Fremdverliebt! Und jetzt? – Machen Sie den Test.

Diplom-Psychologe, Psychotherapeut, Paartherapeut, Supervisor, Coach
Zuletzt aktualisiert am 17. September 2024
Prof. Dr. Ludwig Schindler
Diplom-Psychologe, Psychotherapeut, Paartherapeut, Supervisor, Coach
Schon alle Zutaten für eine glückliche Beziehung beisammen? 
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Am Anfang war es doch bloß ein harmloser kleiner Flirt... - Was, wenn man sich heftiger in jemand anderen verliebt?

☝🏻 Schnelleinstieg: Fremdverliebt! Und jetzt?

  • Sind Sie wirklich in jemand anderen verliebt? Machen Sie den Test und finden Sie heraus, ob Ihre Gefühle nur eine vorübergehende Schwärmerei sind oder tiefere Ursachen haben. Jetzt zum kostenlosen Onlinetest. ↓
  • Warum verliebe ich mich, obwohl ich in einer Beziehung bin? Verliebt in eine andere Person zu sein - auch wenn man in einer Beziehung ist - bedeutet nicht automatisch das Ende Ihrer Partnerschaft. Erfahren Sie, welche Gründe dahinter stecken und wie Sie Ihre Beziehung retten können. Lesen Sie mehr dazu. ↓
  • Ich möchte nicht mehr verknallt sein! Ob es die eigene Unzufriedenheit ist oder fehlende Nähe in der Beziehung – erkennen Sie die Gründe hinter der Fremdverliebtheit und lernen Sie, damit umzugehen. Mehr dazu hier. ↓

Was ist dran am Klischee: 'Vergebene' wirken attraktiver als 'Singles'?

Tatsächlich weisen Umfragen darauf hin, dass Menschen in einer festen Beziehung eine besonders gewinnende Ausstrahlung haben. Kein Wunder also, wenn sie umgarnt werden oder selbst viel schäkern. Da lässt sich so mancher zu dem ein oder anderen Flirt hinreißen - mit dem smarten Kollegen aus der Arbeit, der gutgelaunten neuen Nachbarin oder dem alten Freund aus Schulzeiten, mit dem man neulich so viel Spaß hatte...

So eine Schwärmerei schadet schließlich keinem. Passieren kann ja eh nichts. - Oder doch?

Was, wenn aus der harmlosen Flirterei mehr wird? Wenn sich die Dinge plötzlich ganz anders entwickeln als erwartet? Wenn man sich zu dem anderen Mann oder der anderen Frau immer stärker hingezogen fühlt und in einen emotionalen Sog gerät - obwohl man fest gebunden ist?

Was es für die Beziehung bedeutet, wenn sich ein Partner fremdverliebt, welche Gründe dahinterstecken und was Sie tun können, wenn Sie selbst in Ihrer Beziehungs ernsthaft fremdverliebt sind - das erfahren Sie in diesem Artikel.

Test: Bin ich fremdverliebt?

Machen Sie den Test und finden Sie heraus, ob es sich eher um eine vorübergehende Anziehung handelt oder ob Sie sich wirklich fremdverliebt haben.

Schmetterlinge im Bauch, wenn der neue Arbeitskollege in der Nähe ist? Weiche Knie schon beim Gedanken an die andere Person? Gefühlschaos. Verwirrung. Schlaflose Nächte. Und nun?

Vielleicht geht es Ihnen gerade so oder ähnlich. Und Sie fragen sich,

  • wie es passieren konnte, dass Sie bis vor dem Einschlafen und direkt nach dem Aufwachen an jemanden denken, der bis vor kurzem noch überhaupt keine Rolle in Ihrem Leben gespielt hat.
  • welche Gründe es gibt, sich trotz einer insgesamt stabilen Partnerschaft 'fremd' zu verlieben, und welches die möglichen Folgen sein können.
  • wie bei der Entscheidung geholfen werden kann: Bisherige Partnerschaft weiterführen oder beenden?
  • wie man am besten mit der Erfahrung, sich fremdverliebt zu haben, umgeht - nachdem man sich dafür entschieden hat, mit seinem Partner zusammenzubleiben.

"Wenn eine Beziehung intakt ist, hat ein Außenstehender keine Chance!" - Stimmt doch. Oder?

Falls Sie gerade trotz fester Beziehung fremdverliebt sind, kennen Sie vermutlich dieses Gemisch aus Aufgeregtheit, Sorgen und Schuldgefühlen.

Wie geht es jetzt weiter? Schwer einzuschätzen, wie sich die Dinge entwickeln werden. Vielleicht waren Sie schon lange nicht mehr so sehr in jemanden verknallt, wie Sie es momentan sind. Vielleicht waren Sie auch noch nie in einer derart vertrackten Situation.

Und vermutlich haben Sie einen Satz im Hinterkopf, den Sie schon oft gehört haben: "Wenn eine Beziehung intakt ist, hat ein Außenstehender keine Chance." Dann würde man niemals fremdgehen.

Aber stimmt das wirklich? Bedeuten Gefühle für eine andere Person automatisch, dass mit der Partnerschaft oder Ehe etwas Grundsätzliches nicht in Ordnung ist oder dass die Beziehung bereits zum Scheitern verurteilt ist?

Trennung – konsequenter nächster Schritt bei Fremdverliebtheit?

Sollte man am besten "die Konsequenzen ziehen" und sich möglichst zügig trennen, wenn einem der eigene Partner doch offensichtlich nicht mehr 'genügt' - im Sinne von: "Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende"? Schließlich kommt es ja nicht von ungefähr, dass einen die andere Person emotional so in Beschlag nehmen konnte...

Die Antwort lautet: Nein! Bewahren Sie Ruhe. Überstürzen Sie nichts. Treffen Sie zum jetzigen Zeitpunkt keine weitreichenden Entscheidungen.

Eine Trennung ist ein radikaler Schritt, der alles beendet, was sich ein Paar gemeinsam aufgebaut hat. Besonders, wenn Kinder im Spiel sind, sollte eine Trennung die letzte Option sein - wenn alle sonstigen Maßnahmen, die Beziehung zu retten, ausgeschöpft worden sind.

Die Hormone, die uns überfluten, wenn wir frisch verliebt sind, verhindern oft, dass wir eine komplexe Konstellation realistisch einschätzen können.

Die zu erwartenden Auswirkungen unseres Tuns haben wir im akuten Hormonrausch - ähnlich wie unter Alkoholeinfluss - manchmal nicht wirklich auf dem Radar. Das Gefühl von "Verhältnismäßigkeit" und der nüchterne Blick auf mögliche "Kollateralschäden" kommt uns abhanden, solange wir (alkohol- oder liebes-) trunken sind...

Machen wir uns bewusst, dass auf jeden Rausch eine Phase des Ausnüchterns bzw. der Ernüchterung folgt. Konsequenzenreiche Beschlüsse sollten immer in einer möglichst klaren Verfassung getroffen werden.

Im vorliegenden Artikel haben wir die wichtigsten Informationen, Fragen und Antworten zum vielschichtigen Thema "Fremdverlieben" als erste Orientierungshilfe in dieser aufwühlenden Lebensphase für Sie zusammengestellt.

Was bedeutet es für die Beziehung, wenn sich ein Partner fremdverliebt?

Illustration wie Frau ueberfordert ist sich für Fremdgehen oder Treue Partner zu entscheiden

Wer sich gerade frisch in jemand anderen verliebt hat, hat oft das Gefühl, dass das eine mit dem anderen gar nicht so viel zu tun hat. Aber wehe, wenn die neue Anziehung stärker wird: Dann nämlich fühlen sich die Betroffenen innerlich zunehmend zerrissen.

Wie bereits gesagt: Die Annahme, dass man sich in einer insgesamt glücklichen Partnerschaft nicht fremdverlieben würde, hat die meisten von uns geprägt.

Umfragen zeichnen jedoch ein anderes Bild: Demnach fühlt sich etwa jeder Zweite mindestens einmal heftig zu jemand anderem hingezogen, während er in einer Paarbeziehung ist, die er nicht als katastrophal erlebt. Diese Erfahrung machen also viele Paare auf der ganzen Welt und, für sich genommen, ist diese Situation kein Grund zur Panik.

Der Gedanke, dass es beides geben kann - d.h. die bestehende Partnerschaft wird als positiv erlebt und zugleich zieht uns ein neuer Mensch für eine Weile in seinen Bann - ist in unserer Gesellschaft eher nicht verbreitet.

Die meisten Personen, die Gefühle für jemand anderen entwickeln, sind einerseits erfüllt von den belebenden neuen Empfindungen, andererseits schätzen sie die Sicherheit und Geborgenheit, die ihnen der vertraute Partner bietet. Sie möchten weder auf das eine, noch auf das andere verzichten.

Handelt es sich um Fremd-Verliebtheit oder Fremd-Liebe? Um eine eher oberflächliche Schwärmerei oder tiefe Empfindungen? Sind es die vielzitierten Schmetterlinge im Bauch, die sich, so schnell, wie sie losgeflattert sind, auch wieder beruhigen lassen, oder spüren wir tatsächlich eine große, unbekannte emotionale Nähe?

Frisch verknallt und trotzdem in einer stabilen Beziehung - geht das?

Aus dem Gefühl für eine andere Person muss sich nicht automatisch eine verhängnisvolle Affäre entwickeln. In Kontakt zu sein mit Menschen, in deren Nähe wir uns lebendig und inspiriert fühlen, ist erst einmal nichts Verdammenswertes.

Das, was den Selbstwert und die eigene Lebensfreude erhöht, kann auch der bestehenden Beziehung zugute kommen.

Dazu gehört allerdings ein hohes Maß an Beziehungsstabilität, Vertrauen und Reflexionsfähigkeit: "Ich bin mir absolut sicher, dass ich unsere Beziehung nicht gefährden möchte" und "Ich weiß, dass ich aktiv "Nein!" sagen kann, falls eine Versuchung doch zu groß werden sollte".

Jedes Paar muss seinen individuellen Weg finden, ob und welche Art von Außen-Flirterei oder Selbstwert-Booster für beide 'in Ordnung' ist und ob bzw. wie sich ggf. darüber ausgetauscht wird (z.B. "Der neue Kollege X scheint mich attraktiv zu finden..." oder "Wundere Dich nicht: Ich bin seit gestern in einem witzigen WhatsApp-Ping-Pong mit Y").

Jeder Mensch und jedes Paar hat unterschiedliche Grenzen, was sich (noch) gut und was sich nicht (mehr) gut anfühlt.

Fremdverliebtheit beginnt meist mit einer oberflächlichen Anziehung. Es gibt zunächst noch keine emotionale Intimität. Wenn der neue Kontakt als bereichernd, aber nicht als bedrohlich für die Paarbeziehung erlebt und dementsprechend gestaltet wird, kann das gelegentliche Schäkern gut tun.

Trotzdem sollte eine verstärkte Offenheit für intensive Flirtereien nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Aus einer anfänglichen Schwärmerei kann bekanntermaßen Liebe werden. Darauf zu warten, dass das Bauchkribbeln von alleine wieder weg geht, könnte gefährlich werden.

Wird der andere Mensch bereits als „Alternative“ zum bisherigen Partner oder der langjährigen Partnerin gesehen, ist die Beziehung in Gefahr. Denken Sie immer häufiger darüber nach, wie ein Leben an der Seite dieses attraktiven "neuen" Menschen aussehen könnte? Womöglich verlockender als Ihr jetziges Leben?

Nehmen solche Phantasien überhand, ist das Risiko für eine Trennung groß.

Betrachten Sie die Erkenntnis, dass es in Ihrem aktuellen Gefühlsuniversum offenbar möglich war, sich fremd zu verlieben, in jedem Fall als Aufforderung, sich mit Ihren Gefühlen, Bedürfnissen und Ihrer bestehenden Partnerschaft eingehender zu beschäftigen.

Ernsthaft fremdverliebt? Diese Gründe können dahinterstecken

Warum hat sich einer der Beziehungspartner fremdverliebt? Warum kommt einem anderen Menschen plötzlich eine solche Bedeutung zu? Um zu verstehen, warum fest liierte Menschen starke Gefühle für eine andere Person entwickeln und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind, ist es wichtig, Ursachenforschung zu betreiben. Denn fremdverliebt zu sein, kann ganz verschiedene Ursachen haben.

(1) Probleme in der Partnerschaft

Wie bereits gesagt: Von den meisten Menschen werden Partnerschaftsprobleme als naheliegendster Grund in Betracht gezogen. Wenn wir uns fremdverlieben, müssen wir doch eine Beziehungskrise haben! In einigen Fällen mag das stimmen - allerdings längst nicht in allen.

Wenn es wiederkehrende Konfliktthemen in der Beziehung gibt, die immer öfter zu Streitigkeiten führen und partout nicht aufgelöst werden, kann das eine chronische Unzufriedenheit und Entfremdung der Partner zur Folge haben.

Die positiven Aspekte der Beziehung werden immer stärker von Problemen und Streitereien überschattet. Die guten Gefühle lassen nach, die Liebe verblasst – und es entsteht Raum für romantische Gefühle zu einer anderen Person.

(2) Etwas fehlt in der Beziehung

Aber nicht nur das, was in einer Partnerschaft schwierig ist, kann zum Hintergrund für eine Schwärmerei werden, sondern auch das, was nicht mehr da ist oder nie da war. Wenn eine Beziehung schon Jahre oder Jahrzehnte besteht, ist längst deutlich geworden, was sie nicht bieten und welche Bedürfnisse sie nicht erfüllen kann.

Fehlt einem Partner bzw. einer Partnerin beispielsweise Unterstützung, Geborgenheit oder Zärtlichkeit, führt das zu latenter Unzufriedenheit.

Die Beziehung deckt nicht alle zentralen Hoffnungen und Erwartungen ab, die der Partner bzw. die Partnerin an sie hatte. Auch wenn die Interessen oder Zukunftspläne beider Beziehungspartner mit der Zeit immer weiter auseinander gehen, kann ein immer größerer emotionaler Graben entstehen.

So kann das Bedürfnis wachsen, diesen Mangel an Wir-Gefühl und gemeinsamer Perspektive durch einen anderen Menschen zu füllen.

(3) Sonderfall: Fehlende Aufmerksamkeit

Am Beginn einer neuen Partnerschaft überschütten die Verliebten einander mit Anteilnahme und Aufmerksamkeit. Sie haben aufrichtiges Interesse an den Wünschen, Zielen, Bedürfnissen und auch Problemen des Anderen – und jede kleine Regung oder persönliche Veränderung wird registriert. Häufig dauern Gespräche in dieser Beziehungsphase nächtelang.

Wenn diese wechselseitige Anteilnahme im Alltag schon eine ganze Weile nachgelassen hat und sich plötzlich jemand anderes verstärkt für einen interessiert, kann das dem Selbstwert sehr gut tun – und ein Gefühl von Lebendigkeit erzeugen, das fast in Vergessenheit geraten war.

(4) Gewöhnung

Beziehungen verändern sich mit der Zeit: Die kleinen Gesten der Anfangszeit sind längst weniger geworden. Sie können sich vielleicht kaum noch daran erinnern, wann Ihr Partner Sie zuletzt mal 'einfach so' mit einer kleinen Aufmerksamkeit überrascht hat. Dafür wissen Sie inzwischen sehr genau, wie sein Schnarchen klingt oder wie lange sie für ihr Morgenritual im Bad braucht. Und Sie kennen auch wirklich jede schlechte Angewohnheit vom anderen. Vom früheren Prickeln ist nichts mehr zu spüren.

Tritt nun ein anderer Mensch in Ihr Leben, der charmant und höflich ist, der alles über Sie erfahren möchte, der sich für Ihre Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse interessiert, melden sich auf einmal wieder all die Schmetterlinge im Bauch, die so lange eingeschlafen waren.

Die Verlockung, diese noch länger flattern zu lassen, ist groß. Die Schwärmerei für einander nimmt zu, Sie fühlen sich so lebendig und 'gesehen', wie schon lange nicht mehr.

(5) Es gibt keine Gründe

Doch auch das ist möglich: Ihre Beziehung läuft wunderbar, Sie waren absolut nicht auf Flirt- oder Neu-Partnersuche, denn Sie lieben Ihren Lebensgefährten aufrichtig. Und trotzdem sind Gefühle für eine andere Person entstanden. Sie spüren, wie Sie sich gerade unaufhaltsam fremdverlieben.

Nicht immer gibt es dafür Ursachen. Fremdverliebtheit muss die Liebe zu Ihrem Partner nicht ersetzen. Es ist auch möglich, mehrere Personen gleichzeitig zu lieben. Nicht umsonst gibt es Beziehungsmodelle wie die Offene Beziehung oder Polyamorie.

Da der Wunsch, den geliebten Partner nicht teilen zu müssen - und die Sorge, ihn womöglich irgendwann zu verlieren - in den meisten Menschen tief verankert ist und mit unangenehmen Empfindungen wie Eifersucht und Verlustangst einhergeht, gelingt es allerdings nur verhältnismäßig wenigen Paaren, offene Beziehungsmodelle so zu leben, dass es allen Beteiligten langfristig gut damit geht.

Das können Sie tun, wenn Sie ernsthaft fremdverliebt sind

Fremdverliebt? Hier sind 6 Tipps was Sie in dieser Situation tun können

Auch für das Thema Fremdverliebtheit gilt: Inneres Gefühlschaos und krisenhaftes Erleben birgt fast immer auch eine Chance auf Klärung und positive Veränderungen.

Fast jeder, der fremdverliebt ist, ist verwirrt über die eigene Gefühlswelt und besorgt um seine Beziehung. In aller Regel möchte man den Partner oder die Partnerin nicht verletzen und die ohnehin schon komplizierte Situation nicht noch schwieriger machen. Wer fremdverliebt ist, stellt sich daher fast immer die Frage: "Wie sollte ich mich in nächster Zeit verhalten? Was wäre klug, was nicht?"

Wir möchten Sie dabei unterstützen, möglichst konstruktiv mit der aufwühlenden Situation umzugehen. Daher haben wir die wichtigsten Tipps und Empfehlungen für Sie zusammengestellt.

(1) Versuchen Sie nicht, Ihre Gefühle zu unterdrücken

Aus Sorge davor, grundlegende Beziehungsprobleme zu entdecken oder den Partner bzw. die Partnerin zu verletzen, versuchen viele, das Thema „Fremdverliebt - Aufgewühlt - Durcheinander sein" zu unterdrücken. Das ist meist keine wirkliche Lösung, da es fast immer ein Problem nach sich zieht: Es bewirkt das genaue Gegenteil.

Gefühle für die andere Person (und das damit verbundene Gefühlschaos) gehen in der Regel nicht von alleine wieder weg, sondern werden mit der Zeit noch stärker.

Emotionen, die verleugnet werden, holen uns oft wie ein Bumerang wieder ein. Gleichzeitig bemerkt der Partner fast immer, dass etwas nicht stimmt.

Er versteht allerdings nicht, woher die emotionale Distanz herrührt. Da er die Situation nicht einschätzen kann, erlebt er Unsicherheiten und Frust. Das Verhalten, durch das die Beziehung eigentlich geschont werden sollte, schadet also noch stärker.

Nutzen Sie die emotionale Krise als Warnsignal für eine ehrliche Auseinandersetzung mit Ihren Bedürfnissen, Erwartungen, Enttäuschungen, Hoffnungen und Wünschen.

(2) Hinterfragen Sie, was genau Sie gerade fühlen

Spüren Sie in Ruhe in sich hinein. Überprüfen Sie (möglichst unzensiert), ob das Verliebtheitsgefühl womöglich u.a. durch einige der folgenden Empfindungen und Umstände genährt worden sein könnte:

  • Tut mir vor allem die vermehrte Aufmerksamkeit gut?
  • Finde ich die andere Person in erster Linie äußerlich attraktiv oder erotisch anziehend?
  • Steht der andere Mensch in irgendeiner Form im Rampenlicht - und ich finde es spannend oder schmeichelhaft, dass wir eine 'geheime Verbindung' zueinander haben?
  • Ist es u.a. auch das 'Verbotene' an dem Techtelmechtel, das sich aufregend anfühlt?
  • Vertreibe ich durch die Beschäftigung mit der anderen Person irgendeine Form von Langeweile?
  • Lenke ich mich von etwas anderem ab, indem ich mich in das Verliebtheitsgefühl stürze?
  • Bringt der andere Mensch Saiten in mir zum Klingen, die ich lange nicht mehr gefühlt habe?

All das kann mit Liebe verwechselt werden, ist aber nicht dasselbe. – Stattdessen lassen sich die intensiven Emotionen vielleicht ganz gut mit Sich-selbst-wieder-lebendiger-fühlen zusammenfassen.

Gerade, wenn Sie seit Jahren in einer festen Paarbeziehung leben, kennen Sie die meisten Seiten an Ihrem Partner in- und auswendig. Das bedeutet: Neben seinen Stärken wissen Sie auch um seine Schwächen und Macken. Schließlich haben Sie schon alle erdenklichen Situationen unzählige Male im Alltag miteinander erlebt.

Das ist bei der fremden Person etwas völlig anderes. An ihr entdecken Sie gerade erst verschiedene Eigenschaften – und vermutlich zunächst vor allem die guten. Das ist natürlich spannender und schöner als wieder einmal festzustellen, dass der eigene Mann die Socken im Schlafzimmer verteilt oder die eigene Frau auch heute den Geschirrspüler unfassbar ungeschickt eingeräumt hat…

(3) Bewerten Sie Ihre Partnerschaft

Denken Sie einmal über Ihre Beziehungsqualität insgesamt nach und versuchen Sie, Ihr eigenes Erleben und Verhalten realistisch einzuschätzen. Hören Sie auf Ihr Herz: Sind Sie (unabhängig von den aktuell aufwühlenden Gefühlen) überwiegend glücklich und zufrieden in Ihrer Beziehung? Welche Stärken gibt es, welche Schwächen? Was ist Ihr Beitrag zur aktuellen Atmosphäre zwischen Ihnen beiden?

Gewinnen Sie einen möglichst umfassenden Überblick über Ihre Ressourcen und Herausforderungen als Paar und machen Sie den wissenschaftlich fundierten Beziehungstest von PaarBalance (Dauer ca. 10 Minuten).

Direkt im Anschluss erhalten Sie Ihr persönliches Beziehungsprofil mit individueller Stärken-Schwächen-Übersicht (kostenfrei & unverbindlich).

Vielleicht offenbart der Test, dass Ihre Partnerschaft bzw. Ehe deutlich mehr positive Seiten hat, als Ihnen zwischendurch bewusst war, und dass Sie Ihren Partner nach wie vor lieben - auch wenn dieses Gefühl aktuell etwas verschüttet sein mag.

Vielleicht werden aber auch Schwachstellen und Herausforderungen deutlich, die Sie nicht auf dem Schirm hatten und künftig nicht länger auf die leichte Schulter nehmen sollten.

Nutzen Sie die Chance herauszufinden, welche konkreten Dinge oder übergeordneten Qualitäten Ihnen aktuell fehlen und auf welche Weise sich Ihre Zufriedenheit verbessern lassen würde.

Sind Sie zu dem Schluss gekommen, dass Sie nicht möchten, dass Sie und Ihr Partner getrennten Wege gehen?

Dann braucht es die ganz bewusste Entscheidung für Ihre Partnerschaft.

Selbst wenn es schlussendlich zu einer Trennung kommen sollte, ist es unendlich wichtig, sich später sagen zu können: "Ich habe unsere Liebe nicht leichtfertig in die Tonne getreten. Ich habe um uns gekämpft."

Nehmen Sie sich die folgenden Empfehlungen zu Herzen.

(4) Gießen Sie kein Öl ins Feuer

Auch, wenn Sie diese Frage vermutlich nicht erfreut: Lässt sich der Kontakt zu der Person, die Sie emotional in Beschlag genommen hat, in nächster Zeit einstellen oder - falls es sich um jemanden aus Ihrem Arbeitsumfeld oder der Nachbarschaft handelt - zumindest deutlich reduzieren?

Wenn Sie die emotionale Aufgewühltheit zum Anlass nehmen möchten, erst einmal Ihre bestehende Beziehung in Ruhe unter die Lupe zu nehmen und an einzelnen Stellschrauben zu drehen, um sie auf neue Füße zu stellen, wäre es kontraindiziert, parallel die Gefühle für den anderen Menschen weiter anzufachen.

Stellen Sie sich Ihre bestehende Partnerschaft wie eine Pflanze vor, die in letzter Zeit nicht die besten Bedingungen hatte, sich optimal zu entwickeln. Widmen Sie sich bewusst und mit Engagement diesem Pflänzchen, das womöglich einzugehen droht, wenn Sie es nicht ab sofort regelmäßig gießen und düngen und gut aufpassen, dass es nicht zertrampelt oder überwuchert wird.

(5) Sprechen Sie mit Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin

Tauschen Sie sich in Ruhe mit Ihrem Partner darüber aus, wie es Ihnen in Ihrer Beziehung geht. Lassen Sie sich hinter die Kulissen schauen und beschreiben Sie möglichst genau, was Sie schätzen und beibehalten wollen und womit Sie aktuell noch nicht oder nicht mehr ganz zufrieden sind.

Vermeiden Sie Vorwürfe und Angriffe, formulieren Sie stattdessen Wünsche und Vorschläge.

Sollten Sie Ihre Verliebtheit in eine andere Person in diesem Gespräch thematisieren? Wenn Sie Ihrer Beziehung oder Ehe die Chance auf einen möglichst ungetrübten Neustart geben möchten, kann es Sinn machen, die empfundene Zuneigung für den anderen Menschen für sich zu behalten und sich stattdessen auf die Gemeinsamkeiten und Pläne mit Ihrem Partner zu fokussieren. Ein Offenlegen könnte Ihren Partner nachhaltig verunsichern.

Es ist Ihr 'Job', die Gründe für Ihre Gefühlsturbulenzen herauszufinden, Ihre Emotionen zu meistern und diesen Empfindungen nach und nach den passenden Platz in Ihrem Lebensregal zuzuweisen, der Ihnen 'bis auf weiteres' die Gegenwart und Zukunft mit Ihrem jetzigen Partner nicht verbaut.

(6) Engagieren Sie sich bewusst für Ihre Beziehung

Dank des Beziehungstests haben Sie vermutlich Ihre Stärken sowie Ihr Verbesserungspotenzial auf dem Radar. Nutzen Sie diese Klarheit, um Ihre Beziehungsqualität so positiv wie nur möglich zu verändern.

Lassen Sie sich gerne auf diesem Weg unterstützen. Unser PaarBalance-Programm wurde genau hierfür entwickelt. Die 18 Sitzungen (Aufbau jeder Sitzung: 1 Video zu einem wichtigen Paarthema; 2 Übungen; 3 Hausaufgaben zur Auswahl) erhalten die bewährtesten Tipps und Empfehlungen, wie Sie und Ihr Partner sich Ihre Liebe und Ihre innigen Gefühle füreinander in kurzer Zeit und in einer guten Stimmung zurückerobern können.

Die Online-Sitzungen können unabhängig von Zeit und Ort bequem von zu Hause aus durchgeführt werden.

Sollten Sie darüber hinaus noch Face-to-Face-Unterstützung wünschen, können persönliche Gespräche bei einem Paarberater oder Paartherapeuten vor Ort der nächste Schritt sein (siehe Artikel „Paartherapie: Wann sinnvoll? Ablauf, Methoden & Kosten“).

Fremdverliebt zu sein, bedeutet also nicht zwangsläufig das Ende der Beziehung. Oft ist es allerdings ein deutliches Warnsignal.

Gehen Sie in dieser Situation auf Ursachensuche und stärken Sie Ihre Beziehung ganz aktiv und bewusst, denn:

Lieber (zuerst noch einmal) mit dem alten Partner etwas Neues erleben, als mit einem neuen Partner (womöglich schon bald) das Alte!

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Alles Gute & herzliche Grüße

Ihr Prof. Dr. Ludwig Schindler &  das PaarBalance-Team

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Sie sind gerade unglücklich in Ihrer Beziehung? Ihre Partnerschaft hat sich in eine ungute Richtung entwickelt? Erfahren Sie hier die häufigsten Gründe für negative Veränderungen – und was Sie tun können, um sich in Ihrer Partnerschaft wieder zufrieden und geborgen zu fühlen.

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Häufige Fragen

Was meint, fremdverliebt zu sein?

Fremdverliebt zu sein bedeutet, einer anderen Person gegenüber starke romantische Gefühle entwickelt zu haben - trotz fester Beziehung. Für einen Großteil der Betroffenen ist es einerseits aufregend, frisch verliebt zu sein. Andererseits gehen die Fremdverliebtheitsgefühle mit einem schlechten Gewissen gegenüber dem festen Partner einher. Meist entstehen innere Konflikte.

Was tun, wenn man trotz Beziehung fremdverliebt ist?

Versuchen Sie nicht, Ihre Gefühle zu unterdrücken, das bewirkt oft das Gegenteil. Hinterfragen Sie, was genau Sie gerade fühlen: „Ist es wirklich Verliebtheit oder tut mir vor alle die Aufmerksamkeit gut?“ „Fehlt mir irgendetwas in meiner Beziehung? Wenn ja, was?“ Vermeiden Sie alles, was Sie später bereuen könnten. Treffen Sie keine vorschnellen Entscheidungen.

Ist es normal, sich trotz fester Beziehung zu verlieben?

Auch, wenn wir fest liiert sind: Es ist Teil unserer menschlichen Natur, gelegentlich eine stärkere Anziehung zu einer anderen Person zu verspüren, z.B. weil wir jemanden als ausgesprochen attraktiv und zugewandt erleben oder uns aufgrund einer besonderen Situation verbunden fühlen. Entscheidend ist, die Vereinbarungen mit unserem Partner im Blick zu behalten.

Soll ich meinem Partner von meiner Fremdverliebtheit berichten?

Eine offene Kommunikation in der Beziehung ist zwar im Allgemeinen wichtig. Sie sollten jedoch erst einmal möglichst viel innere Klarheit gewinnen, bevor Sie Ihren Partner unnötigerweise verunsichern oder verletzen. Vielleicht stellt sich bei näherer Betrachtung heraus, dass Sie gar nicht ernsthaft fremdverliebt sind, sondern Ihnen einfach die verstärkte Aufmerksamkeit gut tut?

Kann man in mehrere Menschen zugleich verliebt sein?

Ja, es ist möglich, zeitgleich starke Gefühle für mehrere Menschen zu entwickeln. Das bedeutet aber nicht, dass man sich automatisch in „Schwierigkeiten“ bringen müsste. Treue ist etwas Aktives. Das heißt: Menschen zu begegnen, die bestimmte Saiten in einem zum Klingen bringen, ist etwas Schönes - bedeutet aber nicht automatisch, „mehrgleisig fahren“ zu müssen…

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Über die Autorin / den Autor

Prof. Dr. Ludwig Schindler gehört zu den führenden Experten im Bereich Paartherapie in Deutschland. Er ist Verfasser von zahlreichen Publikationen auf diesem Gebiet. Der Diplom-Psychologe und Psychotherapeut ist Mitbegründer und wissenschaftlicher Leiter von PaarBalance, der bekanntesten interaktiven Paartherapie online im deutschsprachigen Raum. Seit über 40 Jahren unterstützt er Menschen in den Bereichen Beziehungsanbahnung, Partnerschaftsgestaltung, Sexualität, Krisenbewältigung & Trennungsverarbeitung.