziehung verbessern" selbst aktiv anzugehen.

In 18 Einheiten werden die bewährtesten Anregungen aus der Partnerschaftsforschung humorvoll vermittelt. Sie erfahren, wie Sie in kürzester Zeit zu mehr Leichtigkeit, Zufriedenheit und Freude im täglichen Umgang miteinander finden können. Jede PaarBalance-Sitzung besteht aus einem Coaching-Video, daran anschließende Übungen sowie Hausaufgaben, mit denen Sie das Gelernte sofort in Ihren Beziehungsalltag integrieren können. Hier erfahren Sie mehr: www.paarbalance.de/coaching.

Möglicherweise werden Sie feststellen, dass bei Ihnen beiden ein besonders hartnäckiges Problem vorliegt, für dessen Lösung Sie sich persönliche 1-zu-1-Unterstützung wünschen. Dann kann eine Beratung oder eine Therapie bei einem erfahrenen Paartherapeuten vor Ort (oder ggf. auch in einem Online-Setting) der nächste Schritt sein.

Tipp 5: Seien Sie offen für unkonventionelle Ideen

Wenn wenig oder kein Interesse an Sex mit dem Partner besteht, kann es helfen, die erotischen Begegnungen völlig neu zu gestalten und Abwechslung ins Schlafzimmer zu bringen. Besprechen Sie gemeinsam, was Ihnen helfen könnte. Seien Sie dabei ruhig kreativ. Auch scheinbar „verrückte“ Ideen sind erwünscht. Sexualität zu gestalten, ist ein dynamischer Prozess.

Möchten Sie andere sexuelle Spielarten testen? Neue Orte für Ihre erotischen Abenteuer ausprobieren? Könnte eventuell eine offene Beziehung ein passendes Konzept für Sie beide sein?

Im gemeinsamen Gespräch sind erst einmal alle Überlegungen erlaubt. Stellen Sie dann aber sicher, dass Sie sich beide mit einem Vorschlag wohlfühlen, bevor Sie ihn testen. Lassen Sie sich niemals auf eine Idee ein, die Ihnen zutiefst widerstrebt, nur um dem anderen einen Gefallen zu tun – das gilt besonders für Beziehungskonzepte wie eine offene Partnerschaft. Hier ist es wichtig, dass sich beide Partner dasselbe wünschen. Ist das der Fall, kann eine bestehende Partnerschaft im positiven Sinne "aufgemischt werden". Ist ein Beziehungspartner jedoch unglücklich mit der Veränderung, wird das der Beziehung mehr schaden als nutzen.

Tipp 6: Machen Sie eine Sexualtherapie

In Ihrer Beziehung gibt es keine weiteren 'großen' Konfliktthemen? Die Anregungen aus bisher genutzten Quellen (Lektüre, Podcasts, Videos...) haben nicht zu einer Verbesserung der Situation geführt? Dann lohnt es sich, den Bereich Sexualität noch genauer zu beleuchten:

  • Haben Sie beide ähnliche Wünsche, Bedürfnisse und Leidenschaften?
  • Gibt es große Unterscheide darin, wie Sie sich sinnliche Begegnungen vorstellen?
  • Sind Ihre Bedürfnisse schon seit längerem ungestillt?
  • Ist es Ihnen wichtig, die Bedürfnisse Ihres Partners zu erfüllen, die Ihnen eigentlich unangenehm sind?
  • Liegen vielleicht unbewusste Ursachen dafür vor, dass Sexualität mit negativen Gefühlen verbunden ist statt mit angenehmem Lustempfinden?
  • usw.

Gehen Sie all dem auf den Grund! In einer Sexualtherapie lassen sich solche Themen detailliert aufarbeiten und gemeinsame Lösungen finden.

Zertifizierte Sexualtherapeuten haben eine spezielle Ausbildung. Sie ergreifen nicht Partei für einen Partner und drängen niemals zu Veränderungen, die Sie nicht wünschen. Vielmehr unterstützen sie dabei, die Erwartungen und Bedürfnisse beider Partner auf einen Nenner zu bringen, so dass die Chancen steigen, dass Sex (wieder) als erfüllend erlebt wird.

Vielfältige Ursachen – individuelle Lösungen

Die Ursachen (und Lösungen) bei einem Libidoverlust

In jedem Fall gilt: Es gibt keine allgemeingültigen Maßstäbe für ein „gutes Sexleben“ in einer Beziehung. Wichtig ist, dass beide Partner mit ihrer Sexualität zufrieden sind – denn das ist ein wichtiger Bestandteil einer glücklichen Partnerschaft.

Ich wünsche Ihnen alles Gute für Sie und Ihre Beziehung!

Ihre Dr. Judith Gastner


Häufige Fragen zum Thema Libidoverlust

Sind Schwankungen der sexuellen Lust normal?

Ja. Gerade in Langzeitbeziehungen sind Schwankungen vollkommen normal. Im allgemeinen lässt sexuelle Leidenschaft mit der Zeit (und mit steigendem Alter) spürbar nach.

Wann spricht man von einem Libidoverlust?

Besteht über einen Zeitraum von 6 Monaten (fast) keine Lust auf Sex, sprechen Experten vom Störungsbild "Libidoverlust". Dieser kann verschiedene Ursachen haben. Um der mangelnden Lust auf Sex erfolgreich zu begegnen, muss man diese Gründe kennen.

Sollte ich bei Libidoverlust zum Arzt gehen?

Bei einem Libidoverlust unklarer Ursache ist der Gang zum Arzt zu empfehlen. Mögliche körperliche und psychische Ursachen sollten von einem Fachmann abgeklärt werden. Auch können verschiedene Medikamente die Libido negativ beeinflussen, zum Beispiel durch ihre Auswirkungen auf bestimmte Hormone die zum verlust der sexuellen Lust sorgen können.

Was sind die häufigsten Gründe für Libidoverlust?

Neben einer Störung der Hormone (z.B. durch die Wechseljahre bei Frauen) können auch psychische Erkrankungen wie Depressionen bei Libidoverlust eine Rolle spielen. Liegt eine seelische Ursache vor, kann eine Therapie der Grunderkrankung den Libidoverlust beheben.

Welchen Einfluss hat Stress auf die Libido?

Ein häufiger Auslöser für sexuelle Lustlosigkeit ist Stress. Versuchen Sie, Stressfaktoren in Ihrem Leben zu reduzieren. In vielen Fällen ist die Hauptursache sexueller Unlust jedoch nicht (nur) in Stress von außen begründet, sondern hat mit Konflikten innerhalb der Partnerschaft zu tun (Beziehungsstress). Prüfen Sie, wie es um Ihre Beziehung steht. Verbessern und pflegen Sie Ihre Partnerschaft.

Jetzt Beziehungstest machen und Klarheit gewinnen!

Wie steht es um meine Beziehung?
💡
Über 50.000 Menschen haben bereits Klarheit durch den Beziehungstest.
Über die Autorin / den Autor

Dr. Judith Gastner ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Pädagogin und Paartherapeutin. Die Mitbegründerin und wissenschaftliche Leiterin von PaarBalance, der bekanntesten interaktiven Paartherapie online im deutschsprachigen Raum, unterstützt seit über 20 Jahren Menschen in den Bereichen Beziehungsanbahnung, Partnerschaftsgestaltung, Sexualität, Krisenbewältigung & Trennungsverarbeitung.