Die vier apokalyptischen Reiter einer Paarbeziehung

Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Paartherapeutin, Pädagogin, Coach
Lesedauer: Minuten
Dr. Judith Gastner
Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Paartherapeutin, Pädagogin, Coach
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Wir sollten alles dafür tun, um sie künftig konsequent an uns vorbei galoppieren zu lassen: Die vier apokalyptischen Reiter einer Paarbeziehung, die laut John Gottman, dem bekannten amerikanischen Paartherapeuten, jede Liebe verwüsten

Welche Erinnerungen tauchen in Ihnen auf, wenn Sie sich an die ersten Wochen und Monate mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin erinnern?

Wahrscheinlich hing der Himmel voller Geigen und Ihr Miteinander war geprägt von Liebe, Nähe, Geborgenheit, gegenseitiger Unterstützung, aufregender Erotik, Wohlwollen, Respekt, Geduld ... Und dann?

Leider machen viele Paare die Erfahrung, dass sich ihre Beziehung im Laufe der Zeit verändert. Der Ton wird rauer. Die Atmosphäre kühler. Innigkeit und Geborgenheit nehmen ab. Streitigkeiten werden mehr. Die Sexualität schläft ein. Keiner fühlt sich vom anderen noch so richtig gesehen, geschätzt, geliebt.

Im vorliegenden Artikel erfahren Sie das Wichtigste über vier Verhaltensmuster, die Paarbeziehungen besonders schwer schädigen und eine spätere Trennung wahrscheinlich machen. Sie wurden von dem Paartherapeuten, Psychologen und Wissenschaftler John Gottman identifiziert, der die Interaktionsdynamik zwischen Partnern intensiv untersucht hat. Er bezeichnete die toxischen Muster als "die vier apokalyptischen Reiter der Paarbeziehung".

Welche das sind und wie Sie ihnen entgegenwirken können, erfahren Sie hier.

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Vielleicht erleben Sie gerade eine solche Veränderung und fragen sich nach vielen Streitigkeiten und Konflikten:

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Warum entwickeln sich Beziehungen so oft "zum Schlechten"? - Hier die Antwort aus der Paarforschung

Vermutlich jedes Paar wünscht sich eine liebevolle und entspannte Beziehung. Niemand möchte dauerhaft in einer gereizten oder frostigen Atmosphäre leben.

Warum kommen dann trotzdem so viele Paare irgendwann an einen Punkt, an dem sie nicht mehr freundlich miteinander umgehen und zunehmend unglücklich sind?

Der 1942 geborene US-amerikanische Psychologe, Wissenschaftler und (Buch-)Autor John Gottman wollte die emotionale Welt von Paaren besser verstehen. Mit diesem Ziel führte er eine Vielzahl an Studien durch, in denen u.a. der Zusammenhang untersucht wurde zwischen

  • der Interaktionsdynamik zwischen den Partnern,
  • der von dem Paar erlebten Beziehungszufriedenheit und
  • der späteren Trennungsquote.

Dabei konnte er vier Verhaltensmuster identifizieren, die Paaren besonders nachhaltig schaden und die eine spätere Trennung wahrscheinlich machen. Gottman nennt sie „die vier apokalyptischen Reiter der Paarbeziehung“.

Vorboten des drohenden Untergangs

Den Namen "apokalyptische Reiter" wählte Gottman in Anlehnung an die Johannes-Offenbarung, dem letzten Buch des Neuen Testaments. Dort sind die apokalyptischen Reiter Boten, die den Weltuntergang ankündigen. Ähnlich wie in der Bibel-Prophezeiung, verhält es sich mit den apokalyptischen Reitern der Paarbeziehung: Ihr Name ist Programm.

Wenn sie zum Alltag in Beziehungen werden - während bei den betroffenen Paaren zugleich der "gute Ton" abhanden kommt - können sie das Ende und den Untergang der Liebe bedeuten.

Sie schleichen sich mit der Zeit ein, werden zur Gewohnheit und zeigen besonders in Streitsituationen ihr zerstörerisches Potential.

Die apokalyptischen Reiter sorgen auf der einen Seite dafür, dass ein kleiner Konflikt schnell eskaliert, während sie auf der anderen Seite verhindern, dass die Partner eine ungute Situation zügig und konstruktiv klären können.

Ist die Beziehung zum Scheitern verurteilt, wenn die apokalyptischen Reiter erst einmal in Erscheinung getreten sind?

Nein! Die beschriebenen Verhaltensweisen führen nicht automatisch zum Ende der Partnerschaft. Die Studien zeigen aber, dass sie die Wahrscheinlichkeit für eine spätere Trennung mitunter stark erhöhen.

Sie sind alledem jedoch nicht machtlos ausgeliefert: Wenn Sie sich bewusst mit den unheilvollen Reitern auseinandersetzen, können Sie gezielt gegensteuern und sie nach und nach aus Ihrem Paarleben verbannen.

Der erste Schritt besteht darin, die einzelnen apokalyptischen Reiter im eigenen Beziehungsalltag zu identifizieren - denn es braucht ein möglichst klares Bild im Kopf, worauf es zu achten gilt:

In welcher Gestalt und in welchen Situationen galoppieren die unheilbringenden Verhaltensmuster durch den eigenen Paaralltag und beschädigen die Atmosphäre?

Das ist bei jedem Paar individuell und nie eins zu eins vergleichbar. Aber auch wenn - anders als bei Gottman & Forscherteam - bei Ihnen weder Videokamera noch Messgeräte oder Computer für eine detaillierte Analyse und Auswertung der unguten Interaktionen mit Ihrem Partner zum Einsatz kommen werden:

Sie werden mit Sicherheit trotzdem feststellen können, ob und wenn ja welche der vier Gottman'schen Reiter Ihre Beziehung bereits aufgesucht haben - sofern Sie sich trauen, ehrlich und selbstkritisch hinzuschauen.

Am besten nehmen Sie sich vor, alle spontanen Impulse der Verteidung oder Rechtfertigung (im Sinne von: "Ich musste so sein, weil Du so warst...") zur Seite zu stellen, falls auch Sie selbst immer wieder Hufgetrappel in Ihrem Paaralltag auslösen sollten. Das zu realisieren fühlt sich zunächst nämlich nicht besonders gut an. Aber kein Grund zur Sorge:

Direkt nach der Beschreibung jedes einzelnen Reiters erhalten Sie bewährte Tipps, wie es gelingen kann, bereits entstandenen Schaden zu begrenzen und die Liebe künftig nicht weiter zu beschädigen.

Der erste apokalyptische Reiter: Kritik

Der erste apokalyptischer Reiter in einer Paarbeziehung: Kritik

Der erste apokalyptische Reiter, den John Gottman identifiziert hat, ist die Kritik.

Nun fragen Sie sich vielleicht: „Wenn Kritik üben eine Verhaltensweise ist, die meiner Ehe schadet, wie soll ich dann überhaupt noch Probleme ansprechen?“ oder: "Heißt das, dass ich zu allem erst einmal Ja & Amen sagen und meine Bedürfnisse und spontanen Reaktionen komplett unterdrücken muss?"

Diese Fragen sind absolut berechtigt. Schließlich ist es unumgänglich, über Konfliktthemen und Meinungsverschiedenheiten in Beziehungen möglichst offen zu reden. Wer sie immer herunterschluckt und niemals anspricht, wird mit der Zeit zunehmend unglücklicher – und „explodiert“ irgendwann vor lauter unterdrückter Wut und Frustration.

Wie können Sie Ihrer Frau bzw. Ihrem Mann also künftig mitteilen, wenn Sie etwas stört und Sie sich etwas anders wünschen würden?

John Gottman hat in diesem Zusammenhang eine wichtige Unterscheidung getroffen: Die Unterscheidung zwischen Kritik und Beschwerde.

Eine Beschwerde ist keine Kritik

Obwohl beide Begriffe auf den ersten Blick austauschbar klingen, unterscheiden sie sich in einigen zentralen Punkten. Das lässt sich am besten an einem konkreten Beispiel zeigen.

Eine (destruktive) Kritik kann - etwas überspitzt - in etwa so klingen:

„Früher hast Du so oft für mich gekocht - aber das machst Du ja überhaupt nicht mehr. Du bist generell ein ziemlicher Egoist geworden. Unterstützt mich schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Immer denkst Du zuerst an Dich. Sei doch mal ehrlich: Eigentlich liebst Du mich doch schon seit einer ganzen Weile nicht mehr.“

Charakteristisch ist, dass Kritik oft Du-Botschaften, Schuldzuweisungen und Unterstellungen enthält. Oftmals ist sie gespickt von verallgemeinernden Worten wie „immer“, „nie“, „alles“, "nur noch" oder „nichts“ und bezieht auch den Charakter, die Persönlichkeit oder die Haltung des Partners insgesamt mit ein.

Eine (konstruktive) Beschwerde hingegen könnte sich ungefähr so anhören:

„Früher hast du so oft für mich gekocht - das habe ich immer sehr genossen. In letzter Zeit kam das leider etwas kurz. Ich würde mich freuen, wenn du am nächsten Wochenende mal wieder was für uns machst. Das fände ich richtig schön. Was hältst Du von (...)? Da hätte ich gerade richtig Lust drauf... “

Beschwerden beinhalten Ich-Botschaften, die die eigenen Wünsche und Bedürfnisse wiedergeben. Die Formulierungen sind eher beschreibend und beziehen sich auf konkrete Situationen. 

Die beiden Aussagen beginnen zwar genau gleich und haben im Prinzip denselben Inhalt:
Es war für mich toll (und ich habe es auch als Zeichen Deiner Fürsorge, Unterstützung und Liebe empfunden), von Dir bekocht worden zu sein. Ich bedaure, dass das schon länger nicht mehr vorgekommen ist und würde es mir wieder einmal wünschen.

Die weiteren Formulierungen sind hingegen vollkommen verschieden. Daher lösen sie beim Gegenüber auch ganz Unterschiedliches aus. Sie stehen für einen sehr gegensätzlichen Umgang mit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen.

Ungünstig formulierte Kritik enthält oft einen Angriff auf die andere Person, der zur Verteidigung in Form eines Gegenangriffs einlädt. Denn wer sich angegriffen fühlt, schlägt zurück.

So schaukeln sich Kritik, Rechtfertigung und Gegenkritik schnell hoch, bis die Situation eskaliert.

Zudem vermittelt beispielsweise die oben formulierte Kritik, dass der Kritiker generell unzufrieden mit der gesamten Beziehung und dem Charakter des Partners ist. Das verletzt natürlich.

Im Gegensatz dazu beinhaltet eine Beschwerde idealerweise eine möglichst konkrete und umsetzbare Anregung, in der beschrieben wird, was demjenigen, der sie formuliert hat, gut tun würde.

Verzichten Sie auf Kritik und Gegenkritik

Wir können also eine klare Empfehlung zum Umgang mit dem ersten apokalyptischen Reiter geben:

  • Beschreiben Sie Ihre eigenen Gefühle.
  • Vermeiden Sie Pauschalisierungen, wenn Sie ein Problem oder einen Wunsch ansprechen. Sie müssen nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, aber bestimmte Worte und Formulierungen (s.o.) sind erwiesenermaßen ungünstig und sollten möglichst vermieden werden.
  • Reagieren Sie nicht mit Rechtfertigung, Verteidigung oder Gegenkritik, wenn Ihr Partner seinerseits Kritik äußert.
  • Kontern Sie lieber mit einer Beschwerde (über seine Kritik), indem Sie beispielsweise sagen: „Es hat mich verletzt, wie du das gerade formuliert hast. Das gibt mir das Gefühl, du wärst komplett unglücklich in unserer Beziehung, und dass ich schon lange etwas ganz Grundlegendes falsch mache.“ Das wird vermutlich dazu führen, dass Ihr Partner seine globale Kritik einschränkt.
  • Formulieren Sie das, was Ihnen gut tun würde, als Vorschlag oder Bitte - und nicht als Forderung oder nachträglichen Vorwurf.

Oftmals denken Paare, dass es zwischendurch auch mal laut werden müsse, im Sinne von: "Streit ist wie ein reinigendes Gewitter" oder: "Das gehört nun mal zur Streitkultur dazu".

Das ist unserer Erfahrung nach aber nicht richtig: In den Momenten, wo es zu Streit kommt, hat sich die Kultur nämlich fast immer bereits verabschiedet. Vermeiden Sie Eskalation, wo immer es geht. Sprechen Sie Ihre Wünsche und Bedürfnisse an - bevor Ihnen "gleich die Hutschnur platzt".

Der zweite Reiter: Verachtung

Der zweite apokalyptischer Reiter in einer Paarbeziehung: Verachtung

Der zweite apokalyptische Reiter ist die Verachtung.

Sehr wahrscheinlich kennen Sie das Phänomen: In einem Streit geschehen Dinge, die Sie nachher bereuen.

Man rollt die Augen, macht sarkastische und abschätzige Bemerkungen und sagt manchmal sogar ganz bewusst und mit Absicht etwas Verletzendes.

Aber auch, wenn man es 'eigentlich' gar nicht so gemeint hat: Solche Verhaltensweisen können als verschiedene Formen von Verachtung aufgefasst werden.

Der Grund: Bei verachtenden Äußerungen oder Signalen geht es meist nicht mehr nur um das Streitthema selbst, sondern darum, dem Lebenspartner einen Stich zu versetzen. Sie wirken auf den anderen wie ein bewusster Angriff. So können etwa unwichtige Kleinigkeiten zu grundlegender Kritik an der Person werden, z.B.: „Immer lässt du deine dreckigen Socken rumliegen. Wenn du auf der Arbeit auch so unordentlich und chaotisch bist, kann ich gut verstehen, warum dein Chef dich nicht befördert hat!“

Eine solche Aussage kann tief verletzend sein.

Verachtung ist ein Vertrauensbruch

Besonders schmerzhaft wird es, wenn die Intimität zwischen zwei Beziehungspartnern als Waffe eingesetzt wird und wunde Punkte des anderen aufgegriffen werden, über die im Vertrauen gesprochen wurde.

Selbst, wenn eine solche Aussage nur im Rahmen einer heftigen Auseinandersetzung gefallen ist und dem anderen schon kurz danach aufrichtig leid tut, kann ein solcher Vorfall das Vertrauen des Partners nachhaltig schädigen.

Auch das Nachäffen des anderen oder lautes Seufzen kann Verachtung ausdrücken, ebenso wie hämisches Lachen oder Kopfschütteln. All das sagt nämlich in diesem Moment: „Ich nehme dich nicht ernst und halte das, was du sagst oder tust, für dumm.“

Ähnlich wie Kritik lädt ein solches Verhalten zu Verteidigung mit einem Gegenschlag ein. Dieser fällt aber meist noch heftiger aus als nach Kritik, da Verachtung noch stärker verletzt. Schließlich verstößt sie gegen das Grundprinzip von guten Beziehungen: Respektvoll und auf Augenhöhe miteinander umzugehen.

Vermeiden Sie Verachtung oder bemühen Sie sich sofort um Wiedergutmachung

Natürlich ist es für die Liebe am besten, Verhaltensweisen zu unterlassen, in denen Verachtung zum Ausdruck kommt. Das gelingt jedoch nicht immer. Was können Sie tun, wenn es bei einem Konflikt zu einer verachtenden Verhaltensweise gekommen ist?

Entschuldigen Sie sich in diesem Fall sofort, nicht erst nach dem Ende des Streits - denn egal, wie sauer Sie sind oder wie ernst der Konflikt sein mag:

Eine verachtende Äußerung darf nicht im Raum stehen bleiben. Sie verletzt den geliebten Menschen nachhaltig. Und das ist mit Sicherheit nicht das, was Sie sich und Ihrer Beziehung wünschen.

Wenn etwas als verachtend empfunden wird, ist es auch nach dem Streit meist nicht vergessen. Machen Sie deutlich, dass das verachtende Verhalten nicht Ihre wahre Einstellung Ihrem Liebsten gegenüber widerspiegelt.

Zeichen der Wertschätzung und aufrichtig gemeinte Komplimente können dabei helfen, den Moment der Verachtung wiedergutzumachen.

Der dritte Reiter: Mauern

Apokalyptischer Reiter Paarbeziehung 3 - Mauern

Möglicherweise gelangen Sie bei einem heftigen Zusammenstoß manchmal an einen Punkt, an dem Sie sich nicht weiter mit der Situation auseinandersetzen möchten oder können, da die Emotionen hochkochen.

Das erleben viele Paare besonders dann so, wenn zuvor verachtende Äußerungen gefallen sind. Häufig zieht sich ein Partner daraufhin erst einmal zurück und geht dem weiteren Konflikt komplett aus dem Weg. Meist reagiert der andere in solchen Situationen entsprechend und zieht sich ebenfalls zurück. Dieses Verhalten kann von Vorteil sein, wenn beide die Streitpause nutzen, um ihre Gefühle zu regulieren. Anschließend kann dann eine ruhigere, sachlichere Diskussion über die Konfliktthemen erfolgen und die Wahrscheinlichkeit steigt, den Streit gemeinsam beilegen zu können.

Doch nicht immer kommen die Beziehungspartner nach einem Rückzug wieder zusammen. Ist dies der Fall, wird der Rückzug zum Problem.

Häufig vermeidet ein Beziehungspartner aber auch von vornherein Gespräche über "Heiße Eisen", indem er zum Beispiel den Raum verlässt, wenn bestimmte Themen angesprochen werden. Das kann dem Selbstschutz dienen und dem Bestreben, sich nicht verletzlich zu zeigen. So entstehen allerdings regelrechte „Schweige-Felder“, über die ein Paar gar nicht mehr spricht.

Manchmal zieht sich ein Beziehungspartner im Paaralltag generell immer öfter zurück. Der Auslöser dafür kann Stress mit Kollegen im Job oder im Rahmen der Alltagsgestaltung sein. Durch Schweigen und Umgehen von möglichen Streitthemen möchte der ohnehin Belastete zusätzlichen Beziehungsstress vermeiden. Meist geschieht das unbewusst, ohne, dass er sich explizit dazu entschieden hat.

Rückzug baut eine Mauer zwischen den Partnern auf

Auf den ersten Blick wirkt Rückzug wie eine sinnvolle Verhaltensweise, die einen hitzigen Streit beenden und dadurch verhindern kann, dass ein Konflikt eskaliert. Sie hat aber eine große Signalwirkung:

Ein Partner „mauert“ sich regelrecht vor dem anderen ein. Er signalisiert: „Ich lasse dich nicht an mich heran, du bist unerwünscht.“ Gleichzeitig macht das Mauern die Aufarbeitung und Lösung von Konflikten unmöglich. Und das ist Gift für jede Paarbeziehung!

Im schlimmsten Fall löst all das beim anderen das Gefühl aus, das Gegenüber habe kein Interesse mehr an der Beziehung. Es scheint schließlich so, als würde er sich nicht mehr mit dem anderen austauschen und nicht mehr in die Beziehung oder Ehe investieren wollen. Mauern in diesem Sinne verhindert emotionale Nähe zwischen den Beziehungspartnern und führt auf Dauer zu einer emotionalen Entfremdung - eine der häufigsten Trennungsursachen!

Schaffen Sie Intimität und Offenheit

Die wichtigste Maßnahme gegen das Mauern ist Vorbeugen: Verbringen Sie regelmäßig Zeit mit Ihrem Liebsten, in der Sie es möglichst entspannt und schön miteinander haben. Das stärkt die emotionale Nähe und bildet die Basis, um sich vertrauensvoll miteinander austauschen zu können.

Falls es bei Ihnen bereits „Schweige-Themen“ geben sollte, ist nun der Zeitpunkt gekommen, um sie anzusprechen. Schaffen Sie dazu eine angenehme Atmosphäre und tasten Sie sich behutsam heran, indem Sie erst einmal über andere Dinge sprechen, mit denen Sie sich beide wohl fühlen, und das „Schweige-Thema“ nur ganz vorsichtig antippen. Teilen Sie offen mit, dass es für Sie ebenfalls nicht einfach ist, darüber zu sprechen - Sie aber der Meinung sind, dass es wichtig wäre, weil es Sie beschäftigt. Bemühen Sie sich um eine wohlwollende und respektvolle Ausgangssituation.

Trotz der bisherigen Empfehlungen wird sich nicht jeder Streit vermeiden lassen. In der akuten Situation selbst kann Ihnen wieder danach sein, sich sofort zurückzuziehen. Was können Sie also tun, wenn der Konflikt bereits in vollem Gange ist und Sie in der Hitze des Moments bereits wortlos den Raum verlassen haben?

Versuchen Sie, weiteres Mauern abzukürzen. Das bedeutet: Atmen Sie tief durch und suchen Sie danach wieder das Gespräch. Signalisieren Sie, dass es Ihnen am Herzen liegt, den Konflikt beizulegen.

Der vierte Reiter: Machtdemonstration

Der vierte apokalyptischer Reiter in einer Paarbeziehung: Machtdemonstration

Den Begriff „Machtdemonstration“ verbinden viele Menschen oft eher mit ihrer Positionierung am Arbeitsplatz und nicht so sehr mit ihrer Partnerschaft. Machtdemonstrationen kommen jedoch auch in vielen Paarbeziehungen vor.

Stellen Sie sich folgendes Beispiel vor:

Lena und Linus sind ein Paar und teilen sich ein Auto. Linus hat es in letzter Zeit oft ungefragt genommen, obwohl Lena es auch gerne genutzt hätte. Jetzt hat Linus Karten für ein Konzert in einer abgelegenen Arena und braucht dringend das Fahrzeug, um gemeinsam mit einem Freund dorthin zu fahren. Weil Lena sauer über die mangelnden Absprachen der letzten Wochen ist, rächt sie sich nun, indem sie gerade an diesem Tag länger arbeitet und das Auto zu spät zurückbringt, sodass Linus und sein Freund deswegen das Konzert verpassen.

Machtdemonstrationen schaden dem Fundament der Beziehung

Linus kann dieses Verhalten nun auf zwei Arten interpretieren:

  • Nach außen gerichtet: „Lena möchte zeigen, dass ich von ihr abhängig bin und sie bestimmen kann, was ich tun kann und was nicht.“
  • Nach innen gerichtet: „Meine Wünsche und Bedürfnisse sind Lena egal. Sie hilft nicht dabei, sie zu erfüllen, und stellt sich ihnen sogar aktiv in den Weg.“

In beiden Fällen fühlt sich Linus machtlos. Lena hingegen hat ihre Macht demonstriert.

Neben derart deutlichen Verhaltensweisen kommen in vielen Partnerschaften auch subtilere Formen von Machtdemonstration vor. Besonders häufig ist das wiederholte Erinnern an ein lange zurückliegendes Fehlverhalten, beispielsweise indem der eine in Diskussionen immer wieder frühere Fehler des anderen ausgräbt. So löst er bei seinem Gegenüber jedes Mal Schuldgefühle aus und „manipuliert“ auf diese Weise die Diskussion.

Machtdemonstrationen des Partners verletzen oft tief, da sie das Grundprinzip einer „Beziehung auf Augenhöhe“ in Frage stellen. So entsteht eine Spirale aus gegenseitigen Machtdemonstrationen, die nicht selten in der ultimativen Demonstration endet: Einer Affäre. Die Botschaft an den Partner lautet: „Ich brauche dich nicht. Deine Bedürfnisse nach Treue und Ehrlichkeit sind mir egal.“ Im Ergebnis bedeutet das oft das Ende der Beziehung.

Sollte es in Ihrer Beziehung bereits zu einem Seitensprung gekommen sein, finden Sie in unserem Blogartikel "Affäre verzeihen" konkrete Hilfestellung, wie Sie mit dieser Ausnahmesituation umgehen können.

Arbeiten Sie Machtdemonstrationen gemeinsam auf

Wenn Sie merken, dass in Ihrer Beziehung Machtspiele entstehen, lautet die goldene Regel: Sprechen Sie das direkt an. Erkunden Sie gemeinsam die Gründe dafür.

Vielleicht steht eine ernsthafte Sorge oder ein echtes Bedürfnis dahinter, die der Partner nicht anders auszudrücken weiß. Möglicherweise schwelt auch noch Ärger über eine (zurückliegende oder aktuelle) Situation in Ihrer Beziehung, die ihn verletzt (hat).

Arbeiten Sie diese Gründe gemeinsam auf. So können Sie Machtspiele verhindern und wieder zu einer Paarbeziehung auf Augenhöhe zurückfinden.

So verhindern Sie eine Liebes-Apokalypse!

Achten Sie in Ihrem Beziehungsalltag ab sofort ganz bewusst auf die vier apokalyptischen Reiter, denn sie können die ultimativen „Beziehungskiller“ sein.

Denken Sie daran: Wenn Ihnen einige der Reiter in Ihrem Paaralltag begegnen, ist Ihre Beziehung nicht automatisch zum Scheitern verurteilt. Es ist bereits ein wichtiger Schritt, dass Sie achtsamer werden und sie identifizieren. Gemeinsam können Sie jedem der apokalyptischen Reiter wirkungsvoll begegnen und ihn für immer in die Flucht schlagen.

Treten solche Verhaltensweisen trotz Ihres ernsthaften Bemühens weiterhin häufiger auf, kann das ein Hinweis darauf sein, dass es in Ihrer Beziehung tieferliegende Konflikte gibt, die Sie offenbar nicht ohne externe Unterstützung in den Griff bekommen können.

Stärken Sie Ihre Partnerschaft, indem Sie sich genauer mit den Ursachen auseinandersetzen. Nutzen Sie ggf. professionelle Hilfe, damit nicht noch mehr Porzellan zerbricht.

Eine Paarberatung oder Paartherapie vor Ort (z.B. bei die-partnerschaftsberater.de) oder ein Online-Programm, welches Sie unabhängig von Zeit und Ort nutzen können, kann der nächste sinnvolle Schritt sein.

Unsere Empfehlung: Lernen Sie das PaarBalance-Programm für nachhaltiges Beziehungsglück kennen.

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PaarBalance ist das einzige wissenschaftlich überprüfte, interaktive Online-Coaching zur Verbesserung von Paarbeziehungen im deutschsprachigen Raum, das auch vom einzelnen Partner durchgeführt werden kann.

Das heißt: Sie selbst können sofort aktiv werden und starten - unabhängig davon, wo Ihr Lebenspartner (aktuell noch) steht.

Anhand von 18 Sitzungen erhalten Sie bewährte, wissenschaftlich belegte Tipps, wie die apokalyptischen Reiter konsequent verabschiedet werden und Sie wieder zu mehr Leichtigkeit, Lebensfreude und Wir-Gefühl (zurück)finden können.

Alles Gute auf Ihrem Weg und herzliche Grüße

Ihre Dr. Judith Gastner & das PaarBalance-Team

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Über die Autorin / den Autor

Dr. Judith Gastner ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin, Pädagogin und Paartherapeutin. Die Mitbegründerin und wissenschaftliche Leiterin von PaarBalance, der bekanntesten interaktiven Paartherapie online im deutschsprachigen Raum, unterstützt seit über 20 Jahren Menschen in den Bereichen Beziehungsanbahnung, Partnerschaftsgestaltung, Sexualität, Krisenbewältigung & Trennungsverarbeitung.