Schluss mit Mental Load! So gelingt die gerechte Arbeitsaufteilung in der Partnerschaft

Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Paartherapeutin, Pädagogin, Coach
Kategorie: Beziehungskrise
Lesedauer: Minuten
Dr. Judith Gastner
Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Paartherapeutin, Pädagogin, Coach
Kategorie: Beziehungskrise
Lesedauer: Minuten
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Um die zahlreichen Bedürfnisse, Interessen, Verpflichtungen und Wünsche aller Familienmitglieder unter einen Hut zu bekommen, muss unglaublich viel geleistet werden. Wer nicht möchte, dass seine Beziehung eines Tages an einer ungerechten Arbeitsaufteilung zerbricht, sollte sich unbedingt intensiver mit dem Thema 'Mental Load' befassen.

Ups, Klopapier ist alle! Und wir haben nur noch eine Küchenrolle im Haus.

Die gewaschene Wäsche liegt seit gestern feucht in der Trommel - muss dringend aufgehängt werden.

Schon wieder eine neue Nachricht in der Fußball-WhatsApp-Gruppe! Turnier von Jonas (Kind 1) vorverlegt auf morgen 8:00 Uhr?! Oha. Das ist früh. Und wir sind auch noch mit Fahren dran! Dann müssten Max und Lasse schon gegen 7:15 aufgegabelt werden, sonst schaffen wir es nicht pünktlich. Muss noch den anderen Eltern Bescheid geben.

Mist! Jonas hatte ja schon letzte Woche gejammert, dass seine Fußballschuhe drücken. Gar nicht gut bei 5 Stunden Turnier. Wer war das nochmal, dessen älteres Kind kürzlich aufgehört hatte mit Fußball? Muss ich unbedingt irgendwie herausfinden. Erstmal dort wegen der Schuhe fragen, sonst müssten wir ja heute noch neue kaufen.

Sophias (Kind 2) Fieber ist noch immer nicht ganz weg. Wäre doof, sie so mit ins Sportgeschäft zu schleifen. Ob man Frau Sabatin (Nachbarin) zumuten könnte, notfalls eine Stunde bei ihr zu bleiben? Sollte sicherheitshalber gleich nachfragen, ob sie überhaupt Zeit hat.

Bis Markus (Mann) heimkommt, wäre es zu spät zum Einkaufen. Andererseits: Jetzt dauert das Fieber schon länger als 3 Tage. Vielleicht sollten wir lieber versuchen, vor dem Wochenende einen Termin bei Frau Dr. Henrichs (Kinderärztin) zu bekommen?

Ach - und was essen wir eigentlich heute Abend? Für Kochen wird's zu knapp. Dann müsste zumindest noch schnell Brot eingekauft werden.

Kommt Ihnen diese Art von Gedanken-Karussell bekannt vor? 🙂
Dann sind Sie hier bei unserem Artikel genau richtig!

So bzw. so ähnlich wie die oben aufgeführten inneren Dialoge sieht es im Kopf unzähliger Eltern - v.a. aber im Kopf fast jeder Mutter - aus.

Der konkrete Inhalt dessen, was alles zu tun ist, ist natürlich von Familie zu Familie und von Tag zu Tag unterschiedlich. Dass diese unsichtbare innere To-Do-Liste aber immens lang ist und im Verlauf des Abarbeitens häufig nur immer noch mehr darauf vermerkt wird (weil der bisherige Plan nicht aufgeht, weil Unvorhersehbares dazwischen kommt usw.) - das wird fast jede/r bestätigen können.

Damit 'Familie gelingt' und um die zahlreichen Verpflichtungen, Bedürfnisse, Interessen und Wünsche aller Familienmitglieder unter einen Hut zu bringen, ist unglaublich viel zu tun:

Es muss an so vieles gedacht werden. Es muss so vieles gemacht werden.
Und das an jedem einzelnen Tag.

Die zahlreichen Entscheidungen, die tagtäglich anstehen, immer gemeinsam treffen?

Die Last dieser umfangreichen zu erledigenden Kopf- und Umsetzungs-Arbeit fair auf beide Partner (und, falls es größere Kinder gibt, auf die ganze Familie) verteilen? So dass keiner mehr als die anderen auf seinem inneren 'Radar' haben muss? Damit nicht einer allein das Gefühl hat, es liegt nur an ihm/ihr, immer an alles denken zu müssen?

Was für ein schönes Ideal! 🙂

Die meisten Paare haben allerdings das Gefühl, immer wieder aufs Neue genau daran zu scheitern.

Nicht selten entwickelt sich über die Zeit anhaltende Unzufriedenheit. Infolgedessen wird der Ton schneller gereizt, Streitereien nehmen zu (Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel "Ständiger Streit in der Beziehung? Das sollten Sie wissen!") und mindestens einer von beiden Partnern leidet zunehmend unter dem Phänomen, das heute oftmals unter dem Begriff "Mental Load" zusammen gefasst wird.

Was genau meint der Begriff "Mental Load?"

Als "Mental Load" wird die andauernde mentale Belastung bezeichnet, die durch die diffizile Organisation zahlreicher Alltagsaufgaben entsteht.

Hierzu gehören insbesondere auch all jene Planungs- und Koordinationsprozesse, die von anderen - gerade auch dem eigenen Partner - oftmals übersehen oder als "Kleinkram" abgetan werden, die aber unabdingbar wichtig sind, damit der Alltag in Familien einigermaßen reibungslos funktioniert.

Um 'den Laden am Laufen zu halten' - und zwar für alle Beteiligten (also einen selbst, den Partner, die Kinder, evtl. Eltern oder Schwiegereltern, ...) - braucht es eine enorme Koordinationsleistung. Und es gibt keine wirkliche Pause, während derer all die 'Bälle', die parallel in der Luft jongliert werden müssen, einfach mal zwischendurch abgelegt werden könnten.

Mindestens einer von beiden Partnern (meist sind es im Familiensystem die Frauen und Mütter) hat dabei den Eindruck, dass ohne die eigene Präsenz 'nichts mehr funktionieren' würde und dass man sich keinerlei Auszeit erlauben darf - egal, wie dringend eine solche zwischendurch nötig wäre.

Das größte Problem dabei: Wenn die eigenen, zeitlich und seelisch umfangreichen Investitionen, die für das Familiensystem geleistet werden, ausgerechnet von dem Menschen, der einem der wichtigste ist, nicht gesehen und gewürdigt werden, dann entsteht - verständlicherweise - wachsender Unmut.

Derjenige, der sich ohnehin bereits chronisch strapaziert fühlt, hat dann immer weniger Lust, all die anstehenden Aufgaben auch weiterhin automatisch zu übernehmen und klaglos auszuführen. Die anhaltende mentale Last verwandelt sich zunehmend in Be-Last-ung, Frustration und Ärger.

Buchtipp: "Raus aus der Mental Load Falle. - Wie gerechte Arbeitsteilung gelingt" von Patricia Cammarata

Als berufstätiger Mutter war der Diplom-Psychologin und Buchautorin Patricia Cammarata das Phänomen 'Mental Load' persönlich nur allzu vertraut - litt sie doch selbst unter chronischer 'Mental Load', lange bevor sie diesen Begriff mit ihrem Gefühl des Dauer-erschöpft-auf-dem-Zahnfleisch-Gehens verknüpft hatte.

In ihrem Buch "Raus aus der Mental Load Falle" setzt sich die Autorin deshalb intensiv mit dem Thema 'Mental Load' und wirkliche Gleichberechtigung auseinander. Patricia Cammarata erklärt anschaulich und humorvoll, welche Mechanismen und Rollenklischees die Dynamik in der Paarbeziehung steuern.

Die Bestseller-Autorin beschreibt mit klarem Blick, was es für eine wirklich gerechte Arbeitsteilung braucht und gibt ebenso pragmatische wie differenenzierte Tipps, wie Paare der 'Mental Load Falle' dauerhaft entkommen können.

Der ideale Stoff für ein Mental Load-Missverständnis - Ein Beispiel

Als klassisches Beispiel für ein typisches Mental-Load-Missverständnis, das so oder ähnlich zahllose Mütter und Väter bereits zigfach erlebt haben dürften, nennt die Autorin Patricia Cammarata die Einladung des eigenen Kindes zu einem Kindergeburtstag.

Der Außenstehende (bzw. oft eben auch der Partner) mag sich über ein solches Event nicht allzu viele Gedanken machen - er freut sich vielleicht einfach nur darüber, dass das Kind offenbar beliebt ist und wieder einmal zu einem Fest eingeladen wurde.

Im Vorfeld müsse allerdings, so Patricia Cammarata, erst eine ganze Menge an mentalen Denk- und Umsetzungs-Arbeiten geleistet werden, damit das Kind die Einladung auch wirklich wahrnehmen kann:

  • Der Schulranzen muss regelmäßig gecheckt werden, damit die Eltern überhaupt mitbekommen, dass eine Einladungskarte aus dem Papierwust herauspurzelt.

  • Im Familien-Kalender muss überprüft werden, ob das Kind an diesem Tag Zeit für die Geburtstagsfeier hat.

  • Eventuell muss der Sportkurs abgesagt oder ein anderer Termin verschoben werden, der genau zur selben Zeit stattgefunden hätte oder geplant gewesen war.

  • Es muss organisieren werden, wie das Kind zur Feier kommt und wieder nach Hause gelangt.

  • Falls das Kind direkt von den Eltern des Geburtstagskindes von Kindergarten / Schule abgeholt wird, muss ggf. eine Vollmacht ausgestellt werden.

  • Am entsprechenden Tag muss diese Vollmacht so im Schulranzen verstaut werden, dass das Kind auch daran denkt, sie abzugeben.

  • Es muss ein Geschenk für das Geburtstagskind überlegt werden (wobei darauf zu achten ist, dass es nicht noch einmal das Geschenk des Vorjahres ist).

  • Im Idealfall muss die eigene Geschenkidee mit anderen Eltern abgesprochen werden, damit nicht mehrere Geburtstagsgäste dasselbe Präsent mitbringen.

  • Es braucht eine Entscheidung, wo das Geschenk gekauft wird.

  • Der Kauf des Geschenks muss rechtzeitig erfolgen.

  • Es muss sichergestellt werden, dass noch genug Geschenkpapier zuhause ist.

  • Das Geschenk muss verpackt werden.

  • Je nach Art der Geburtstagsfeier muss an die passende Kleidung (ggf. Wechselkleidung) gedacht werden.

Patricia Cammarata weiß: In den allermeisten Familien sind es die Frauen und Mütter, die diese unsichtbare Arbeit Tag für Tag ganz selbstverständlich für ihre Kinder und damit für die ganze Familie leisten:

Das Thema "Kindergeburtstagseinladung" wird ganz automatisch auf die bereits übervolle mentale To do-Liste der Mutter abgespeichert. Von der Einladung bis zum Party-Tag selbst wird alles Notwendige im Kopf behalten: Die genannten Einzelpunkte werden rechtzeitig vorbereitet, umgesetzt oder delegiert.

Für sich genommen sind die einzelnen Dinge, an die gedacht werden muss, bei diesem Beispiel nicht sonderlich komplex. Den Inhalt jedes Punktes abzuhaken, dauert meist nur wenige Minuten. - Und doch ist die gesamte 'Liste' der Vorbereitungen relativ lang - und es macht in seiner Gänze eine Menge Arbeit (eine Stunde? zwei Stunden? drei Stunden?), bis ein solcher vermeintlich kleiner weiterer 'Tagesordnungspunkt' (bei nur einem der Familienmitglieder) im Familienalltag am Ende wirklich reibungslos funktioniert.

So weit, so gut. Aber wo liegt nun das angekündigte Mental Load-Missverständnis?

Die Autorin Patricia Cammarata bringt es folgendermaßen auf den Punkt: "Wird nun der Vater losgeschickt, um das Geschenk zu besorgen, glaubt dieser, er hätte sich um die Angelegenheit gekümmert, weil er den gesamten Prozess nicht sieht. So kann Streit entstehen. Er versteht nicht, dass die Mutter im Hintergrund schon viel mehr geleistet hat als er."

Wer hat was im Kopf? Was braucht es für eine gerechte Arbeitsteilung?

Spätestens dann, wenn "aus zwei drei geworden" ist, d.h. aus einem Paar eine Familie wurde (und das gilt übrigens für sämtliche Familienmodelle - also Mann-Frau-, Frau-Frau- und Männer-Konstellationen gleichermaßen), ist es wichtig, dass sich die Mütter und Väter immer wieder in Ruhe mit dem Thema "Verantwortlichkeiten" und "Gefahr von Mental Load" im Leben des neuen Familiensystems beschäftigen und gemeinsam Antworten auf die wichtigsten Fragen finden:

  • Haben wir das Gefühl, den Alltag als Paar / Familie gut zu bewältigen? Gelingt uns der Spagat zwischen Arbeit - Haushalt - Versorgung - Betreuung der Kinder - etc.?

  • Erleben wir die Arbeitsteilung in unserer Familie insgesamt als (überwiegend) gerecht?

  • Falls nein: Wer fühlt sich überstrapaziert? Wodurch? Seit wann?

  • Wer ist aktuell wofür verantwortlich?

  • Was fällt bei uns an 'normalen' Tagen im 'Alltag' an?

  • Welche Dinge und Vorbereitungen kommen an den Wochenenden oder in den Ferien als zusätzliche Arbeit hinzu oder fallen weg?

  • Wenn etwas außer der Reihe ansteht: Gelingt es uns, solche neuen To Dos zügig und fair in der Familie aufzuteilen?

  • Sieht jeder, was der andere leistet (oder eben nur seine eigenen Beiträge)?

  • Wissen beide 'Parteien' (Männer <-> Frauen, Väter <-> Mütter, derjenige, der mehr Zeit zuhause verbringt <-> derjenige, der mehr Zeit außer Haus verbringt), was der andere - neben dem beruflichen Arbeiten - noch alles im Kopf hat, als unsichtbare Last erlebt, innerlich jongliert?

  • Gibt es zu erledigende Dinge, die jeweils dem einen oder dem anderen Familienmitglied leichter (bzw. schwerer) fallen? Wird das bei unserer Arbeitsteilung in der Familie (zumindest mehr oder weniger) berücksichtigt?

Wichtig: Diese Fragen nach einer gerechten Aufteilung aller anstehenden Aufgaben können nicht 'ein für alle Mal' beantwortet werden.

Je nach Alter der Kinder, der jeweiligen individuellen Herausforderungen (im Job, in der Großfamilie, gesundheitlich etc.), der empfundenen Belastung und der gesamten Lebenssituation muss in regelmäßigen Abständen immer wieder aufs Neue verhandelt werden, wer was weiterhin macht oder 'abgeben' möchte und welche Arbeitsteilung in der Familie sich für alle Familienmitglieder möglichst fair anfühlt.

"Jetzt übernimm doch endlich mal Verantwortung!"

Verantwortung kann in der Partnerschaft schnell zum Reizwort werden.

Wenn einer gefrustet ist, weil der Partner sich nicht wie erwartet um die Reisebuchung, den Abwasch, den Arzttermin des Kindes, den Anruf bei der Hausverwaltung oder die Absage des Schwiegermutter-Besuchs gekümmert hat, ist oft der Satz zu hören „Nie übernimmst Du Verantwortung!“

Das bringt den anderen sofort in eine Verteidigungshaltung.

Statt sich die Kritik bzw. die dahinterstehende Bitte zu Herzen zu nehmen, argumentiert er unwillkürlich dagegen und zählt auf, welche Art von Verantwortung schon schwer genug auf seinen Schultern lastet.

Diskutieren Sie über die Aufgabenverteilung! Erstellen Sie gemeinsam eine Liste.

Damit Familie gelingt und sich alle Beteiligten auf Dauer wohlfühlen, ist ein gemeinsam erstellter Überblick über die wichtigsten Aufgabengebiete (Art der Arbeit, Verantwortung, Zuständigkeiten...) für viele Paare oft schon sehr erhellend. Bevor es kleinteiliger wird, macht es Sinn, erst einmal eine grobe Liste für das eigene (Familien-)Leben zu erstellen:

Haus & Hof / Finanzen

  • Haushalt (Putzen, Waschen, Aufräumen usw.)

  • Versorgung (Tiere; Balkon / Garten / Pflanzen)

  • Reparaturen / Organisation Handwerker

  • Hausverwaltung / Vermieter / Mieter

  • Anschaffungen / Ausmisten

  • Überblick Finanzen

  • Versicherungen

  • Steuererklärung

  • ...

Rund um den Nachwuchs:

  • Verpflegung / Versorgung (Einkäufe; Zubereitung der Mahlzeiten; Brotzeitboxen; Snacks)

  • Kinderbetreuung / Freizeitgestaltung (Nachmittage / Wochenenden / Ferien)

  • Gesundheit / Körperpflege Kinder

  • Besorgungen / Anschaffungen / Ausmisten

  • KiTa und Schule

  • Geburtstage und Feste

  • Eltern-Taxi

  • 'Deals' / 'Verhandlungen'

  • ...

Soziale Kontakte:

  • Pflege von Freundschaften

  • Absprachen mit anderen Eltern

  • Kontakt zu Familienmitgliedern / Nachbarschaftsdienste

  • ...

Bereits bei einer solchen exemplarischen Aufzählung wird schnell deutlich, wie viele 'Bereiche' es sind, die von Eltern im Blick behalten werden müssen.

Die jeweiligen Überpunkte können nach und nach kleinteiliger mit Inhalt gefüllt werden und - so wie bei dem obigen Beispiel "Kind ist zu einem Geburtstagsfest eingeladen" - bis in die ganz konkreten Einzelschritte zerlegt werden.

Werden mehrere Aufgaben detailliert analysiert, können Symbole den Überblick erleichtern, wie zum Beispiel:

  • Ampelfarben (grün-gelb-rot):
    "Dafür braucht es wenig / mittel / sehr viel Zeit"

  • Pfeile (nach oben-seitlich-unten):
    "Das muss sehr häufig / ab und zu / selten gemacht werden"

  • Smileys (lächelnd-neutral-betrübt):
    "Das fällt mir in der Regel leicht / mittel / schwer"

Wichtig ist in jedem Fall, dass sich alle Beteiligten bewusst machen, dass Verantwortung übernehmen nicht nur bedeutet, etwas auszuführen, sondern sich insgesamt dafür 'zuständig' zu fühlen.


Wenn nur eine/r sich als Manager/in erlebt, die/der Anliegen im Kopf behalten und pünktlich Aufträge verteilen muss, dann ist die mentale Arbeit nach wie vor noch nicht fair geregelt.

Die Mental Load-Falle: Warum kommt es so oft zum Streit?

Der Alltag mit seinen vielfältigen Herausforderungen hat uns alle fest im Griff. Wenn zwischendurch kaum Luft für Erholung ist und sich jeder chronisch überstrapaziert fühlt, liegt das Nervenkostüm schnell mal blank.

Oft vergessen wir aber auch gerne, dass in einer Paarbeziehung - bei aller Seelenverwandtschaft - zwei ganz unterschiedliche Personen aufeinandertreffen.

Jeder bringt seine Familiengeschichte und seine persönliche Biographie mit. Die Vorstellungen davon, was Ordnung und was Chaos ist, können seeeeehr verschieden sein, ebenso die Einschätzung, was das Beste für die Kinder ist. Es reicht nicht aus, einmal vage über solche Unterschiede gesprochen zu haben.

(Lesen Sie hierzu auch gerne unseren Artikel "Wie Beziehungen funktionieren - Die größten Mythen aufgeklärt".)

Klare Absprachen verhindern Konflikte

Wenn man es versäumt, rechtzeitig klare Absprachen zu treffen, entsteht schnell Unzufriedenheit, etwa weil der Partner die Küche wieder einmal nicht so aufgeräumt hat wie man sich das gewünscht hätte. Der Ärger wird ein ums andere Mal heruntergeschluckt, um die Stimmung nicht zu verderben - und so passiert es, dass beide immer wieder in heikle Situationen schlittern.

Wenn dann eines Tages wieder einmal der Kühlschrank leer und der Mülleimer voll ist, läuft das Fass plötzlich über und es kommt zu unkonstruktiven Vorwürfen wie:

„Warum muss eigentlich immer ich alles machen?"

"Warum kümmerst Du Dich nie um irgendetwas?"

"Weshalb macht hier keiner außer mir die Drecksarbeit?“

Wie vermeide ich die Vorwurfsspirale?

Heiße Eisen wie 'Aufgabenverteilung' und 'Was braucht es, damit ich mich wohl(er) fühle' sollten Sie daher in möglichst entspannten Zeiten - bei einer Tasse Kaffee oder einem Spaziergang - regelmäßig zwischendurch anpacken. Das kostet erst einmal Überwindung: Jetzt frühstücken wir gerade so schön miteinander, warum sollen wir uns die Stimmung ruinieren mit dem Reizthema Putzen und Einkaufen?

Doch wenn es gelingt, auf eine gute Weise darüber zu sprechen, kann der Sonntag tatsächlich überaus prima weiter verlaufen. Wenn der eine zum Beispiel sagt: "Ich würde mir wünschen, dass Du einmal in der Woche staubsaugst. Das würde mich sehr unterstützen!", klingt das anders, als wenn geschimpft wird: "Hier sieht es mal wieder furchtbar aus, weil es Dir ja scheißegal ist, ob wir am Dreck ersticken".

Wenn ich bei mir und meinen Bedürfnissen bleibe, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der andere darauf eingehen wird, gleich sehr viel höher.

Es gibt keine gute Beziehung ohne Toleranz und Kompromisse

Es gibt keine gute Beziehung ohne Toleranz. Toleranz fängt genau da an, wo etwa ein Moment des Bedauern einsetzt und ich beim Blick in die Spülmaschine - wieder einmal - denke: "Kannst Du das denn nicht einfach genau so (klug und sinnvoll... ;-)) machen, wie ich es tun würde?"

Aber - schlicht und einfach: Der Partner ist anders, weil er ein anderer ist.
Und: Es gibt ihn nur als Gesamtpaket.

Wenn der andere das Besteck nicht ähnlich genial einräumt, wie ich selbst das tue, oder er wieder einmal nicht richtig aufgeräumt hat, heißt das nicht, dass er mir 'eins reinwürgen' oder mich ärgern will. Er hat nur vermutlich einen ziemlich anderen inneren Maßstab für Struktur und Ordnung. Vielleicht ist ihm manches auch persönlich nicht so wichtig - und deshalb vergisst er immer wieder, die Zeitung wegzuräumen oder die Wäsche abzuhängen.

Entscheidend ist, das unter keinen Umständen als gemeine Nachlässigkeit zu werten.

Das bedeutet andererseits aber natürlich nicht, dass das Thema nicht noch einmal angesprochen werden kann: "Ich wünsche mir, dass wir eine neue Lösung finden. Vielleicht probieren wir mal eine Art WG-Plan aus oder überlegen, ob wir uns nicht doch ab und zu eine Haushaltshilfe leisten können. Was meinst Du?"

"Wenn Du mich wirklich lieben würdest, dann wüsstest Du (...)"

Manchmal kommt der Vorwurf: "Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann wüsstest Du, wie wichtig mir das ist, und dann müsste ich dich nicht ständig daran erinnern."

Das ist destruktive Kommunikation. In diesem Fall unterstelle ich nämlich zu wenig Liebe und Hilfsbereitschaft. Wenn ich keine Eskalation in Kauf nehmen möchte, sollte ich besser bei mir bleiben und eine Formulierung wählen wie: Ich glaube, es ist noch nicht wirklich bei dir angekommen, wie wahnsinnig gut es mir tut, wenn unser Esstisch freigeräumt ist. Ich genieße es total, wenn es bei uns diese ‚Ordnungs-Oase‘ gibt. Bitte versuch doch mit mir daran zu denken, die Bücher und Zeitungen zwischendurch immer wieder wegzuräumen.

(Lesen Sie hierzu gerne auch unseren Artikel "Ständiger Streit in der Beziehung? Das sollten Sie wissen!")

Die schönste Art, wie wir Menschen positiv beeinflussen können, ist, dass wir ihnen Gutes tun - ob das der Partner, eine Freundin oder die Tochter ist. Dann steigt beim anderen automatisch die Verhandlungsbereitschaft.

Wenn ich darunter leide, dass mein Partner zu wenig im Haushalt übernimmt, könnte ich zum Beispiel sagen: Du kümmerst dich so super um die Sportevents der Kinder und unsere ganzen Steuerunterlagen. Das entlastet mich sehr. Weißt Du, was mir zurzeit auch noch eine riesengroße Hilfe wäre? Wenn Du in den nächsten Wochen den Samstags-Einkauf übernehmen könntest. Dann würde ich nicht immer wieder gar so gestresst ins Wochenende starten.

Wenn die eigenen Beiträge gesehen und geschätzt werden, sind wir noch viel eher bereit, Bitten des anderen zu erfüllen. Wenn uns etwas Positives gesagt oder getan wurde, entsteht bei uns mit großer Wahrscheinlichkeit der Wunsch, unsererseits etwas zurückzugeben.

Haben Paare mit Kindern mehr Konflikte um Verantwortlichkeiten?

Jedes Paar hat Auseinandersetzungen über Aufgaben und Zuständigkeiten. Mit Kindern steigt der Konfliktstoff.

70 Prozent der Paare geraten in Turbulenzen, wenn das erste Kind geboren ist, weil dann die Karten noch einmal komplett neu gemischt werden.

Da braucht es viel Geduld und klare Absprachen, bis sich das neue Leben stimmig anfühlt.

Natürlich ist es viel emotionaler, über die Kinderbetreuung zu streiten als übers Staubsaugen oder den Kauf einer neuen Kaffeemaschine.

Jeder Partner möchte den Kindern das Beste zukommen lassen - aber die Vorstellungen davon, was das Beste ist, werden nie ganz übereinstimmen.

Paare sollten sich frühzeitig darüber verständigen, was sie ihren Kindern mitgeben möchten.

  • Was ist mir wichtig?
  • Was halte ich für sinnvoll?
  • Wie ist das bei Dir?
  • Wie kommen wir da zusammen?

Heftige Streits verhindern

Wenn große Emotionen im Spiel sind, kann ein Gespräch schnell eskalieren.

Steigt der Puls über hundert, sollte man unbedingt aufhören zu sprechen. Zu große innere Aufruhr zerstört jeden konstruktiven Austausch.

Paare sollten Notausgänge vereinbaren (zum Beispiel 'gelbe' oder 'rote Karte' oder andere Symbole). Oder auch ankündigen, dass man notfalls das Zimmer verlässt zur Schadensbegrenzung, während man das Gespräch vertagt: Lass uns besser morgen weiter reden.

Immer derjenige sein, der alles im Blick haben muss? - Eine der Hauptursachen für Mental Load

Viele Frauen beklagen sich darüber, dass sie - anders als die Männer - die Hauptlast für die Tagesstruktur der gesamten Sippe tragen und die Einhaltung sämtlicher Familientermine im Blick haben müssen - und der Partner, auch wenn er sich am Haushalt beteiligt oder mit den Kindern spielt, dafür insgesamt keine Verantwortung übernimmt.

Falls dem (tendenziell) so ist: Wie ist dieses Dilemma zu lösen?

Die Verantwortungsverteilung in diesem Bereich ist bei Paaren mit Kindern meistens gewachsen. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist in aller Regel nach wie vor die Mutter zunächst die wichtigste Bezugsperson. Sie geht zu den ersten Untersuchungen. Sie besucht die Krabbelgruppe. Sie kümmert sich um die Anmeldefristen geeigneter Kitas. So entsteht eine Rollenverteilung im Leben vieler Männer und Frauen, die sich schnell verfestigt.

Deshalb ist es gut, immer wieder das Gespräch zu suchen - bevor es langfristig zu einseitig wird. Wenn das Wichtigste in kleinen Häppchen besprochen wird, ist es viel leichter, als wenn man lange schweigt, irgendwann dann doch explodiert und der Partner die Welt nicht mehr versteht.

Die Illusion von objektiver Gerechtigkeit

Eine objektiv gerechte dauerhafte Verteilung aller Aufgaben innerhalb eines dynamischen Familiensystems? - Wird es nie geben!

Man kann aber in regelmäßigen Abständen die bisherige Aufteilung der Zuständigkeiten hinterfragen und immer wieder versuchen, neu anfallende Aufgaben nach den jeweiligen Stärken, Neigungen und dem derzeitigen subjektiven Belastungsgrad aller Beteiligten möglichst fair zu vergeben:

"Ich kümmere mich gerade ja ziemlich komplett um Arzt-, Kitatermine und Hausaufgaben. Dafür wäre ich Dir super dankbar, wenn Du in nächster Zeit selbständig den Garten versorgst und die Kinder am Wochenende zum Sport begleitest. Passt das so für Dich?"

Bei vielen Paaren hat sich der Familienkalender am Kühlschrank bewährt. Da gibt es mehrere Spalten nebeneinander, in denen für jedes einzelne Familienmitglied alle wichtigen Termine, Vorhaben und To dos eingetragen werden können – es kann auch eine eigene Spalte für Familienzeit oder für exklusive Paar-Events genutzt werden.

So haben alle gut im Blick, wer wann was macht und ob es auch regelmäßig schöne Vorhaben gibt, auf die sich alle miteinander freuen.

Das Entscheidende ist, wie gesagt: Im Gespräch bleiben. Getroffene Vereinbarungen regelmäßig überprüfen. Das, was nicht mehr stimmig ist, verändern.

Man kann die Gespräche auch ritualisieren und zum Beispiel beim Sonntagsfrühstück etwas länger sitzen bleiben und klären, was in der kommenden Woche ansteht. Dranbleiben ist wichtig - und natürlich eine Portion Humor à la: "Wer kriegt diesmal die allerätzendste To-do-Karte für die kommende Woche zugeschoben?" (wie z.B. das Elternabend-Gespräch mit der - von unserem hibbeligen 5. Klässler-Spr0ss - total genervten Mathelehrerin durchfüren)

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Über die Autorin / den Autor

Dr. Judith Gastner ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Pädagogin und Paartherapeutin. Die Mitbegründerin und wissenschaftliche Leiterin von PaarBalance, der bekanntesten interaktiven Paartherapie online im deutschsprachigen Raum, unterstützt seit über 20 Jahren Menschen in den Bereichen Beziehungsanbahnung, Partnerschaftsgestaltung, Sexualität, Krisenbewältigung & Trennungsverarbeitung.