Abhängigkeit in der Beziehung – Warnsignale & konkrete Tipps

Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Paartherapeutin, Pädagogin, Coach
Lesedauer: Minuten
Dr. Judith Gastner
Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Paartherapeutin, Pädagogin, Coach
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Abhängigkeit in der Beziehung - Warnsignale & konkrete Tipps

Wenn zwei Menschen eine Partnerschaft eingehen, binden sie sich aneinander. Von nun an treffen sie einen Großteil ihrer Lebensentscheidungen gemeinsam und unterstützen sich gegenseitig.

Dass sich beide Partner aufeinander einlassen und als "Wir" denken und empfinden, ist besonders in Langzeitbeziehungen notwendig. Sonst kann eine Partnerschaft auf Augenhöhe auf Dauer nur schwer gelingen.

Doch die Bindung an einen anderen Menschen kann auch zu stark werden – dann wird aus Liebe Abhängigkeit.

Im vorliegenden Artikel erfahren Sie,

  • woran Sie erkennen können, ob Sie von Ihrem Partner emotional abhängig sind,

  • welche Probleme emotionale Abhängigkeit mit sich bringen kann und

  • welche Strategien und konkreten Tipps dabei helfen, emotionale Abhängigkeit zu überwinden.

Wie äußert sich Abhängigkeit in der Beziehung? - 5 Warnsignale

Es ist ganz 'normal', seinem Partner möglichst oft nah sein zu wollen - sowohl, wenn man frisch verliebt ist, als auch, wenn man schon länger zusammen und einander vertraut ist.

Je länger eine Beziehung andauert, desto mehr wird der andere meist zu einem Bestandteil des eigenen Lebens. Man möchte sich seine Zukunft nicht mehr ohne einander vorstellen.

Doch woran kann man merken, ob es sich um „gesunde“ Liebe und Verbundenheit oder um "ungesunde" emotionale Abhängigkeit handelt?

Anzeichen und Warnsignale für eine Abhängigkeit in der Beziehung

Natürlich ist jeder Mensch und entsprechend auch jede Liebesbeziehung anders. Das Bedürfnis nach Nähe und Alleinsein, nach gemeinsamen und getrennten Aktivitäten, nach Wir und Ich ist von Paar zu Paar unterschiedlich.

Dennoch gibt es einige „Warnsignale“, die auf eine mögliche emotionale Abhängigkeit hinweisen können, wie z.B.

  1. Sie würden am liebsten jederzeit bei Ihrem Partner sein.

  2. Geht das nicht, wollen Sie unbedingt wissen, wo der andere sich gerade aufhält – es nicht zu wissen, verunsichert Sie.

  3. Sobald Ihr Liebster nicht da ist, fühlen Sie sich irgendwie leer, denn ohne ihn und seine Ratschläge wissen Sie oft nicht, was Sie tun sollen.

  4. Sie haben das Gefühl, nur Ihr Partner kann Ihre Wünsche und Bedürfnisse erfüllen.

  5. Ihr gesamtes Lebensglück hängt von Ihrer Beziehung ab.

Geht es Ihnen so oder ähnlich? Dann können das deutliche Anzeichen für emotionale Abhängigkeit sein.

Die eigenen Bedürfnisse selbst erfüllen? - Schwierig für emotional Abhängige!

Die eigenen Bedürfnisse selbst erfüllen? - Schwierig für emotional Abhängige!

Während in einer ausgewogenen Partnerschaft beide Partner in der Lage sind, einen Großteil ihrer eigenen Bedürfnisse selbst zu erfüllen, sind emotional Abhängige darauf angewiesen, dass die andere Person ihre Bedürfnisse stillt:

  • Sie brauchen auch bei Alltagsaufgaben oder der Regulation ihrer eigenen Gefühle die Unterstützung des Partners.

  • Ohne den anderen erleben sie sich als verloren und unvollständig.

  • Sie glauben, ohne den Partner wertlos zu sein.

Die totale Fokussierung auf den Lebenspartner kann zur Selbstaufgabe und zur Verleugnung der eigenen Identität führen.

Die Folge von emotionaler Abhängigkeit? - Stress für beide Partner!

Die Folge von emotionaler Abhängigkeit? - Stress für beide Partner!

Bei dem emotional Abhängigen lösen diese Gefühle Dauerstress aus. Er lebt ständig in der Angst, möglicherweise vom Partner verlassen zu werden. Seine Verlustangst ist allgegenwärtig.

Auf der anderen Seite kann sich auch der Partner überfordert fühlen: Er hat permanent das Gefühl, den anderen unterstützen und für ihn sorgen zu müssen. Oder aber er fühlt sich eingeengt und reagiert - früher oder später - mit Wut und Fluchtimpulsen. Beides belastet die Partnerschaft auf Dauer enorm.

Die Wurzeln für emotionale Abhängigkeit liegen oft in der Kindheit

Die Wurzeln für emotionale Abhängigkeit liegen oft in der Kindheit

Die psychologische Forschung zeigt, dass die Ursachen emotionaler Abhängigkeit oftmals in der Kindheit liegen.

So können zum Beispiel traumatische Erfahrungen, Verluste oder schwierige Beziehungen zu den Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen, den Grundstein dafür legen, dass Menschen die Tendenz entwickeln, sich später von einem Liebespartner emotional abhängig zu machen.

Ein stabiles Bindungsverhalten zu entwickeln, ist für Kinder z.B. kaum möglich, wenn sich die Mutter und/oder der Vater nicht adäquat gekümmert haben, nicht einfühlsam mit den kindlichen Bedürfnissen umgegangen sind, selbst chronisch gestresst oder psychisch erkrankt waren.

Wer als kleiner Mensch nicht mit dem Grundgefühl aufwachsen durfte, dass er willkommen ist, dass seine Gefühle und Bedürfnisse wichtig sind und dass er wertvoll ist, entwickelt meist ein schwieriges Bindungsverhalten, das auch im Erwachsenenalter nur schwer zu verändern ist.

Zwei mögliche Folgen können sein:

Folge 1: Er kann sich nicht wirklich auf einen anderen Menschen emotional einlassen - aus Enttäuschungsprophylaxe und der Überzeugung heraus, dass andere Menschen letztlich nicht verlässlich sind (=> Bindungsangst). Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel "Angst vor einer Beziehung".

Folge 2: Oder er möchte - im Gegenteil - alles dafür tun, das Objekt seiner Liebe nie mehr zu verlieren, d.h. es "um jeden Preis" (also auch um den Preis der eigenen Gesundheit) zu behalten und bindet sich über die Maßen an den anderen (=> emotionale Abhängigkeit).

Im schlimmsten Fall kann emotionale Abhängigkeit zur Folge haben, dass ein Betroffener in einer für ihn schädlichen Beziehung verhaftet bleibt. Wer massive Angst hat, alleine nicht zurecht zu kommen, dem wird es nicht gelingen, sich aus einer "ungesunden" Konstellation zu befreien. Auch dann nicht, wenn das Zusammensein von psychischer Gewalt geprägt und seine seelische und körperliche Gesundheit großen Schaden nehmen sollten. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel "Toxische Beziehung - Wie erkennen und was tun?

Wie kann Abhängigkeit in der Partnerschaft überwunden werden?

Wie kann Abhängigkeit in der Partnerschaft überwunden werden?

Obwohl die Wurzeln bereits so früh im Leben liegen, können heilsame Erfahrungen und eine tiefe Reflexion im Erwachsenenalter die abhängigen Muster durchbrechen.

Drei Schritte zu mehr innerer Unabhängigkeit

Was sind wichtige Schritte auf dem Weg zu mehr Selbstliebe und Eigenständigkeit?

  1. Der erste wichtige Schritt besteht darin, die eigene emotionale Abhängigkeit in ihren verschiedenen Spielarten überhaupt zu erkennen. "In welchen Bereichen oder bei welchen Themen verlasse ich mich womöglich zu sehr auf meinen Partner?" "Bei welchen meiner Bedürfnisse habe ich das Gefühl, sie mir nicht selbst erfüllen zu können?" "Wo verleugne ich meine eigenen Wünschen und Lebenspläne - aus Angst heraus, die Liebe und Zuwendung meines Partners zu erregen?"

  2. In einem zweiten Schritt gilt es, (wieder) mehr auf sich selbst zu achten und herauszufinden, was einem auch im Alltag guttut und Spaß macht. Integrieren Sie diese Dinge ganz bewusst (wieder) in Ihren Alltag. Das Zauberwort lautet: "Selbstfürsorge". Wer (wieder) lernt, sich selbst etwas Gutes zu tun, ist automatisch weniger auf einen anderen Menschen angewiesen. Auch, wenn es banal klingen mag - aber testen Sie verschiedene kleine Ruhe-Oasen für sich: Mit Musik in der Badewanne entspannen? Bewusste Lesezeit mit einer guten Tasse Tee einplanen? Ein Spaziergang in der Natur - bei jedem Wetter? - Probieren Sie aus, was Sie erden und beruhigen kann.

  3. Beschäftigen Sie sich mit Dingen, die Ihr Selbstbewusstsein steigern: Nehmen Sie vergessene Hobbys wieder auf, entdecken Sie Dinge (neu), auf die Sie früher Lust hatten, machen Sie mehr von dem, was Sie gut können, lernen Sie interessante Fertigkeiten, pflegen Sie Kontakte und Freundschaften.

Je mehr Sie sich selbst zutrauen, je vernetzter und eingebundener Sie sich fühlen, desto schwächer wird die Überzeugung werden, den Partner oder die Partnerin unbedingt zu brauchen.

"Liebe ist ein Kind der Freiheit!" - Was meint das?

Es gibt den schönen Satz "Liebe ist ein Kind der Freiheit." Wenn Sie das Gefühl haben, sich jeden Tag aufs Neue frei für die Liebe und Ihr Miteinander entscheiden zu können (einfach, weil es bereichernd und toll ist, zusammen zu sein und nicht aus Sorge, alleine nicht (über-)lebensfähig zu sein), dann ist das eine wunderbare Basis für eine langfristig entspannte Beziehung auf Augenhöhe.

Dasselbe gilt natürlich auch umgekehrt. Auch Ihr Partner sollte nie aus einem Pflichtgefühl oder schlechten Gewissen heraus Zeit mit Ihnen verbringen "müssen", sondern, weil er es gerne tut. Wenn es schön für ihn ist, mit Ihnen zusammen zu sein, möchte er das automatisch möglichst oft erleben.

Was tun, wenn ich das nicht alleine hinbekomme?

Nicht immer gelingen diese Schritte sofort. Und nicht immer gelingen Sie ohne Hilfe von außen.

Wenn es Ihnen schwerfällt, nach und nach ihre Eigenständigkeit und innere Unabhängigkeit auszubauen (bzw. überhaupt erst aufzubauen), kann eine Beziehungsexpertin, z.B. eine Psychotherapeutin, Sie wirksam dabei unterstützen. Sie wird gemeinsam mit Ihnen einen Weg finden, Ihr Selbstvertrauen und Ihr Selbstwertgefühl zu steigern und negative Glaubenssätze über sich selbst, die eigenen Fähigkeiten und das Alleinsein abzubauen.

Das gibt Ihnen die nötigen Werkzeuge in die Hand, um eine Partnerschaft auf Augenhöhe zu gestalten – oder sich aus Ihrer aktuellen Beziehung zu lösen, wenn Sie bei einer realistischen Neubewertung feststellen, dass sie Ihnen mehr schadet, als gut tut.

Eine Psychotherapeutin oder ein Beziehungen spezialisierter Paartherapeut (zu dem Sie auch alleine gehen können!) - kann Sie dabei begleiten, den für sich richtigen Weg zu finden.

Unser Tipp: Checken Sie den "Ist-Zustand" Ihrer Beziehung!

Sich ehrlich damit auseinanderzusetzen, wo man gerade steht, ist der erste wichtige Schritt, um seine Partnerschaft in eine dauerhaft glückliche Richtung lenken zu können.

  • Es ist wichtig, einen genauen Überblick darüber zu gewinnen, in welchen Bereichen des Zusammenseins man ein starkes Team ist und welche Gefahrenzonen es gibt.

  • Dafür gilt es, sich mit den eigenen Stärken und Schwächen als Beziehungspartner/in auseinanderzusetzen.

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Über die Autorin / den Autor

Dr. Judith Gastner ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Pädagogin und Paartherapeutin. Die Mitbegründerin und wissenschaftliche Leiterin von PaarBalance, der bekanntesten interaktiven Paartherapie online im deutschsprachigen Raum, unterstützt seit über 20 Jahren Menschen in den Bereichen Beziehungsanbahnung, Partnerschaftsgestaltung, Sexualität, Krisenbewältigung & Trennungsverarbeitung.